09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)
Roten Stadt war er der Hölle noch nie gekommen, und er hoffte, dabei würde es bleiben. Die Yunkai’i hatten die zerschmetterten Tore verschlossen, um die Toten und Sterbenden in der Stadt festzusetzen, aber das, was Quentyn Martell in den roten Ziegelstraßen gesehen hatte, würde ihn sein Leben lang verfolgen. Ein Fluss, der von Leichen verstopft war. Die Priesterin in ihrer zerfetzten Robe, gepfählt und umschwärmt von glänzenden grünen Fliegen. Sterbende, die durch die Straßen taumelten, blutig und besudelt. Kinder, die sich um halb gekochte Welpen prügelten. Der letzte freie König von Astapor, der nackt in der Arena schrie, wo ihn zwanzig ausgehungerte Hunde zerfleischten. Und Feuer, überall Feuer. Wenn er die Augen schloss, sah er es wieder; Flammen, die aus Ziegelpyramiden schlugen, die höher waren, als alle Burgen, die er je gesehen hatte, rußige Rauchwolken, die sich in den Himmel schlängelten wie große schwarze Schlangen.
Wenn der Wind von Süden wehte, lag der Rauchgeruch immer noch in der Luft, hier, drei Meilen von der Stadt entfernt. In Astapor schwelte es hinter den bröckelnden roten Ziegelmauern weiter, obwohl die meisten großen Brände erloschen waren. Asche schwebte mit den Böen heran wie fette graue Schneeflocken. Es wäre gut, diesen Ort hinter sich zu lassen.
Dem stimmte der Große Mann zu. »War längst überfällig«, sagte er, als Frosch ihn beim Würfeln mit Bohnen, Bücher und dem alten Bill Knochen auftrieb, wo er wieder einmal verlor. Die Söldner liebten Gründarm, der so furchtlos wettete wie er kämpfte, aber mit weitaus weniger Erfolg. »Meine Rüstung, Frosch. Hast du mir das Blut vom Kettenhemd geschrubbt?«
»Ja, Ser.« Gründarms Kettenhemd war alt und schwer, viel getragen und wieder und wieder geflickt. Das Gleiche galt für seinen Helm, seine Halsberge, die Handschuhe und den Rest der zusammengestückelten Rüstung. Froschs Harnisch war nur wenig besser, und der von Ser Gerris deutlich schlechter. Kompaniestahl, hatte der Waffenschmied es genannt. Quentyn hatte nicht gefragt, wie viele Männer die Rüstung schon getragen hatten, wie viele schon darin gestorben waren. Sie hatten ihre guten Rüstungen in Volantis gelassen, zusammen mit ihrem Gold und ihren richtigen Namen. Wohlhabende Ritter aus alten ehrenwerten Häusern kamen nicht über die Meerenge, um ihre Schwerter zu verkaufen, es sei denn, sie waren aus irgendeinem Grunde verbannt worden. »Lieber spiele ich den Armen als den Schurken«, hatte Quentyn erklärt, als Gerris ihm ihre Tarnung erklärt hatte.
Die Verwehten brauchten keine volle Stunde, um das Lager abzubrechen. »Wir brechen auf«, verkündete der Flickenprinz von seinem riesigen weißen Streitross in klassischem Hochvalyrisch, das so etwas wie die gemeinsame Sprache der Kompanie darstellte. Die gepunktete Hinterhand des Hengstes war mit Stofffetzen behangen, die sein Reiter von den Waffenröcken der Männer abgerissen hatte, die von seiner Hand gefallen waren. Der Umhang des Prinzen war ebenfalls aus solchen Stücken zusammengenäht. Er war ein alter Mann, über sechzig, und doch saß er noch immer fest und aufrecht im hohen Sattel, und seine Stimme war stark genug, um auch im letzten Winkel des Schlachtfeldes gehört zu werden. »Astapor war nur ein Vorgeschmack, Meereen wird das Festmahl«, rief er, und die Söldner brachen in wilden Jubel aus. An ihren Lanzen flatterten Wimpel aus blauer Seide, und über ihren Köpfen wehten gegabelte Banner in Blau und Weiß, die Standarte der Verwehten.
Die drei Dornischen jubelten mit den anderen. Schweigen hätte nur Aufmerksamkeit auf sie gelenkt. Aber während die Verwehten auf der Küstenstraße nach Norden ritten, dicht hinter Blutbart und der Kompanie der Katze, schloss Frosch zum Dornischen Gerrold auf. »Bald«, sagte er in der Gemeinen Zunge von Westeros. In der Kompanie gab es auch andere Westerosi, aber nicht viele, und keiner von ihnen war in der Nähe. »Wir müssen es bald tun.«
»Nicht jetzt«, warnte Gerris und lächelte leer wie ein Mime. »Wir sprechen heute Abend darüber, wenn wir das Lager aufschlagen.«
Auf der alten Ghiscari-Küstenstraße waren es von Astapor nach Yunkai dreihundert Meilen, und weitere hundertfünfzig von Yunkai nach Meereen. Die Freien Kompanien waren gut beritten und konnten Yunkai bei hartem Ritt in sechs Tagen erreichen, in acht, wenn sie einen gemächlicheren Schritt anschlugen. Die Legionen von Alt-Ghis hätten noch einmal halb so lange gebraucht, da
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