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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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über ihre Vergangenheit zu sprechen, er beantwortete höflich ihre Fragen, und er bedrängte sie nie zu sehr mit eigenen Fragen. Wenn er eine Bitte äußerte, so stets nur kleine; ein Becken mit Wasser und ein wenig Seife, ein Buch, neue Kerzen. Die meisten dieser Bitten wurden erfüllt, und Davos zeigte sich gebührend dankbar.
    Niemand wollte jedoch mit ihm über Lord Manderly, König Stannis oder die Freys sprechen, gern jedoch über andere Dinge. Therry wollte in den Krieg ziehen, sobald er alt genug wäre, um in Schlachten zu kämpfen und ein Ritter zu werden. Außerdem beschwerte er sich häufig über seine Mutter. Sie schlief mit zwei der Wachen, gestand er. Die Männer hatten verschiedene Schichten, und deshalb wusste keiner vom anderen, aber eines Tages würde sicherlich einer von ihnen dahinterkommen, und dann würde Blut fließen. In manchen Nächten brachte ihm der Junge sogar einen Schlauch Wein in die Zelle, und während sie tranken, fragte er Davos über das Schmugglerleben aus.
    Ser Bartimus hatte wenig für das Leben in der Welt draußen übrig, und auch nicht für die Ereignisse, die sich zugetragen hatten, seit er sein Bein an ein reiterloses Pferd und die Säge eines Maesters verloren hatte. Allerdings hatte er im Laufe der Zeit eine große Zuneigung zum Wolfsbau gefasst, und nichts bereitete ihm mehr Vergnügen, als von seiner langen und blutigen Geschichte zu erzählen. Der Bau war viel älter als White Harbor, erzählte der Ritter Davos. Gebaut worden war er von König Jon Stark, um die Mündung des White Knife gegen vom Meer kommende Plünderer zu verteidigen. Viele jüngere Söhne des Königs des Nordens hatten hier ihren Sitz gehabt, auch viele Brüder, Onkel und Vettern. Manche vererbten die Burg an ihre eigenen Söhne und Enkel, und so waren Nebenlinien des Hauses Stark entstanden: die Graustarks hatten am längsten überdauert, über fünf Jahrhunderte hatten sie den Wolfsbau gehalten, bis sie sich erdreisteten, sich bei der Rebellion gegen die Starks von Winterfell Dreadfort anzuschließen.
    Nach ihrem Fall war die Burg durch viele andere Hände gegangen. Das Haus Flint besaß sie ein Jahrhundert lang, das Haus Locke beinahe zwei. Schiefers, Langs, Holzens und Eschwalds herrschten hier, und schützten im Auftrag Winterfells den Fluss. Einmal eroberten Räuber von den Three Sisters die Burg, und machten sie zu ihrem Brückenkopf im Norden. Während der Kriege zwischen Winterfell und dem Grünen Tal wurde sie von Osgut Arryn, dem Alten Falken, belagert und von seinem Sohn niedergebrannt, demjenigen, an den man sich als die Kralle erinnerte. Als der alte König Edrick Stark zu schwach geworden war, um sein Reich zu verteidigen, geriet der Wolfsbau in die Hände von Sklavenhändlern von den Stepstones. Deren Gefangene bekamen das Brandeisen zu spüren, und ihnen wurde der Wille mit der Peitsche gebrochen, ehe man sie übers Meer schickte, und auch dabei wurden diese schwarzen Steine Zeugen.
    »Dann folgte ein langer grausamer Winter«, sagte Ser Bartimus. »Der White Knife fror zu, und sogar die Förde vereiste. Der Wind heulte von Norden herab und trieb die Sklavenhändler nach drinnen, wo sie sich um ihre Feuer drängten, und während sie sich aufwärmten, fiel der neue König über sie her. Es war Brandon Stark, der Urenkel von Edrick Schneebart, den man Eisauge nannte. Er eroberte den Wolfsbau zurück, ließ die Sklavenhändler nackt ausziehen und überließ sie den Sklaven, die er unten in den Verliesen vorfand. Es heißt, sie hätten deren Eingeweide in die Äste des Herzbaums gehängt, als ein Opfer an die Götter. Die alten Götter, nicht diese neuen aus dem Süden. Eure Sieben kennen den Winter nicht, und der Winter kennt sie nicht.«
    Diese Wahrheit konnte Davos nicht bestreiten. Nach dem, was er in Eastwatch-by-the-Sea gesehen hatte, wollte er den Winter auch überhaupt nicht kennenlernen. »Zu welchen Göttern betet Ihr?«, fragte er den einbeinigen Ritter.
    »Zu den alten.« Wenn Ser Bartimus grinste, sah er aus wie ein Totenkopf. »Ich und die meinen waren schon lange vor den Manderlys hier. Möglicherweise waren es meine eigenen Vorfahren, die die Eingeweide im Baum aufgehängt haben.«
    »Ich wusste gar nicht, dass die Nordmänner ihren Herzbäumen Blutopfer dargebracht haben.«
    »Es gibt eine Menge, was ihr Südländer nicht über den Norden wisst«, erwiderte Ser Bartimus.
    Damit hatte er wohl recht. Davos saß neben seiner Kerze und betrachtete die Buchstaben, die er

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