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09 - Denn sie betrügt man nicht

09 - Denn sie betrügt man nicht

Titel: 09 - Denn sie betrügt man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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nicht zu glauben. Barlow die Schreckliche hatte von Anfang an recht gehabt.
    Emily mußte ihnen beiden gestatten zu rauchen. Es schien die einzige Möglichkeit, für Kumhars Beruhigung zu sorgen und ihn soweit zu bekommen, daß er endlich alles sagen würde, was er wußte. Während ihr also um die Brust immer enger wurde, ihre Augen tränten und ihr Kopf zu dröhnen begann, ließ sie sich wohl oder übel von den Rauchschwaden aus seinen Benson & Hedges einhüllen. Es brauchte drei Zigaretten, ehe er soweit war, etwas zu sagen, was der Wahrheit vielleicht halbwegs nahekam.
    Vorher hatte er es mit der Behauptung versucht, er sei in Heathrow durch den Zoll gegangen. Dann stieg er auf Gatwick um. Als er jedoch weder Flugnummer noch Fluggesellschaft, noch das Datum seiner Einreise angeben konnte, blieb ihm schließlich nichts anderes übrig, als die Wahrheit zu sagen.
    Azhar übersetzte. Sein Gesicht blieb die ganze Zeit völlig ausdruckslos. Sein Blick allerdings zeigte mit dem Fortgang der Vernehmung zunehmende Bestürzung. Emily jedoch traute dieser Bestürzung nicht. Sie kannte diese Pakistanis gut genug, um zu wissen, daß sie alle Schauspieler waren.
    Es gab Leute, die einem halfen, erklärte Kumhar zunächst. Wenn man nach England auswandern wollte, gab es in Pakistan Leute, die wußten, wie man das Verfahren abkürzen konnte. Sie konnten die Wartezeit verkürzen und einem, auch wenn man die Voraussetzungen nicht erfüllte, ordnungsgemäße Papiere besorgen ... das alles hatte natürlich seinen Preis.
    »Was versteht er unter ordnungsgemäßen Papieren‹?« fragte Emily.
    Kumhar umging die Frage. Anfangs habe er gehofft, auf legalem Weg in dieses wunderbare Land zu gelangen, sagte er. Er hatte Mittel und Wege gesucht, um das zu erreichen. Er hatte Förderer gesucht. Er hatte sich sogar einer Familie, die nicht wußte, daß er bereits verheiratet war, als Ehemann für ihre Tochter angeboten, ohne Rücksicht darauf, daß das Bigamie gewesen wäre. Aber natürlich habe er nicht gegen das Recht verstoßen, da die Vielweiberei nicht nur erlaubt sei, sondern einem Mann, der über die Mittel verfügte, mehr als eine Frau zu unterhalten, auch wohl anstehe. Nicht, daß er selbst die Mittel gehabt hätte, aber er würde sie haben. Eines Tages.
    »Ersparen Sie mir die kulturellen Details«, warf Emily ein.
    Ja, natürlich. Als alle seine Pläne, auf legalem Weg nach England zu kommen, fehlschlugen, berichtete ihm sein Schwiegervater von einer Agentur in Karachi, die darauf spezialisiert war, bei Einwanderungsproblemen zu helfen, wie sie es nannten. Diese Agentur hatte, wie er erfuhr, überall auf der Welt Zweigstellen.
    »Ja, in jedem erwünschten Einreisehafen«, bemerkte Emily, sich der Städte erinnernd, die Barbara Havers auf ihrer Liste der Zweigstellen von World Wide Tours gehabt hatte. »Und in jedem unerwünschten Ausreisehafen.«
    So könne man es sehen, meinte Kumhar. Er hatte jedenfalls das Büro in Karachi aufgesucht und sein Anliegen vorgebracht. Und gegen eine Gebühr hatte man sein Problem gelöst.
    »Er ist nach England hineingeschmuggelt worden«, sagte Emily.
    Nicht direkt nach England. Dafür hatte er nicht das Geld gehabt, wenn auch die direkte Einreise für solche Leute, die fünftausend Pfund für einen britischen Paß, einen Führerschein und einen Krankenversicherungsausweis bezahlen konnten, möglich war. Aber wer außer den Reichen konnte schon einen solchen Betrag hinlegen? Für das Geld, das er in fünf Jahren eisernen Sparens und ständigen Verzichts zusammengekratzt hatte, hatte er lediglich eine Überlandpassage von Pakistan nach Deutschland kaufen können.
    »Nach Hamburg«, warf Emily ein.
    Wieder antwortete er nicht direkt. In Deutschland, sagte er, habe er - in einer sicheren Wohnung versteckt - auf die Weiterreise nach England gewartet, wo er - zu gegebener Zeit und bei entsprechenden Bemühungen seinerseits, wie man ihm sagte - die Papiere erhalten würde, die er brauchte, um im Land bleiben zu können.
    »Sie sind über Parkeston eingereist«, folgerte Emily. »Wie?«
    Mit der Fähre, in einem LKW. Die Einwanderer wurden zwischen den Waren, die vom Kontinent herübergebracht wurden, versteckt: Autoreifenmaterial, Weizen, Mais, Kartoffeln, Textilien, Maschinenteile. Es spielte keine Rolle. Nötig war nur ein LKW-Fahrer, der bereit war, gegen eine beträchtliche Entlohnung das Risiko auf sich zu nehmen.
    »Und Ihre Papiere?«
    Kumhar begann plötzlich wieder zu brabbeln, offensichtlich

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