09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)
ohne ein Wort seine Halle. »Macht Stinker los und nehmt ihn mit«, knurrte Ramsay dem Sauren Alyn zu, doch sein Vater winkte mit der blassen Hand ab und sagte: »Nein, lasst ihn hier.«
Sogar Lord Rooses Wachen zogen sich zurück und schlossen die Tür hinter sich. Als der Lärm verhallt war, fand sich Stinker plötzlich mit den beiden Boltons, Vater und Sohn, allein in der Halle wieder.
»Du hast unsere vermissten Freys nicht gefunden.« So wie Roose Bolton es sagte, war es eher eine Feststellung als eine Frage.
»Wir sind zu der Stelle geritten, wo sie sich laut Lord Neunauge getrennt haben, aber die Mädchen habe keine Spur von ihnen gefunden.«
»Du hast in den Dörfern und Burgen der Umgebung nach ihnen gefragt?«
»Verschwendete Worte. Die Bauern könnten genauso gut blind sein, so wenig wie die sehen.« Ramsay zuckte mit den Schultern. »Welche Rolle spielt das schon? Die Welt wird ein paar Freys nicht vermissen. Unten in den Twins gibt es noch eine Menge davon, falls wir jemals Nachschub brauchen sollten.«
Lord Roose brach sich ein kleines Stück Brot ab und aß es. »Hosteen und Aenys sind verzweifelt.«
»Sollen die doch selber suchen gehen, wenn sie unbedingt wollen.«
»Lord Wyman gibt sich selbst die Schuld. Wenn man ihm so zuhört, scheint er besonders Rhaegar ins Herz geschlossen zu haben.«
Lord Ramsay wurde zornig. Stinker sah es an seinem Mund, daran, wie sich die dicken Lippen kräuselten, wie sich die Sehnen an seinem Hals spannten. »Die Narren hätten bei Manderly bleiben sollen.«
Roose Bolton zuckte mit den Schultern. »Lord Wymans Sänfte bewegt sich so schnell wie eine Schnecke … und natürlich erlauben es Umfang und Gesundheit seiner Lordschaft nicht, mehr als ein paar Stunden am Tag zu reisen, unterbrochen von häufigen Essenspausen. Die Freys waren erpicht darauf, Barrowton zu erreichen und sich mit ihren Leuten zu vereinen. Kannst du ihnen einen Vorwurf daraus machen, dass sie vorausgeritten sind?«
»Wenn sie es denn getan haben. Glaubt Ihr Manderly?«
Die hellen Augen seines Vaters glitzerten. »Habe ich diesen Eindruck erweckt? Und dennoch. Seine Lordschaft ist ganz außer sich.«
»Nicht so außer sich, dass er darüber das Essen vergessen würde. Lord Schwein muss die halben Vorräte von White Harbor mitgeschleppt haben.«
»Vierzig Wagen voll mit Proviant. Fässer mit Wein und Hippokras und frisch gefangenen Neunaugen, eine Herde Ziegen, hundert Schweine, Kisten mit Krebsen und Austern, einen riesigen Kabeljau … Lord Wyman isst sehr gern, wie dir vielleicht schon aufgefallen ist.«
»Was mir aufgefallen ist, ist, dass er keine Geiseln mitgebracht hat.«
»Das ist mir auch aufgefallen.«
»Was wollt Ihr da unternehmen?«
»Es ist eine verzwickte Lage.« Lord Roose fand einen leeren Becher, wischte ihn mit dem Tischtuch aus und füllte ihn aus einem Krug. »Manderly ist nicht der Einzige, der Feste gibt, scheint mir.«
»Eigentlich hättet Ihr es sein sollen, der das Fest gibt, um meine Rückkehr zu feiern«, beschwerte sich Ramsay, »und es hätte in Hügelhall sein sollen, nicht in diesem Pisspott von einer Burg.«
»Hügelhall und seine Küchen stehen nicht unter meinem Befehl«, sagte sein Vater milde. »Ich bin dort nur zu Gast. Die Burg und die Stadt gehören Lady Staublin, und sie kann dich nicht ausstehen.«
Ramsays Miene verfinsterte sich. »Wenn ich ihr die Zitzen abschneide und sie an meine Mädchen verfütterte, kann sie mich dann leiden? Wird sie mich leiden können, wenn ich ihr die Haut abziehe und mir ein paar Stiefel daraus mache?«
»Unwahrscheinlich. Und diese Stiefel würden uns einen hohen Preis kosten. Wir würden Barrowton verlieren, das Haus Staublin und die Ryswells.« Roose Bolton setzte sich seinem Sohn gegenüber an den Tisch. »Barbra Staublin ist die jüngere Schwester meiner zweiten Gemahlin, Rodrik Ryswells Tochter, die Schwester von Roger, Rickard und meinem Namensvetter Roose, dazu eine Base der anderen Ryswells. Sie hat meinen verstorbenen Sohn gemocht, und sie verdächtigt dich, deine Finger bei seinem Ableben im Spiel gehabt zu haben. Lady Barbra ist eine Frau, die weiß, wie man einen Groll hegt. Sei dankbar dafür. Barrowton hält dem Haus Bolton vor allem deshalb die Treue, weil sie immer noch Ned Stark die Schuld am Tod ihres Mannes gibt.«
» Treue? « Ramsay schäumte. »Die spuckt doch nur auf mich. Es wird der Tag kommen, an dem ich ihre kostbare hölzerne Stadt in Brand setzte. Dann soll sie spucken und
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