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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Junge Greif strich sich durch das Haar. »Ich bin die blaue Farbe leid. Wir hätten sie auswaschen sollen.«
    »Bald.« Greif hätte ebenfalls gern wieder seine eigenen Farben getragen, obwohl sein einst rotes Haar inzwischen grau geworden war. Er klopfte dem Jungen auf die Schulter. »Sollen wir gehen? Dein Heer erwartet dich.«
    »Das hört sich gut an. Mein Heer.« Ein Lächeln huschte über sein Gesicht und verschwand sofort wieder. »Sind sie das wirklich? Es sind Söldner. Yollo hat mich gemahnt, niemandem zu vertrauen.«
    »Darin steckt durchaus Weisheit«, räumte Greif ein. Hätte Schwarzherz noch den Befehl gehabt, wäre es anders gewesen, doch Myles Toyne war seit vier Jahren tot, und der Heimatlose Harry Strickland war aus anderem Holz geschnitzt. Das wollte er dem Jungen aber nicht sagen. Der Zwerg hatte ihm schon genug Zweifel in den Kopf gesetzt. »Nicht jeder Mann ist das, was er zu sein scheint, und besonders ein Prinz hat gute Gründe, vorsichtig zu sein … Aber wenn man dem Misstrauen zu viel Platz einräumt, vergiftet es einen, macht einen mürrisch und ängstlich.« König Aerys ist es so ergangen. Am Ende hat selbst Rhaegar das deutlich gesehen. »Du wählst am besten einen Mittelweg. Gib Männern die Gelegenheit, sich dein Vertrauen durch treue Dienste zu erwerben … und wenn sie diese leisten, zeige dich großzügig und offenherzig.«
    Der Junge nickte. »Das merke ich mir.«
    Sie gaben dem Prinz das beste der drei Pferde, einen großen grauen Wallach, so hell, dass er fast schon weiß war. Greif und Haldon ritten auf den schlechteren Tieren neben ihm. Die Straße führte eine gute halbe Meile neben den hohen weißen Mauern von Volon Therys nach Süden. Dann hatten sie die Stadt hinter sich und folgten dem gewundenen Lauf der Rhoyne durch Weidenhaine und Mohnfelder und vorbei an einer großen Windmühle aus Holz, deren Flügel wie alte Knochen knirschten.
    Die Goldene Kompanie fanden sie am Fluss, als die Sonne im Westen schon unterging. Es war ein Lager, wie es selbst Arthur Dayne gefallen hätte, kompakt, ordentlich und gut zu verteidigen, umgeben von einem tiefen Graben, der mit angespitzten Pfählen gespickt war. Die Zelte standen in Reihen, dazwischen verliefen breite Gassen. Die Latrinen waren am Fluss angelegt worden, damit die Strömung den Unrat wegspülen konnte. Die Pferdereihen standen im Norden, jenseits davon grasten zwei Dutzend Elefanten am Wasser und rissen mit den Rüsseln Schilf aus. Greif betrachtete die großen grauen Tiere anerkennend. In ganz Westeros gibt es kein Schlachtross, das es mit ihnen aufnehmen könnte.
    Hohe Schlachtstandarten aus Goldtuch flatterten auf langen Stangen überall an den Grenzen des Lagers. Unter ihnen gingen Wachen in Rüstung und mit Speer und Armbrust bewaffnet ihre Runden. Jeder, der sich näherte, wurde beobachtet. Greif hatte befürchtet, unter Harry Strickland könnte die Disziplin in der Kompanie nachgelassen haben, denn er hatte stets eher wie ein Mann gewirkt, der lieber Freundschaft schließt als Ordnung durchsetzt, doch diese Sorge schien unberechtigt zu sein.
    Am Tor sprach Haldon mit dem Feldwebel der Wachen, und ein Bote wurde losgeschickt, um einen Hauptmann zu finden. Der Mann, der schließlich erschien, war genauso hässlich wie beim letzten Mal, als Greif ihn gesehen hatte. Das Gesicht des Mannes, ein Koloss mit dickem Bauch und Watschelgang, war kreuz und quer mit alten Narben überzogen. Das rechte Ohr sah aus, als hätte ein Hund darauf herumgekaut, das linke fehlte gleich ganz. »Haben sie Euch zum Hauptmann gemacht, Flowers?«, begrüßte ihn Greif. »Ich dachte, die Goldene Kompanie hätte hohe Ansprüche.«
    »Es ist sogar noch schlimmer, Ihr Mistkerl«, sagte Franklyn Flowers. »Sie haben mich sogar zum Ritter geschlagen.« Er packte Greif am Unterarm, zog ihn zu sich heran und zerquetschte ihn fast in seiner Umarmung. »Ihr seht grässlich aus, selbst für einen Mann, der schon ein Dutzend Jahre tot ist. Blaues Haar? Als Harry sagte, Ihr würdet vorbeischauen, hätte ich mir fast in die Hose geschissen. Und Haldon, du eiskalter Scheißkerl, gut dich zu sehen. Hast du immer noch diesen Stock im Arsch?« Er wandte sich dem Jungen Greifen zu. »Und das wäre …«
    »Mein Knappe. Junge, das ist Franklyn Flowers.«
    Der Prinz grüßte ihn mit einem Nicken. »Flowers ist ein Bastardname. Ihr seid aus der Weite.«
    »Ja. Meine Mutter war Waschweib in Ziderhall, bis einer von Mylords Söhnen sie sich genommen hat. Ich bin

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