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09 - Denn sie betrügt man nicht

09 - Denn sie betrügt man nicht

Titel: 09 - Denn sie betrügt man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Breakwater, das sich - vielleicht ein böses Omen - direkt neben D. K. Corneys Bestattungsinstitut, Inneneinrichtung und Installationsbedarf befand. Ein echter Allround-Laden, dachte Barbara. Sie stellte den Mini halb auf dem Bürgersteig ab und ging los um zu sehen, was das Breakwater zu bieten hatte.
    Nicht viel, wie sie entdeckte, und das war offenbar allgemein bekannt; außer ihr war kein Gast in dem Lokal, obwohl es Essenszeit war. Sie setzte sich an einen Tisch in der Nähe der Tür, weil sie hoffte, dann in den Genuß einer kleinen Meeresbrise zu kommen, falls sich eine erheben sollte. Sie ergriff die Speisekarte, die aufrecht an einer Vase mit Plastiknelken lehnte, und fächelte sich damit eine halbe Minute Kühlung zu, ehe sie sie inspizierte. Der »Riesenteller« konnte sie trotz des günstigen Preises (£ 5.50 für Schweinswurst, Schinken, Tomate, Eier, Champignons, Wiener, Steak, Nierchen, Hamburger, Lammkoteletts und Pommes) nicht locken. Sie nahm lieber die Spezialität des Hauses, buck rarebit, nachdem sie der Beschreibung entnommen hatte, daß es sich um einen überbackenen Käsetoast mit einem verlorenen Ei handelte. Sie bestellte bei der jungen Kellnerin, die bestimmt noch keine Zwanzig war und mitten auf dem Kinn einen Prachtpickel hatte, und entdeckte einen Augenblick später, daß auch das Breakwater eine Art Allround-Service bot: Neben der Kasse lag eine Zeitung im Boulevardformat. Barbara ging hinüber, um sie sich zu holen, und bemühte sich, die unappetitlichen Schmatzgeräusche zu ignorieren, die die Gummisohlen ihrer Turnschuhe auf dem klebrigen Boden machten.
    Die Kopfleiste der Zeitung zierten in leuchtendblauen Lettern der Name Tendring Standard und das Emblem eines springenden Löwen. Darunter stand großspurig: »Regionalzeitung des Jahres«. Barbara nahm das Blatt mit an ihren Tisch und legte es auf die Plastikdecke, die kunstvoll mit kleinen weißen Blümchen bedruckt und mit den Überresten eines Mittagessens gesprenkelt war.
    Die Zeitung, reichlich abgegriffen bereits, war vom vergangenen Nachmittag, und Barbara fand gleich auf der Titelseite, was sie suchte. Haytham Querashis Tod war offenbar seit mehr als fünf Jahren der erste »verdächtige Todesfall« auf der Tendring-Halbinsel und verdiente als solcher höchste journalistische Ehren.
    Die Titelseite zeigte ein Bild des Toten sowie eine Aufnahme des Orts, an dem er gefunden worden war. Barbara sah sich beide Bilder genau an.
    Haytham Querashi schien zu seinen Lebzeiten ein durchaus unauffälliger Mensch gewesen zu sein. Er hatte ein angenehmes, aber wenig bemerkenswertes Gesicht gehabt. Aus der Bildunterschrift ging hervor, daß er fünfundzwanzig Jahre alt gewesen war, aber er sah älter aus. Schuld daran waren seine ernste, fast düstere Miene und das schüttere Haar. Er hatte ein glattrasiertes, rundes Gesicht gehabt, und Barbara vermutete, daß er in späteren Jahren, wären sie ihm vergönnt gewesen, einiges an Übergewicht mit sich herumgeschleppt hätte.
    Das zweite Foto war die Abbildung eines verlassenen alten Bunkers, der auf dem Strand am Fuß eines Küstenfelsens stand. Er war aus grauem Waschbeton, sechseckig in der Form und hatte einen niedrigen Eingang. Barbara kannte das Bauwerk. Es war ihr vor Jahren bei einer Strandwanderung mit ihrem jüngsten Bruder aufgefallen, als sie an einem trüben Tag einen Jungen und ein Mädchen beobachtet hatten, die, nachdem sie sich zuerst verstohlen umgesehen hatten, dort hineingekrochen waren. Barbaras Bruder hatte in aller Unschuld gefragt, ob die beiden Krieg spielen wollten, worauf Barbara ironisch erwidert hatte, auf jeden Fall sei eine Invasion geplant. Sie hatte Tony von dem Bunker weggeführt. »Ich kann Maschinengewehrfeuer für sie machen«, hatte er angeboten. Sie hatte ihm versichert, daß Toneffekte nicht erforderlich seien.
    Ihr Essen kam. Die Kellnerin legte Besteck auf, das nicht gerade vor Sauberkeit glänzte, und stellte ihren Teller vor sie hin. Als sie die Bestellung aufgenommen hatte, hatte sie es peinlich vermieden, Barbaras verpflastertem Gesicht Beachtung zu schenken, jetzt jedoch musterte sie es mit interessiertem Blick und sagte: »Darf ich Sie mal was fragen?«
    »Zitronenlimonade«, sagte Barbara statt einer Antwort. »Mit Eis. Und Sie haben wohl nicht zufällig einen Ventilator, den Sie einschalten könnten? Ich zerfließe fast.«
    »Der hat gestern seinen Geist aufgegeben«, antwortete das Mädchen. »Tut mir leid.« Sie fummelte an dem Pickel an

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