09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)
Lys, Tyrosh, Volantis … Die Liste ist lang, meine Königin.«
»Mögen sie kommen. In mir werden sie einen härteren Gegner finden als in Cleon. Denn ich würde eher im Kampf untergehen, als meinen Kindern wieder Fesseln anzulegen.«
»Vielleicht gäbe es andere Möglichkeiten. Die Yunkai’i könnten sich überreden lassen, Eure Freigelassenen in Freiheit zu lassen, glaube ich, wenn Euer Erhabenheit sich bereit erklären würde, der Gelben Stadt den Handel mit Sklaven sowie ihre Ausbildung vom heutigen Tag an ungehindert zu erlauben. Dann bräuchte kein Blut mehr zu fließen.«
»Außer dem Blut der Sklaven, die in Yunkai ausgebildet und verkauft werden«, erwiderte Dany, obwohl sie einsah, wie richtig seine Worte waren. Vielleicht ist es das beste Ende, auf das wir hoffen können. » Ihr habt nicht gesagt, dass Ihr mich liebt.«
»Ich werde es sagen, wenn es Euch gefällt, oh Strahlende.«
»Das ist nicht die Antwort, die ein verliebter Mann geben würde.«
»Was ist schon Liebe? Verlangen? Kein richtiger Mann könnte Euch ansehen und Euch nicht begehren, Daenerys. Aber aus diesem Grunde möchte ich Euch nicht heiraten. Ehe Ihr gekommen seid, lag Meereen im Sterben. Unsere Herrscher waren alte Männer mit welken Schwänzen und alten Weibern, deren runzlige Mösen trocken wie Staub waren. Sie saßen auf ihren Pyramiden, tranken Aprikosenwein und redeten vom Ruhm des alten Imperiums, während die Jahrhunderte vorüberzogen und die Ziegel der Stadt um sie herum zerbröckelten. Gewohnheit und Vorsicht hielten uns in ihrem eisernen Griff, bis Ihr uns mit Feuer und Blut geweckt habt. Eine neue Zeit ist angebrochen, die neue Möglichkeiten bringt. Heiratet mich.«
Er ist durchaus ansehnlich, sagte Dany sich, und er spricht wie ein König. »Küsst mich«, befahl sie.
Erneut nahm er ihre Hand und küsste ihre Finger.
»Nicht so. Küsst mich so, wie Ihr Eure Gemahlin küssen würdet.«
Hizdahr fasste sie so zart an den Schultern wie ein Vogelküken. Er beugte sich vor und drückte seine Lippen auf die ihren. Sein Kuss war leicht und trocken und kurz. In Dany regte sich nichts.
»Soll ich … Euch noch einmal küssen?«, fragte er anschließend.
»Nein.« Auf ihrer Terrasse, in ihrem Badebecken knabberten die kleinen Fische an ihren Beinen, wenn sie im Wasser saß. Selbst die entwickelten mehr Leidenschaft beim Küssen als Hizdahr zo Loraq. »Ich liebe Euch nicht.«
Hizdahr zuckte mit den Schultern. »Die Liebe mag sich mit der Zeit einstellen. Das geschieht manchmal.«
Nicht bei uns, dachte sie. Nicht, solange Daario so nah ist. Ich will ihn, nicht Euch. » Eines Tages werde ich nach Westeros zurückkehren und Anspruch auf die Sieben Königslande meines Vaters erheben.«
»Eines Tages müssen alle Menschen sterben, aber es nutzt nichts, sich über den Tod Gedanken zu machen. Ich bevorzuge es, jeden Tag so zu nehmen, wie er kommt.«
Dany faltete die Hände. »Worte sind Wind, selbst Worte wie Liebe und Frieden . Ich vertraue mehr auf Taten. In meinen Sieben Königslanden brechen die Ritter zu großen Fahrten auf, um sich ihrer Angebeteten würdig zu erweisen. Sie suchen magische Schwerter, Truhen voller Gold, Kronen, die aus Drachenhorten gestohlen wurden.«
Hizdahr zog eine Augenbraue hoch. »Die einzigen Drachen, die ich kenne, gehören Euch, und magische Schwerter sind sogar noch seltener. Ich werde Euch gern Ringe und Kronen und Truhen voller Gold bringen, wenn Ihr das wünscht.«
»Was ich wünsche, ist Frieden. Ihr sagt, Ihr könnt mir helfen, das nächtliche Gemetzel in den Straßen zu beenden. Ich sage, tut das . Macht diesem Schattenkrieg ein Ende, Mylord. Das ist Eure Aufgabe. Schenkt mir neunzig Tage und neunzig Nächte ohne Mord, und dann weiß ich, ob Ihr eines Thrones würdig seid. Könnt Ihr das?«
Hizdahr wirkte nachdenklich. »Neunzig Tage und neunzig Nächte ohne eine Leiche, und am einundneunzigsten Tag heiraten wir?«
»Vielleicht«, erwiderte Dany und sah ihn scheu an. »Allerdings weiß man ja, wie wankelmütig junge Mädchen sind. Vielleicht wünsche ich mir hinterher doch ein magisches Schwert.«
Hizdahr lachte. »Dann sollt Ihr auch eines bekommen, oh Strahlende. Euer Wunsch ist mir Befehl. Am besten befehlt Ihr Eurem Seneschall, schon einmal mit den Vorbereitungen für die Hochzeit anzufangen.«
»Nichts würde dem edlen Reznak mehr Freude bereiten.« Wenn Meereen von der angebahnten Hochzeit erfuhr, würde ihr das allein vielleicht schon ein paar Nächte Ruhe verschaffen,
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