09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)
beugte sich über den Tisch zu ihr hin. »Sprechen wir stattdessen über Liebe, über Träume und Verlangen und über Daenerys, die schönste Frau dieser Welt. Euer Anblick macht mich trunken.«
Die übertriebenen Höflichkeiten von Quarth waren ihr nicht fremd. »Wenn Ihr trunken seid, wird es wohl am Wein liegen.«
»Kein Wein kann auch nur halb so berauschend sein wie Eure Schönheit. Mein Haus erscheint mir so still wie ein Grab, seit Daenerys gegangen ist, und alle Freuden, die die Königin der Städte zu bieten hat, haben sich in meinem Mund in Asche verwandelt. Warum habt Ihr mich verlassen?«
Die Angst um mein Leben hat mich aus Eurer Stadt getrieben. » Es war an der Zeit zu gehen. Quarth wollte mich nicht mehr.«
»Wer? Die Reingeborenen? In deren Adern fließt Wasser. Die Gewürzhändler? Die haben doch nur geronnene Milch zwischen den Ohren. Und die Unsterblichen sind alle tot. Ihr hättet mich zu Eurem Gemahl nehmen sollen. Ich bin mir fast sicher, dass ich um Eure Hand angehalten habe. Dass ich Euch sogar angefleht habe.«
»Nur ein halbes Hundert Mal«, neckte Dany ihn. »Ihr habt zu schnell aufgegeben, mein Herr. Denn dass ich heiraten muss , darin sind sich alle einig.«
»Eine Khaleesi braucht einen Khal «, sagte Irri und füllte den Becher der Königin erneut. »Das ist bekannt.«
»Soll ich Euch noch einmal fragen«, grübelte Xaro. »Nein, ich kenne dieses Lächeln. Ihr seid eine grausame Königin, so mit den Herzen der Männer zu spielen. Bescheidene Händler wie ich sind doch nur Steine unter Euren edelsteinbesetzten Sandalen.« Eine Träne rann langsam über seine bleiche, weiße Wange.
Dany kannte ihn zu gut, um sich davon rühren zu lassen. Männer aus Quarth konnten nach Belieben weinen. »Ach, hört auf.« Sie nahm eine Kirsche aus der Schale auf dem Tisch und warf sie ihm ins Gesicht. »Vielleicht bin ich noch ein junges Mädchen, aber längst nicht so töricht, einen Mann zu heiraten, der einen Obstteller verführerischer findet als meine Brust. Ich habe gesehen, welche Tänzer Ihr beobachtet habt.«
Xaro wischte sich die Träne fort. »Die gleichen, die sich auch Euer Gnaden angeschaut haben, glaube ich. Ihr seht, wir sind uns ähnlich. Wenn Ihr mich nicht zum Gemahl nehmt, wäre ich auch damit zufrieden, Euer Sklave zu sein.«
»Ich will keine Sklaven. Ich lasse Euch frei.« Seine mit Edelsteinen gespickte Nase war ein verlockendes Ziel. Diesmal warf Dany eine Aprikose.
Xaro schnappte sie sich aus der Luft und biss hinein. »Woher kommt nur dieser Wahnsinn? Soll ich mich glücklich schätzen, dass Ihr auch meine Sklaven nicht befreit habt, als Ihr bei mir zu Gast in Quarth wart?«
Damals war ich eine Bettelkönigin, und Ihr wart Xaro von den Dreizehn, dachte Dany, und Ihr wolltet nur meine Drachen. » Eure Sklaven schienen mir gut behandelt zu werden und zufrieden zu sein. Erst in Astapor wurden mir die Augen geöffnet. Wisst Ihr, wie man zum Unbefleckten gemacht und ausgebildet wird.«
»Das muss grausam sein, daran hege ich keinen Zweifel. Wenn ein Schmied ein Schwert fertigt, hält er die Klinge ins Feuer, schlägt das Eisen mit dem Hammer und stößt den Stahl anschließend in Eiswasser, um ihn zu härten. Wenn man eine süße Frucht genießen will, muss man den Baum gießen.«
»Dieser Baum wurde mit Blut gegossen.«
»Wie sonst soll man einen Soldaten erschaffen? Oh Strahlende, Ihr habt die Aufführung meiner Tänzer genossen. Würde es Euch überraschen zu erfahren, dass sie Sklaven sind, die in Yunkai gezogen und ausgebildet wurden? Sie tanzen, seit sie laufen können. Wie sonst kann man solche Vollkommenheit erreichen?« Er trank einen Schluck Wein. »Außerdem sind sie in allen erotischen Künsten bewandert. Ich hatte daran gedacht, sie Euer Gnaden zu schenken.«
»Sehr gerne.« Dany war nicht überrascht. »Ich werde sie freilassen.«
Er zuckte zusammen. »Und was sollen sie mit ihrer Freiheit anfangen? Genauso gut kann man einem Fisch ein Kettenhemd anziehen. Sie wurden erschaffen, um zu tanzen.«
»Erschaffen? Von wem? Von ihren Herren? Vielleicht möchten Eure Tänzer lieber bauen oder backen oder Land bestellen. Habt Ihr sie gefragt?«
»Vielleicht wären Eure Elefanten lieber Nachtigallen. Anstatt von süßem Gesang wären Meereens Nächte von donnernden Trompetenklängen erfüllt, und Eure Bäume würden unter dem Gewicht der großen grauen Vögel zusammenbrechen.« Xaro seufzte. »Daenerys, meine Wonne, unter diesen süßen jungen Brüsten schlägt
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