09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)
Daenerys erreicht haben«, sagte Lemore.
»Damals sind wir davon ausgegangen, dass das Mädchen nach Westen kommt. Unsere Drachenkönigin hat diesen Plan zu Asche verbrannt, und dank dieses fetten Narren in Pentos haben wir die Drachendame am Schwanz gepackt und uns die Finger bis auf die Knochen verbrannt.«
»Illyrio konnte nicht ahnen, dass das Mädchen in der Sklavenbucht bleiben würde.«
»Genauso wie er nicht ahnen konnte, dass der Bettelkönig jung sterben oder Khal Drogo ihm ins Grab folgen würde. Sehr wenig von dem, was der fette Mann vorausgesehen hat, ist auch eingetreten.« Greif tätschelte den Griff seines Langschwerts mit einer behandschuhten Hand. »Ich habe jahrelang nach der Pfeife des fetten Manns getanzt, Lemore. Was hat uns das eingebracht? Der Prinz ist ein erwachsener Mann. Seine Zeit ist …«
» Greif!«, rief Yandry laut über das Läuten der Mimenglocken hinweg. »Haldon kommt.«
Und tatsächlich. Der Halbmaester drängte sich am Ufer des Hafens durch die Menschenmassen und sah schmutzig aus. Ihm musste entsetzlich heiß sein, denn der Schweiß bildete auf der leichten Leinenrobe dunkle Ringe unter seinen Achselhöhlen. Er schaute genauso säuerlich drein wie in Selhorys, als er auf die Scheue Maid zurückgekehrt war und gestehen musste, dass er den Zwerg verloren hatte. Immerhin führte er drei Pferde am Zügel, und nur darauf kam es an.
»Holt den Jungen«, trug Greif Lemore auf. »Er soll sich bereit machen.«
»Wie Ihr meint«, antwortete sie unglücklich.
So sei es. Er hatte Lemore schätzen gelernt, aber deshalb brauchte er noch lange nicht ihre Zustimmung einzuholen. Ihre Aufgabe hatte darin bestanden, den Prinzen in den Lehren des Glaubens zu unterrichten, und das hatte sie getan. Doch gleichgültig, wie viel er betete, Gebete allein würden ihn nicht auf den Eisernen Thron bringen. Diese Aufgabe fiel Greif zu. Er hatte Prinz Rhaegar einmal enttäuscht. Seinen Sohn würde er nicht enttäuschen, nicht, solange noch ein Fünkchen Leben in seinem Körper steckte.
Haldons Pferde gefielen ihm nicht. »Sind das die besten, die Ihr auftreiben konntet?«, beschwerte er sich bei dem Halbmaester.
»Ja«, antwortete Haldon gereizt, »und Ihr solltet lieber gar nicht erst fragen, was sie uns gekostet haben. Seit die Dothraki auf der anderen Seite des Flusses stehen, hat sich die halbe Bevölkerung von Volon Therys entschlossen, von hier zu verschwinden, deshalb wird Pferdefleisch jeden Tag teurer.«
Ich hätte selbst gehen sollen. Nach den Ereignissen in Selhorys traute er Haldon nicht mehr so wie früher. Er hat sich von dem redegewandten Zwerg beschwatzen lassen. Hat ihn allein in ein Hurenhaus gehen lassen, während er wie ein Mondkalb auf dem Platz gewartet hat. Der Bordellbesitzer hatte behauptet, der kleine Mann sei mit Waffengewalt verschleppt worden, aber Greif war sich nicht sicher, ob er das glaubte. Der Gnom war klug genug, um seine eigene Flucht geplant zu haben. Dieser betrunkene Kerl, von dem die Huren gesprochen hatten, konnte von ihm für dieses Schauspiel bezahlt worden sein. Ich bin selbst schuld. Nachdem sich der Zwerg zwischen Aegon und den Steinmann geworfen hat, war ich nicht mehr so wachsam. Ich hätte ihm die Kehle durchschneiden sollen, als ich ihn das erste Mal gesehen habe.
» Sie werden wohl genügen müssen, so wie es aussieht«, sagte er zu Haldon. »Das Lager liegt nur drei Meilen südlich von hier.« Die Scheue Maid hätte sie schneller hingebracht, aber es war ihm lieber, Harry Strickland nicht wissen zu lassen, wo er und der Prinz die ganze Zeit gewesen waren. Außerdem gefiel ihm auch der Gedanke nicht, an irgendeinem schlammigen Ufer an Land gehen zu müssen. Ein Söldner und sein Sohn mochten sich einen solchen Auftritt leisten können, ein großer Lord und sein Prinz hingegen nicht.
Als der Junge schließlich mit Lemore aus der Kabine kam, begutachtete Greif ihn aufmerksam von Kopf bis Fuß. Der Prinz trug Schwert und Dolch, schwarze, auf Hochglanz polierte Stiefel und einen schwarzen Mantel, der mit blutroter Seide abgesetzt war. Mit seinem frisch gewaschenen und geschnittenen Haar, erneut tief dunkelblau gefärbt, wirkten auch seine Augen blau. Um den Hals trug er drei riesige, rechtwinklig geschliffene Rubine an einer Kette aus schwarzem Eisen, ein Geschenk von Magister Illyrio. Rot und schwarz. Die Farben der Drachen. Das war gut. »Du siehst aus wie ein richtiger Prinz«, sagte er zu dem Jungen. »Dein Vater wäre stolz auf dich.«
Der
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