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09 - Denn sie betrügt man nicht

09 - Denn sie betrügt man nicht

Titel: 09 - Denn sie betrügt man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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verstecken, da man so leicht auf Irrwege geraten kann.«
    »Gut, sagen Sie ihm das«, meinte sie, »aber sagen Sie ihm auch gleich noch, daß das Spiel aus ist. Entweder er sagt die Wahrheit, oder er landet im nächsten Flugzeug nach Karachi. Er hat die Wahl.«
    Azhar gab ihre Worte weiter. Kumhars Augen füllten sich mit Tränen. Ein Strom von Worten sprudelte aus seinem Mund.
    »Was sagt er?« fragte Emily, als Azhar nicht sofort übersetzte.
    Es schien Azhar schwerzufallen, sich von Kumhar abzuwenden, doch schließlich tat er es. »Er sagt, er möchte sein Leben nicht verlieren. Er bittet um Schutz. Er wiederholt im großen und ganzen das, was er schon gestern nachmittag gesagt hat. ›Ich bin niemand. Ich bin nichts. Beschützen Sie mich bitte. Ich bin in diesem Land ohne Freunde. Und ich möchte nicht sterben wie der andere.‹«
    Endlich, dachte Emily triumphierend. »Dann weiß er also etwas über Querashis Tod.«
    »So scheint es«, antwortete Azhar.
    Hier, sagte sich Barbara, würde es sich vielleicht als nützlich erweisen, nach dem Motto »Teile und herrsche« vorzugehen. Mrs. Malik wußte entweder tatsächlich nicht, wo ihr Sohn war, oder sie war nicht bereit, ihn der Polizei zu übergeben. Muhannads Frau andererseits schien so erpicht darauf zu zeigen, daß sie und ihr Mann ein Herz und eine Seele waren, daß sie in ihrem Bestreben, ihre Wichtigkeit für ihren Ehemann unter Beweis zu stellen, vielleicht dies oder jenes bedeutsame Detail ausplaudern würde. Doch um das zu erreichen, mußte sie die beiden Frauen trennen, das war Barbara klar. Das erwies sich als einfacher als gedacht. Muhannads Frau nämlich machte ganz von selbst den Vorschlag, ein Gespräch unter vier Augen zu führen.
    »Es gibt Dinge zwischen Mann und Frau«, erklärte sie Barbara selbstgefällig, »die nicht für die Ohren von Schwiegermüttern bestimmt sind. Und da ich Muhannads Frau bin und die Mutter seiner Söhne -«
    »Ja, natürlich.« Keinesfalls wollte Barbara sich noch einmal das ganze Gelaber anhören, das diese Frau ihr an ihrem ersten Tag in Balford serviert hatte. Sie hatte den Eindruck, daß Yumn, welchem Glauben auch immer sie angehörte, zu biblischer Breite auflaufen konnte, wenn es ums Gebären ging.
    »Wo können wir miteinander sprechen?«
    Sie würden nach oben gehen, antwortete Yumn. Sie müsse vor dem Abendessen Muhannads Söhne baden, und Sergeant Havers könne dabei mit ihr sprechen. Sie würde das sicher sowieso sehen wollen. Die Söhne seien ein wahrhaft herzerfreuender Anblick.
    Na klar, dachte Barbara. Sie konnte es kaum erwarten.
    Mrs. Malik sagte: »Aber, Yumn, möchtest du denn nicht, daß Sahlah sie heute badet?« Sie sprach so ruhig, daß jemand, der es nicht gewohnt war, auf feine Untertöne zu achten, gar nicht gemerkt hätte, daß ihre Frage weit spitzer war als Yumns Bemerkungen zuvor.
    Barbara war überhaupt nicht verwundert, Yumns Antwort zu entnehmen, daß sie höchstens ein Axthieb zwischen die Augen hätte aufmerken lassen. Ein spitzer kleiner Dolchstoß zwischen die Rippen bewirkte gar nichts. Sie sagte: »Dafür kann sie ihnen ja heute abend vorlesen, Sus-jahn. Natürlich nur, wenn sie nicht zu müde sind. Und wenn sie nicht wieder eine Lektüre wählt, von der mein kleiner Anas Alpträume bekommt.« Und zu Barbara gewandt: »Kommen Sie.«
    Barbara folgte dem breiten Hinterteil der Frau die Treppe hinauf. Yumn schwatzte unbekümmert. »Daß die Menschen sich doch immer selbst etwas vormachen müssen«, meinte sie in vertraulichem Ton. »Meine Schwiegermutter ist überzeugt, daß ihr allein das Herz meines Mannes gehört. Das ist traurig, nicht wahr? Er ist ihr einziger Sohn - sie konnte nur zwei Kinder bekommen, wissen Sie, meinen Muni und seine Schwester -, da ist sie viel stärker an ihn gebunden, als gut für sie ist.«
    »Ach, tatsächlich?« sagte Barbara. »Ich hätte gedacht, daß ihre Bindung zu Sahlah stärker wäre. Da sie doch beide Frauen sind. Sie wissen schon.«
    »Sahlah?« Yumn lachte kurz. »Wer möchte mit so einem unnützen Ding viel zu tun haben? Meine Söhne sind hier drinnen.«
    Sie ging voraus in ein Zimmer, in dem zwei kleine Jungen auf dem Boden spielten. Das jüngere Kind hatte nur eine Windel an, die ihm völlig durchnäßt fast bis zu den Knien hinunterhing, während der ältere Junge nackt war. Seine abgelegten Kleidungsstücke - Windel, T-Shirt, Shorts und Sandalen - lagen in einem Haufen aufeinander, der den beiden Jungen beim Spiel mit ihren Autos offenbar

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