09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)
Kleine Taube und seine Reiher verblassten neben den beiden Brüdern, die die Söldner die Rasselherren nannten. Als die Sklavensoldaten von Yunkai zum letzten Mal den Unbefleckten der Drachenkönigin gegenübergestanden hatten, waren ihre Reihen eingeknickt und heillos geflohen. Die Rasselherren hatten sich eine Strategie ausgedacht, um das zu verhindern. Sie hatten ihre Soldaten in Gruppen von zehn zusammengekettet, Handgelenk an Handgelenk und Knöchel an Knöchel. »Keiner der armen Hunde kann davonrennen, es sei denn, sie laufen alle miteinander«, erklärte Dick Stroh und lachte. »Und dann sind sie bestimmt nicht besonders schnell.«
»Sie marschieren ja nicht einmal schnell«, meinte Bohnen. »Und das Rasseln hört man dreißig Meilen weit.«
Es gab noch viele andere, die beinahe so verrückt oder noch schlimmer waren: Fürst Wabbelbacke, der Besoffene Eroberer, der Tierzähmer, Mondgesicht, das Karnickel, der Wagenlenker, der Parfümierte Held. Manche hatten zwanzig Söldner, andere zweihundert oder zweitausend, allesamt Sklaven, die sie eigenhändig ausgebildet und ausgestattet hatten. Jeder von ihnen war reich und überheblich, und jeder war ein Hauptmann oder ein Kommandant, der nur Yurkhaz zo Yunzak unterstellt war; sie verachteten die gemeinen Söldner und neigten dazu, sich mit den anderen in ihrer unverständlichen Sprache endlos über die Rangfolge zu streiten.
In der Zeit, in der die Verwehten drei Meilen zurücklegten, waren die Yunkai’i zweieinhalb Meilen zurückgefallen. »Ein Rudel stinkender gelber Narren«, beschwerte sich Bohnen. »Sie haben immer noch nicht begriffen, warum die Sturmkrähen und die Zweitgeborenen zur Drachenkönigin übergelaufen sind.«
»Des Goldes wegen, glauben sie«, meinte Bücher. »Warum glaubst du, bezahlen sie uns so gut?«
»Gold ist süß, aber das Leben ist noch süßer«, meinte Bohnen. »In Astapor haben wir mit Krüppeln getanzt. Wollt ihr euch mit diesem Haufen an eurer Seite echten Unbefleckten entgegenstellen?«
»In Astapor haben wir gegen die Unbefleckten gekämpft«, sagte der Große Mann.
»Ich habe gesagt: die echten Unbefleckten. Irgendeinem Knaben die Eier mit einem Schlachtermesser abzuschneiden und ihm einen spitzen Hut aufzusetzen, macht ihn nicht zu einem Unbefleckten. Diese Drachenkönigin hat die Echten, die Sorte, die nicht gleich davonläuft, wenn man ungefähr in ihre Richtung furzt.«
»Die, und dazu noch Drachen.« Dick Stroh sah zum Himmel hinauf, als könnte die bloße Erwähnung der Drachen sie auf die Kompanie herabrufen. »Sorgt nur dafür, dass eure Schwerter scharf bleiben, Jungs, denn bald bekommen wir einen richtigen Kampf.«
Einen richtigen Kampf, dachte Frosch. Die Worte missfielen ihm. Der Kampf unter den Mauern von Astapor war ihm schon echt genug vorgekommen, obwohl er wusste, dass die Söldner das anders sahen. »Das war ein Gemetzel, keine Schlacht«, hatte der Kriegerbarde Denzo D’han danach verkündet. Denzo war Hauptmann und Veteran von über hundert Schlachten. Frosch hatte bislang nur auf dem Übungsplatz und im Turnier Erfahrungen gesammelt, daher fühlte er sich nicht berechtigt, der Aussage dieses erfahrenen Kriegers zu widersprechen.
Es fühlte sich aber wie eine Schlacht an, als es begann. Er erinnerte sich daran, wie es in seinem Bauch gegrummelt hatte, als der Große Mann ihn in der Dämmerung mit einem Tritt geweckt hatte. »In deine Rüstung, Langschläfer«, brüllte er. »Der Metzger kommt heraus und lädt uns zum Schlachtfest. Hoch mit dir, wenn er nicht Hackfleisch aus dir machen soll.«
»Der Metzgerkönig ist tot«, hatte Frosch verschlafen protestiert. Das war zumindest die Geschichte, die sie gehört hatten, als sie aus den Schiffen geklettert waren, die sie von Alt-Volantis hierhergebracht hatten. Ein zweiter König Cleon hatte die Krone an sich gerissen und war ebenfalls gestorben, und jetzt wurden die Astapori von einer Hure und einem irren Barbier beherrscht, deren Anhänger sich gegenseitig um die Macht in der Stadt bekriegten.
»Vielleicht war das eine Lüge«, hatte der Große Mann erwidert. »Oder es ist irgendein anderer Metzger. Vielleicht ist der Erste schreiend aus der Gruft auferstanden, um ein paar Yunkische umzubringen. Ist doch vollkommen gleichgültig, Frosch. Zieh deine Rüstung an! « Im Zelt schliefen zehn, die alle bereits auf den Beinen waren und sich Hosen und Stiefel anzogen, lange Kettenhemden überstreiften, Brustpanzer anschnallten und die Gurte von Arm- und
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