09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)
der den Anleger seit Jahren nicht verlassen hatte, und einer farbenfroh bemalten Mimenbarke. Die Mimen waren ein lauter, lebendiger Haufen, unterhielten sich oft in Zitaten und waren darüber hinaus meistens betrunken.
Es war ein heißer, stickiger Tag, aber so waren alle Tage gewesen, seit sie die Gram hinter sich gelassen hatten. Die grausame Sonne des Südens brannte auf den belebten Hafen von Volon Therys herab, aber die Hitze bereitete Greif die geringsten Sorgen. Die Goldene Kompanie hatte ihr Lager drei Meilen südlich der Stadt aufgeschlagen, ein wenig weiter nördlich als erwartet, und Triarch Malaquo war mit fünftausend Mann zu Fuß und tausend zu Pferd nach Norden gekommen, um ihnen den Weg zur Deltastraße abzuschneiden. Daenerys Targaryen blieb eine halbe Welt entfernt, und Tyrion Lannister … nun, der konnte inzwischen überall sein. Wenn es die Götter gut meinten, war Lannisters abgeschlagener Kopf inzwischen auf halbem Wege zurück nach King’s Landing, doch vermutlich war der Zwerg gesund und munter irgendwo in der Nähe, stank nach Wein und brütete irgendeine neue Teufelei aus.
»Wo bei den Sieben Höllen bleibt Haldon?«, beschwerte sich Greif bei Lady Lemore. »Wie lange kann es dauern, drei Pferde zu kaufen?«
Sie zuckte mit den Schultern. »Mylord, wäre es nicht sicherer, den Jungen hier an Bord des Schiffes zu lassen?«
»Sicherer, ja. Weiser, nein. Er ist längst ein erwachsener Mann, und er wurde geboren, um diesen Weg zu beschreiten.« Greif hatte keine Geduld mehr für solche Wortgefechte. Er hatte es satt, sich zu verstecken, er hatte es satt zu warten, er hatte es satt, vorsichtig zu sein. Ich habe nicht mehr genug Zeit, um vorsichtig zu sein.
»Wir haben uns all die Jahre so viel Mühe gegeben, Prinz Aegon zu verstecken«, erinnerte Lemore ihn. »Es wird der Zeitpunkt für ihn kommen, sich sein Haar zu waschen und sich der Welt zu offenbaren, das weiß ich, aber noch ist es nicht so weit. Nicht in einem Lager voller Söldner.«
»Wenn Harry Strickland ihm Böses wollte, würde es nichts nützen, ihn auf der Scheue Maid zu verstecken. Strickland hat zehntausend Schwerter unter seinem Befehl. Wir haben Ente. Aegon ist alles, was ein Prinz nur sein kann. Das müssen sie erkennen, Strickland und die anderen. Das sind Aegons Männer.«
»Aegons Männer, weil sie gekauft und bezahlt wurden. Zehntausend Fremde in Waffen, dazu der Tross und die Marketender. Ein einziger Verräter genügt, um uns alle zu vernichten. Wenn Hugors Kopf den Titel eines Lords wert ist, was wird Cersei Lannister dann erst für den rechtmäßigen Erben des Eisernen Throns zahlen? Ihr kennt diese Männer nicht, Mylord. Es ist ein Dutzend Jahre her, seit ihr zuletzt mit der Goldenen Kompanie geritten seid, und Euer alter Freund ist tot.«
Schwarzherz. Myles Toyne war so voller Leben gewesen, als Greif ihn das letzte Mal gesehen hatte, und es war schwer, sich damit abzufinden, dass er nicht mehr da sein sollte. Ein goldener Schädel auf einer Stange, und der Heimatlose Harry Strickland an seiner Stelle. Lemore hatte nicht unrecht, das wusste er. Was auch immer ihre Väter und Großväter in Westeros vor ihrer Verbannung gewesen sein mochten, die Männer der Goldenen Kompanie waren jetzt Söldner, und einem Söldner konnte man nicht trauen. Und dennoch …
Letzte Nacht hatte er wieder von Stoney Sept geträumt. Allein, mit dem Schwert in der Hand, war er von Haus zu Haus gerannt, hatte Türen eingetreten, war Treppen hinaufgestürmt und von Dach zu Dach gesprungen, während in seinen Ohren ferne Glocken geläutetet hatten. Tiefer Bronzedonner und helles Silbergeläut dröhnten durch seinen Schädel, ein unerträglicher Lärm, der immer lauter wurde, bis er das Gefühl hatte, sein Schädel würde platzen.
Siebzehn Jahre waren seit der Schlacht der Glocken vergangen, trotzdem wurde ihm immer noch flau im Magen, wenn er das Läuten einer Glocke hörte. Mochten andere behaupten, das Reich sei verloren gegangen, als Prinz Rhaegar unter Roberts Streithammer am Trident gefallen war, aber die Schlacht am Trident wäre niemals geschlagen worden, wenn der Greif damals in Stoney Sept den Hirsch erschlagen hätte. An jenem Tag läuteten die Glocken für uns alle. Für Aerys und seine Königin, für Elia von Dorne und ihre kleine Tochter, für jeden treuen Mann und jede ehrliche Frau in den Sieben Königslanden. Und für meinen Silberprinzen.
» Wir hatten doch geplant, Prinz Aegon erst zu enthüllen, wenn wir Königin
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