09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)
Kartoffel im Mund, oder wusstet ihr nicht, dass es eigentlich aus zwei Wörtern besteht, nicht nur aus einem.«
»Wenn es My… M’lord … gefällt.«
»Besser. Euer Geruch ist ziemlich abstoßend.«
»Ja, M’lord. Ich bitte um Verzeihung, M’lord.«
»Warum? Daran, wie Ihr stinkt, ist mein Sohn schuld, nicht Ihr. Dessen bin ich mir durchaus bewusst.« Sie ritten an einem Stall und einem geschlossenen Gasthaus mit einer Weizengarbe auf dem Schild vorbei. Stinker hörte durch die Fenster Musik. »Ich habe den ersten Stinker gekannt. Er stank, allerdings nicht, weil er sich nicht gewaschen hätte. Ich habe keinen saubereren Menschen gekannt, um die Wahrheit zu sagen. Er hat dreimal am Tag gebadet und trug Blumen im Haar, als wäre er eine Jungfrau. Einmal, als meine zweite Frau noch am Leben war, wurde er dabei erwischt, wie er Duftwasser aus ihrem Schlafzimmer stahl. Ich habe ihn dafür auspeitschen lassen, ein Dutzend Hiebe. Selbst sein Blut roch verkehrt. Ein Jahr später hat er es noch einmal versucht. Diesmal hat er das Parfüm getrunken und wäre beinahe daran gestorben. Es half nichts. Er war mit dem Gestank geboren worden. Ein Fluch, sagt das gemeine Volk. Die Götter hätten ihm den Gestank angehängt, damit die Menschen wussten, wie verdorben seine Seele war. Mein alter Maester behauptete jedoch, es handelte sich um ein Zeichen für eine Krankheit, obwohl der Junge ansonsten so stark war wie ein junger Stier. Niemand hielt es in seiner Nähe aus, deshalb schlief er bei den Schweinen … bis eines Tages Ramsays Mutter am Tor stand und verlangte, ich solle meinem Bastard einen Diener geben. Ramsay wurde immer wilder und aufsässiger. Ich habe ihr Stinker mitgegeben. Das sollte ein Scherz sein, aber er und Ramsay wurden unzertrennlich. Ich frage mich allerdings … War es Ramsay, der Stinker verdorben hat, oder hat Stinker Ramsay verdorben?« Seine Lordschaft betrachtete den neuen Stinker aus zwei Augen, die so hell und eigenartig wie zwei weiße Monde strahlten. »Was hat er Euch zugeflüstert, als er Euch losgekettet hat?«
»Er … er sagte …« Er hat gesagt, ich solle nichts verraten. Die Worte blieben ihm in der Kehle stecken, und er begann zu husten und zu würgen.
»Tief durchatmen. Ich weiß, was er gesagt hat. Ihr sollt mich ausspionieren und seine Geheimnisse bewahren.« Bolton kicherte. »Als ob er Geheimnisse hätte. Der Saure Alyn, Luton, Häuter und die anderen, was denkt er, woher die kommen? Glaubt er wirklich, die wären seine Männer?«
»Seine Männer«, wiederholte Stinker. Irgendeine Bemerkung schien von ihm erwartet zu werden, aber er wusste nicht, was er sagen sollte.
»Hat mein Bastard Euch je erzählt, wie ich ihn bekommen habe?«
Das wusste er zu seiner Erleichterung. »Ja, Myles… M’lord . Ihr seid seiner Mutter bei einem Ausritt begegnet und wart hingerissen von ihrer Schönheit.«
»Hingerissen?« Bolton lachte. »Hat er dieses Wort benutzt? Wahrlich, in dem Jungen schlummert die Seele eines Sängers … obwohl Ihr wohl noch dümmer wärt als der erste Stinker, wenn Ihr dieses Lied für bare Münze nähmet. Nicht einmal die Sache mit dem Ausritt stimmt. Ich habe einen Fuchs am Tränenwasser gejagt, als ich zufällig an einer Mühle vorbeikam und eine junge Frau entdeckte, die Kleidung im Fluss wusch. Der alte Müller hatte sich eine junge Braut gesucht, ein Mädchen, das kaum halb so alt war wie er selbst. Sie war groß und gertenschlank, und sie sah sehr gesund aus. Lange Beine und kleine feste Brüste wie zwei reife Pflaumen. Für eine vom gemeinen Volk war sie sogar hübsch. In dem Augenblick, in dem ich sie erblickte, wollte ich sie haben. Und das stand mir auch zu. Die Maester werden Euch erzählen, König Jaehaerys habe das Recht auf die Erste Nacht abgeschafft, um seine zänkische Königin zu besänftigen, aber wo die alten Götter herrschen, überleben auch die alten Sitten. Die Umbers halten ebenfalls an der Ersten Nacht fest, selbst wenn sie es leugnen. Auch einige der Bergstämme, und auf Skagos … nun, selbst die Herzbäume sehen nur die Hälfte von dem, was die auf Skagos so treiben.
Die Ehe des Müllers war ohne meine Erlaubnis und ohne mein Wissen geschlossen worden. Der Mann hatte mich betrogen. Also ließ ich ihn hängen und nahm das mir zustehende Recht unter dem Baum, an dem er hing. Um die Wahrheit zu sagen, war das Mädel kaum das Seil wert. Und der Fuchs war mir auch noch entkommen. Außerdem begann auf dem Heimweg nach Dreadfort mein
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