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09 - Denn sie betrügt man nicht

09 - Denn sie betrügt man nicht

Titel: 09 - Denn sie betrügt man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Stadt eine lumpige kleine Grünanlage, die er als Park bezeichnet - und auch noch nach einer seiner heidnischen Verwandten benennt! -, und schon bildet er sich ein, der große Visionär zu sein! Es ist doch Akram Malik, hab' ich recht? Und der Stadtrat steht hinter ihm, anstatt mir und Gott auf Knien zu danken, daß ich das Geld, die Verbindungen und den Willen habe, dafür zu sorgen, daß Balford wieder Bedeutung bekommt.«
    »Es war nicht Akram«, entgegnete Theo. »Und es ging auch gar nicht um die Sanierung.« Aus irgendeinem Grund senkte er kurz den Blick, ehe er ihr in die Augen sah. Es war, als müßte er seinen Mut zusammenraffen, um fortzufahren. »Ich kann nicht glauben, daß du nicht gehört hast, was passiert ist. In der Stadt wird von nichts anderem geredet. Es ging um diese andere Sache, Großmutter. Diese Geschichte auf dem Nez.«
    »Ach, was interessiert mich der Nez.« Irgend etwas gab es immer mit dem Nez, meistens handelte es sich um Fragen des öffentlichen Zugangs zu diesem Küstenstreifen, der immer brüchiger wurde. Diese Fragen erschienen mit schöner Regelmäßigkeit auf der Tagesordnung, und sie verstand daher nicht, warum sich irgendein langhaariger Ökofreak ausgerechnet die Sondersitzung über die Stadtsanierung - ihre Sitzung, Herrgott noch mal! - auserkoren haben sollte, um für die gelbgesprenkelten Ginsterhühner oder irgendeine andere ausgefallene Tierart eine Lanze zu brechen. Der Architekt hatte sich eigens zwei Tage von seinen anderen Projekten frei genommen, um anwesend sein zu können, und der Stadtplaner war auf ihre privaten Kosten nach England eingeflogen worden. Die Präsentation war bis ins kleinste Detail durchdacht, abgesprochen, ausgearbeitet und koordiniert worden; daß sie da von der Sorge um ein abbröckelndes Stück Land, über das man zu jeder Zeit diskutieren konnte, hatte verdrängt werden können ... Agatha zitterte so heftig, daß sie sich nun doch mühsam den Weg zum Sofa suchte und sich setzte.
    »Wie konntest du das zulassen?« fragte sie ihren Enkel. »Hast du dich denn nicht dagegen gewehrt?«
    »Das war gar nicht möglich. Die Umstände -«
    »Was heißt hier, die Umstände? Der Nez ist auch nächste Woche und nächstes Jahr noch da, Theo. Ich kann nicht einsehen, wieso eine Diskussion über den Nez ausgerechnet heute von so brennender Notwendigkeit war.«
    »Es ging doch gar nicht um den Nez«, erklärte Theo. »Es ging um diesen Toten. Den man draußen auf dem Nez gefunden hat. Plötzlich erschien eine Delegation der pakistanischen Gemeinde auf der Sitzung und verlangte, angehört zu werden. Als der Stadtrat versuchte, die Leute abzuwimmeln -«
    »Sie wollten angehört werden? Wozu denn?«
    »Nun, zu diesem Toten draußen auf dem Nez. Also wirklich, Großmutter. Der Standard hat die Story in Riesenaufmachung gebracht. Du mußt das doch gelesen haben. Ganz bestimmt hat Mary Ellis, das alte Klatschmaul, dir davon erzählt.«
    »Klatsch interessiert mich nicht.«
    Er ging zum Teetisch und goß sich eine zweite Tasse kalten Tee ein. »Na schön«, sagte er in einem Ton, der ihr verriet, daß er ihr nicht glaubte. »Auf jeden Fall haben sie den Saal besetzt, als der Stadtrat die Delegation weiterschicken wollte.«
    »Sie? Wer denn?«
    »Die Pakistanis, Großmutter. Die hatten sich draußen versammelt und warteten nur auf ein Zeichen. Als es soweit war, haben sie angefangen Druck zu machen - Krawall gemacht, mit Steinen geworfen. Es wurde sehr schnell ziemlich unangenehm. Die Polizei mußte kommen, um die Sache in den Griff zu kriegen.«
    »Aber das war doch unsere Sitzung!«
    »Stimmt, aber die guten Leute haben alles an sich gerissen. Da war nichts zu machen. Wir werden eben einen neuen Termin ansetzen müssen, sobald sich die Situation beruhigt hat.«
    »Wie kannst du das mit solcher Gelassenheit abhandeln?«
    Agatha schlug mit ihrem Stock auf den Teppich. Es gab kaum ein Geräusch, und das erbitterte sie noch mehr. Am liebsten hätte sie jetzt ein paar Töpfe gegen die Wand gepfeffert. Oder ein paar Gläser zerschmettert. »›Wir werden eben einen neuen Termin ansetzen müssen!‹ Was glaubst du wohl, wie weit du mit so einer Einstellung im Leben kommen wirst, Theodore Michael? Diese Sitzung wurde zur Wahrnehmung unserer Belange anberaumt. Wir hatten sie beantragt. Wir haben praktisch Schlange gestanden, um sie zu kriegen. Und jetzt erzählst du mir, daß eine Bande ungebildeter farbiger Querulanten, die sich bestimmt nicht einmal gewaschen hatten, bevor

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