09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)
sie ihn gleichzeitig komisch. Die Männer waren gleich groß, hatten lange Beine und flache Bäuche, und alle Muskeln zeichneten sich deutlich unter der Haut ab, als wären sie aus Stein gehauen. Sogar ihre Gesichter sahen irgendwie gleich aus … was besonders eigenartig war, denn der eine hatte Haut, die schwarz wie Ebenholz war, während der zweite bleich wie Milch war und der dritte wie poliertes Kupfer glänzte.
Sollen sie mich vielleicht entflammen? Dany setzte sich auf ihren Seidenkissen zurecht. An den Säulen standen ihre Unbefleckten in ihren Stachelhauben wie Statuen, ihre glatten Gesichter verrieten keinerlei Gefühl. Anders verhielt es sich bei den ganzen Männern. Reznak mo Reznak stand der Mund offen, und seine Lippen glitzerten feucht, während er zuschaute. Hizdahr zo Loraq sagte gerade etwas zu dem Mann neben sich, allerdings wandte er den Blick nicht von den tanzenden Mädchen ab. Das hässliche, fettige Gesicht des Schurschädels war so ernst wie immer, dennoch ließ sich der Mann nichts entgehen.
Schwieriger zu ergründen war hingegen, wovon ihr Ehrengast träumte. Der blasse, schlanke Mann mit der Hakennase an ihrem hohen Tisch trug prächtige Roben aus kastanienbrauner Seide und Goldtuch, sein kahler Schädel glänzte im Fackelschein, und gerade verzehrte er mit kleinen, exakten und eleganten Bissen eine Feige. Opale blinkten auf der Nase von Xaro Xhoan Daxos, während sein Kopf den Tänzern folgte.
Zu seiner Ehre hatte Daenerys ein Gewand aus Quarth angelegt, ein hauchdünnes Kleid aus veilchenblauem Samt, dessen Schnitt ihre linke Brust vollständig unbedeckt ließ. Ihr silbergoldenes Haar strich sanft über ihre Schulter und reichte fast bis zu der Brustwarze. Die Hälfte der Männer in der Halle hatten verstohlen zu ihr hergeschaut, aber nicht Xaro. In Quarth war es genauso. Auf diese Weise konnte sie den Handelsherrn nicht gewinnen. Aber ich muss ihn gewinnen. Er war an Bord seiner Galeasse Seidenwolke mit dreizehn Galeeren aus Quarth gekommen, und seine Flotte erschien ihr wie ein erhörtes Gebet. Meereens Handel war beinahe zum Stillstand gekommen, seit sie die Sklaverei abgeschafft hatte, doch Xaro besaß die Macht, ihn wieder in Schwung zu bringen.
Während die Trommeln dem Höhepunkt zustrebten, sprangen drei Mädchen über die Flammen und drehten sich in der Luft. Die Männer packten sie an den Hüften und setzten sie sich auf ihre Glieder. Dany schaute zu, wie die Frauen den Rücken durchdrückten und die Beine um ihre Tänzer schlangen, während die Flöten stöhnten und die Männer im Takt der Musik zustießen. Menschen beim Geschlechtsakt hatte sie schon öfter gesehen; die Dothraki vollführten ihn ebenso öffentlich wie ihre Stuten und Hengste. Doch zum ersten Mal sah sie, wie sich Lust und Musik verbanden.
Ihr Gesicht war heiß. Der Wein, redete sie sich ein. Dennoch erwischte sie sich dabei, wie sie an Daario Naharis dachte. Heute Morgen war sein Bote eingetroffen. Die Sturmkrähen kamen aus Lhazar zurück. Ihr Hauptmann kehrte heim zu ihr und brachte ihr die Freundschaft der Lämmermenschen mit. Lebensmittel und Handel, erinnerte sie sich. Er hat mich nicht enttäuscht und wird mich auch nicht enttäuschen. Daario wird mir helfen, meine Stadt zu retten. Die Königin sehnte sich danach, sein Gesicht zu sehen, ihm durch den dreizackigen Bart zu streichen, ihm von ihren Sorgen zu erzählen … Doch die Sturmkrähen waren noch viele Tage entfernt hinter dem Khyzai-Pass, und sie musste ein Reich regieren.
Rauch hing zwischen den violetten Säulen. Die Tänzer und Tänzerinnen knieten und verneigten sich. »Welch wunderbarer Auftritt«, sagte Dany zu ihnen. »Selten habe ich solche Anmut und solche Schönheit gesehen.« Sie winkte Reznak mo Reznak zu, und der Seneschall eilte herbei. Schweißperlen hatten sich auf seinem kahlen, runzligen Kopf gebildet. »Geleitet unsere Gäste in die Bäder, wo sie sich erfrischen können, und lasst ihnen Speis und Trank bringen.«
»Es wird mir eine große Ehre sein, Euer Herrlichkeit.«
Daenerys hielt Irri den Becher zum Nachschenken hin. Der Wein war süß und stark und duftete nach den Gewürzen des Ostens. Er war viel besser als die dünnen Weine der Ghiscari, mit denen sie in letzter Zeit hatte vorliebnehmen müssen. Xaro beäugte die Früchte, die Jhiqui ihm anbot, und wählte eine Persimone. Deren orangefarbene Haut passte zu der Koralle in seiner Nase. Er biss ab und schob die Lippen vor. »Sauer.«
»Wünscht mein Herr etwas
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