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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Strickland. Aber Greif bedauerte den Weg nicht, den er eingeschlagen hatte. Wenn ich nach Westeros zurückkehre, dann nicht als Schädel auf einer Stange.
    Flowers kam aus dem Zelt. »Herein mit Euch.«
    Die hohen Offiziere der Goldenen Kompanie erhoben sich von Hockern und Feldstühlen, als sie eintraten. Alte Freunde begrüßten Greif mit einem Lächeln und einer Umarmung, die neuen Männer förmlicher. Nicht alle sind so froh, uns zu sehen, wie sie es mich glauben machen wollen. Hinter manchem Lächeln spürte er ein Messer. Bis vor kurzem hatten die meisten geglaubt, Lord Jon Connington verrotte in seinem Grab, und nicht wenige hielten das wahrscheinlich für genau den richtigen Platz für einen wie ihn, einen Mann, der seine Waffenbrüder bestohlen hatte. An ihrer Stelle hätte Greif wohl kaum anders empfunden.
    Ser Franklyn übernahm die Vorstellungen. Manche der Hauptleute trugen Bastardnamen wie Flowers, Rivers, Hill, Stone. Andere beanspruchten Namen für sich, die in der Geschichte der Sieben Königslande einst hell geleuchtet hatten. Greif zählte zwei Strongs, drei Gipfels, einen Mudd, einen Mandragora, einen Lothston und zwei Coles. Nicht alle waren echt, das wusste er. In den Freien Kompanien durfte sich ein Mann den Namen wählen, der ihm gefiel. Und welchen Namen sie auch trugen, die Söldner stellten eine raue Pracht zur Schau. Wie so viele Angehörige ihres Handwerks trugen sie ihren weltlichen Reichtum am Leibe. Edelsteinbesetzte Schwerter, Rüstungen mit Intarsien, schwere Halsringe und feine Seide waren am häufigsten zu sehen, und jeder Mann trug wenigstens das Lösegeld für einen Lord in goldenen Reifen am Handgelenk. Jeder Ring stand für ein Jahr Dienst in der Goldenen Kompanie. Marq Mandragora, dessen pockennarbiges Gesicht in einer Wange ein Loch hatte, wo ein Sklavenmal ausgebrannt worden war, trug außerdem eine Kette aus goldenen Schädeln.
    Nicht jeder Hauptmann hatte Vorfahren in Westeros. Der Schwarze Balaq, ein Weißhaariger von den Summer Isles mit einer Haut, die so dunkel wie Ruß war, hatte den Befehl über die Bogenschützen der Kompanie, wie schon zu Zeiten von Schwarzherz. Er trug einen prächtigen Mantel aus grünen und orangefarbenen Federn. Der leichenblasse Volantener Gorys Edoryen hatte Stricklands Posten als Zahlmeister übernommen. Über einer Schulter trug er ein Leopardenfell, das blutrote Haar hing ihm in geölten Löckchen bis auf den Rücken, sein Spitzbart hingegen war schwarz. Den Obersten Spion kannte Greif noch nicht, einen Lyseni namens Lysono Maar mit veilchenblauen Augen, weißgoldenem Haar und Lippen, um die ihn vermutlich jede Hure beneidet hätte. Auf den ersten Blick hatte Greif ihn beinahe für eine Frau gehalten. Seine Fingernägel waren violett lackiert, und an seinen Ohrläppchen hingen Perlen und Amethyste.
    Gespenster und Lügner, dachte Greif, während er ihre Gesichter betrachtete. Geister vergessener Kriege, verlorener Kämpfe, fehlgeschlagener Rebellionen, eine Bruderschaft der Gescheiterten und Gefallenen, der Entehrten und Enterbten. Das ist mein Heer. Das ist unsere einzige Hoffnung.
    Er wandte sich Harry Strickland zu.
    Der Heimatlose Harry sah kaum wie ein Krieger aus. Beleibt, mit großem, rundem Kopf, milden grauen Augen und dünnem Haar, das er zur Seite gekämmt trug, um eine kahle Stelle zu verbergen, saß Strickland auf einem Klappstuhl, die seine Füße in einer Wanne mit Salzwasser. »Entschuldigt, wenn ich mich nicht erhebe«, sagte er zum Gruß. »Wir hatten einen anstrengenden Marsch, und ich bekomme immer schnell Blasen an den Zehen. Ein wahrer Fluch.«
    Das ist ein Zeichen der Schwäche. Ihr klingt wie ein altes Weib. Die Stricklands gehörten seit der Gründung zur Goldenen Kompanie, Harrys Urgroßvater hatte sein Land verloren, als er sich während der ersten Blackfyre-Rebellion mit dem Schwarzen Drachen erhoben hatte. »Gold seit vier Generationen«, prahlte Harry häufig, als gebe es einen Grund, stolz auf vier Generationen Verbannung und Niederlage zu sein.
    »Ich kann Euch eine Salbe für die Blasen machen«, sagte Haldon, »und es gibt bestimmte Mineralsalze, die Eure Haut härten könnten.«
    »Das ist freundlich von Euch.« Strickland winkte seinem Knappen. »Watkyn, Wein für unsere Freunde.«
    »Danke, aber nein«, lehnte Greif ab. »Wir trinken Wasser.«
    »Wie es Euch beliebt.« Der Generalhauptmann lächelte den Prinzen an. »Und das wäre dann Euer Sohn.«
    Weiß er Bescheid?, fragte sich Greif. Wie viel hat

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