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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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auszusprechen, war zu gefährlich, selbst im Stall, während seine Lordschaft in der Halle war. Ein falsches Wort konnte ihn den nächsten Zeh oder sogar noch einen Finger kosten. Allerdings nicht die Zunge. Die Zunge wird er mir lassen. Es gefällt ihm, mich betteln zu hören, mir den Schmerz zu ersparen. Es gefällt ihm, mich zum Betteln zu bringen.
    Die Reiter waren sechzehn Tage auf der Jagd gewesen und hatten nur hartes Brot und Pökelfleisch zu essen bekommen, wenn man von einem gestohlenen Zicklein dann und wann einmal absah, daher hatte Lord Ramsay für diesen Abend ein Festmahl angesetzt, um seine Rückkehr nach Barrowton zu feiern. Ihr Gastgeber, ein grauer, einarmiger kleiner Lord namens Harwood Stout, war schlau genug, sich ihm nicht zu widersetzen, auch wenn seine Speisekammern inzwischen fast leer sein mussten. Stinker hatte gehört, wie einer von Feists Dienern sich darüber beschwerte, dass sich der Bastard und seine Männer durch ihre Wintervorräte fraßen. »Er wird Lord Eddards kleines Mädchen betten, sagen sie«, jammerte Feists Köchin, ohne zu bemerken, dass Stinker lauschte, »aber wir sind die, die am Arsch sind, wenn der Schnee kommt. Denkt an meine Worte!«
    Doch Lord Ramsay hatte ein Fest angesetzt, also musste es ein Fest geben. Große Tische wurden in Feists Halle aufgebaut, ein Ochse wurde geschlachtet, und als die Sonne unterging, aßen die mit leeren Händen zurückgekehrten Jäger Braten und Rippen, Gerstenbrot und Mus aus Karotten und Erbsen. Das alles spülten sie mit enormen Mengen Bier hinunter.
    Es war Aufgabe des Kleinen Walders, dafür zu sorgen, dass Lord Ramsays Becher nicht leer wurde, während der Große Walder für die anderen am hohen Tisch einschenkte. Stinker war neben einer der Türen angekettet, damit sein Gestank den Gästen nicht den Appetit verdarb. Er würde später essen, die Brocken, die Lord Ramsay ihm hinwerfen würde. Die Hunde hingegen durften in der Halle herumlaufen und boten die beste Unterhaltung des Abends, als Magda und die Graue Jeyne sich auf einen von Lord Feists Hunden stürzten, dem Will Kurz einen Knochen mit besonders viel Fleisch zugeworfen hatte. Stinker war der einzige Mann in der Halle, der den drei Hunden nicht beim Kampf zuschaute. Er hielt den Blick stets auf Ramsay Bolton gerichtet.
    Der Kampf war erst zu Ende, als der Hund ihres Gastgebers tot war. Feists alter Jagdhund hatte nicht den Hauch einer Chance gehabt. Er musste gegen zwei Gegner antreten, und Ramsays Hündinnen waren jung, stark und wild. Ben Knochen, der die Hunde lieber mochte als ihren Herrn, hatte Stinker verraten, dass sie alle nach Bauernmädchen benannt waren, die Ramsay gejagt, vergewaltigt und getötet hatte, als er noch ein Bastard und der erste Stinker sein Gefährte gewesen war. »Jedenfalls nach denen, die ihm viel Spaß gemacht haben. Nach denen, die weinen und flehen und nicht wegrennen, wird auch keine Hündin benannt.« Beim nächsten Wurf aus den Zwingern von Dreadfort würde also eine Kyra dabei sein, daran hatte Stinker keinen Zweifel. »Er hat sie auch darauf abgerichtet, Wölfe zu töten«, hatte Ben Knochen ihm anvertraut. Stinker erwiderte nichts. Er wusste, welche Wölfe die Mädchen töten sollten, aber er wollte nicht zuschauen müssen, wie sie sich wegen eines von seinem Fuß abgetrennten Zehs stritten.
    Zwei Diener trugen den toten Hund nach draußen, und eine alte Frau holte Besen, Rechen und Eimer, um die blutgetränkten Binsen zu entfernen, als die Türen der Halle von einer Windböe aufgestoßen wurden und ein Dutzend Männer in grauer Rüstung und eisernen Halbhelmen eintraten. Sie drängten sich an den ledernen Brigantinen und Mänteln aus Gold und Rot von Feists milchgesichtigen jungen Wachen vorbei. Abrupt kehrte Stille in der Halle ein … Nur Lord Ramsay, der gerade den Knochen, an dem er genagt hatte, zur Seite warf, wischte sich den Mund mit dem Ärmel ab, lächelte mit fettigen, feuchten Lippen und sagte: »Vater.«
    Der Lord von Dreadfort betrachtete in aller Ruhe die Reste des Festmahls, den toten Hund, die Wandbehänge und Stinker in seinen Ketten. »Hinaus«, befahl er den Feiernden mit einer Stimme so leise wie das Murmeln eines Baches. »Sofort. Alle miteinander.«
    Lord Ramsays Männer drückten sich von den Bänken hoch und ließen Becher und Teller stehen. Ben Knochen rief die Mädchen zu sich, die ihm hinterhertrotteten, manche noch mit Knochen zwischen den Zähnen. Harwood Stout verneigte sich steif und überließ Bolton

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