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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Öllampen, die den Hof erleuchteten. Nach Sonnenuntergang war es kühler geworden, doch Davos erinnerte sich an Eastwatch, wo der Wind nachts von der Mauer pfiff und selbst den wärmsten Mantel durchdrang, bis einem das Blut in den Adern gefror. Im Vergleich dazu war es in White Harbor warm.
    Es gab noch andere Orte, an denen er gut hätte lauschen können; ein Gasthaus, das berühmt für seine Neunaugenpastete war, die Bierschenke, wo die Wollhändler und die Zöllner tranken, eine Mimenhalle, wo man sich für ein paar Heller von Zoten unterhalten lassen konnte. Aber Davos hatte das Gefühl, genug gehört zu haben. Ich bin zu spät gekommen. Ein alter Instinkt veranlasste ihn, sich an die Brust zu fassen, wo er einst seine Fingerknochen in einem kleinen Beutel an einem Lederband getragen hatte. Jetzt war dort nichts. Er hatte sein Glück im Feuer auf dem Blackwater verloren, zusammen mit seinem Schiff und seinen Söhnen.
    Was soll ich jetzt tun? Er zog seinen Mantel enger. Soll ich den Hügel hochsteigen und mich am Tor der Neuen Burg vorstellen und eine fruchtlose Bitte vortragen? Soll ich nach Sisterton zurückkehren? Soll ich mich auf den Weg zu Marya und meinen Jungen machen? Soll ich mir ein Pferd kaufen und den Kingsroad hinaufreiten, um Stannis zu berichten, dass er in White Harbor weder Freunde noch Hoffnung finden wird?
    Königin Selyse hatte Salla und seine Kapitäne am Abend vor ihrem Aufbruch fürstlich bewirtet. Cotter Pyke hatte sich zu ihnen gesellt, und mit ihm noch vier weitere hohe Offiziere der Nachtwache. Prinzessin Shireen hatte ebenfalls teilnehmen dürfen. Als man den Lachs auftrug, hatte Ser Axell Florent den Tisch mit einer Erzählung über einen Targaryen-Prinzen unterhalten, der sich einen Affen als Haustier hielt. Dieser Prinz zog dem Tier gern die Kleidung seines toten Sohnes an und tat so, als sei es ein Kind, behauptete Sir Axell, und von Zeit zu Zeit unterbreitete er in seinem Namen Heiratsanträge. Die Lords, die solcherart geehrt wurden, lehnten stets aufs Höflichste ab, aber natürlich lehnten sie ab. »Auch in Samt und Seide gekleidet, bleibt ein Affe doch immer noch ein Affe«, hatte Ser Axell gesagt. »Ein weiserer Prinz hätte gewusst, dass man einen Affen nicht schicken kann, um die Arbeit eines Mannes zu erledigen.« Die Männer der Königin hatten gelacht und Davos angegrinst. Ich bin kein Affe, hatte er gedacht. Ich bin ebenso ein Lord wie Ihr, und dazu ein besserer Mann . Doch die Erinnerung daran schmerzte noch immer.
    Man hatte das Seehundtor über Nacht geschlossen. Bis zur Morgendämmerung konnte Davos nicht zur Fröhlichen Hebamme zurückkehren. Die Nacht musste er hier verbringen. Er schaute zum Alten Fischfuß mit seinem abgebrochenen Dreizack hinauf . Durch Regen und Sturm bin ich gekommen. Ich werde nicht einfach wieder fortgehen, ohne zu tun, weswegen ich gekommen bin, und mag es noch so hoffnungslos sein. Vielleicht hatte er seine Finger und sein Glück verloren, trotzdem war er kein Affe in Samt. Er war die Hand des Königs.
    Die Burgtreppe war eine Straße mit Stufen, ein breiter weißer Steinweg, der vom Wolfsbau am Wasser entlang hinauf zur Neuen Burg auf dem Hügel führte. Meerjungfrauen aus Marmor erhellten den Weg, den Davos hinaufstieg, sie wiegten Schüsseln voll brennendem Waltran in den Armen. Oben angekommen drehte er sich um und schaute zurück. Von hier oben konnte er den ganzen Hafen überblicken. Den inneren und den äußeren. Hinter der Mauer auf der Mole drängten sich die Kriegsgaleeren. Davos zählte dreiundzwanzig. Lord Wyman mochte ein fetter Mann sein, aber ganz gewiss kein fauler, zumindest schien es so.
    Das Tor der Neuen Burg war geschlossen, doch ein Seitentor wurde geöffnet, als er rief, und eine Wache fragte nach seinem Begehr. Davos zeigte ihm das schwarzgoldene Band mit den königlichen Siegeln. »Ich muss sofort zu Lord Manderly«, sagte er. »Ich muss mit ihm persönlich sprechen, und zwar allein.«

DAENERYS
    Die Tänzer schillerten, ihre schlanken, rasierten Leiber waren mit feinem Ölglanz überzogen. Brennende Fackeln flogen von Hand zu Hand im Schlag der Trommeln und zum Trillern einer Flöte. Wann immer zwei Fackeln in der Luft den Weg kreuzten, sprang ein nacktes Mädchen zwischen ihnen hindurch und wirbelte im Kreis. Der Fackelschein spiegelte sich auf den geölten Gliedern und Brüsten und Hinterbacken.
    Die drei Männer waren erregt. Der Anblick ihrer steifen Glieder erregte auch Daenerys Targaryen, allerdings fand

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