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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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an Melisandre. »Was für eine Zauberei ist das?«
    »Nennt sie wie Ihr wollt. Blendzauber, Scheinbann, Illusion. R’hllor ist der Herr des Lichts, Jon Snow, und es ist seinen Dienern gegeben, mit Licht zu weben, so wie andere mit Fäden weben.«
    Mance Rayder kicherte. »Ich hatte auch so meine Zweifel, Snow, aber warum sollte ich sie nicht einen Versuch wagen lassen? Entweder das oder Stannis hätte mich geröstet.«
    »Die Knochen helfen«, sagte Melisandre. »Die Knochen erinnern sich. Die stärksten Blendzauber gründen in solchen Dingen. In den Stiefeln eines Toten, in einer Strähne Haar, in einem Beutel Fingerknochen. Mit geflüsterten Worten und Gebeten kann der Schatten eines Mannes aus solchen Gegenständen hervorgerufen werden und einem anderen angelegt werden wie ein Mantel. Das Innere des Trägers verändert sich dabei nicht, nur der äußere Schein.«
    Sie beschrieb es, als wäre es ganz einfach. Die beiden Männer brauchten nicht zu erfahren, wie schwierig es tatsächlich gewesen war, oder wie viel es sie gekostet hatte. Diese Lektion hatte Melisandre lange vor Asshai gelernt: Je weniger Anstrengung man scheinbar für einen Zauber aufbringen musste, desto mehr fürchtete man den Zauberer. Als die Flammen an Rasselhemd geleckt hatten, war der Rubin an ihrem Hals so heiß geworden, dass sie Angst gehabt hatte, ihre eigene Haut könnte anfangen zu rauchen und versengt werden. Glücklicherweise hatte Lord Snow sie mit seinen Pfeilen von dieser Qual erlöst. Während sich Stannis über diese Aufsässigkeit ärgerte, hatte sie vor Erleichterung geschaudert.
    »Unser falscher König hat zwar keine Manieren«, erklärte Melisandre Jon Snow, »aber er wird Euch nicht verraten. Wir haben seinen Sohn in unserer Hand, wie Ihr wisst. Und er schuldet Euch sein Leben.«
    »Mir?« Snow klang erschrocken.
    »Wem sonst, Mylord? Nur mit seinem Herzblut konnte er für seine Verbrechen bezahlen, so verlangen es Eure Gesetze, und Stannis Baratheon ist kein Mann, der sich gegen das Gesetz stellt … Aber wie Ihr so weise gesagt habt, enden die Gesetze der Menschen an der Mauer. Ich habe Euch gesagt, der Herr des Lichts würde Eure Gebete erhören. Ihr habt nach einer Möglichkeit gesucht, wie Ihr Eure kleine Schwester retten könnt und trotzdem Eure Ehre nicht befleckt, die Euch so viel bedeutet; weil Ihr die Eide nicht brechen wollt, die Ihr vor Eurem hölzernen Gott abgelegt habt.« Sie zeigte mit einem blassen Zeigefinger auf Mance. »Dort steht er, Lord Snow. Aryas Retter. Ein Geschenk vom Herrn des Lichts … und von mir.«

STINKER
    Als Erstes hörte er die Mädchen, die bellten, während sie heimwärts rannten. Beim Trommeln der Hufe, die über die Steinplatten donnerten, kam er auf die Beine. Seine Ketten rasselten. Die zwischen den Knöcheln war kaum einen halben Schritt lang, so dass er lediglich schlurfen konnte. Damit war es schwierig, sich schnell voranzubewegen, aber er gab sich alle Mühe und hüpfte klimpernd von seiner Matratze. Ramsay Bolton war zurückgekehrt, und er würde die Dienste seines Stinkers in Anspruch nehmen wollen.
    Draußen unter dem kalten Herbsthimmel strömten die Jäger durch die Tore. Ben Knochen ritt voraus, die Mädchen rannten ihm bellend hinterher. Dann folgten Häuter, der Saure Alyn und Damon-tanz-für-mich mit seiner langen, eingefetteten Peitsche, und schließlich die Walders auf den grauen Junghengsten, die Lady Staublin ihnen geschenkt hatte. Seine Lordschaft selbst saß auf Blut, einem roten Hengst mit einem Temperament, das bestens zu dem seines Reiter passte. Ramsay lachte. Das konnte sehr gut oder sehr schlecht sein, wie Stinker wusste.
    Die Hunde fielen über ihn her, bevor er genauer einschätzen konnte, was der Fall war. Sie wurden von seinem Geruch angezogen. Die Hunde mochten Stinker; er schlief häufig bei ihnen, und manchmal erlaubte ihm Ben Knochen, abends etwas von ihrem Futter mit zu essen. Die Meute rannte über die Steinplatten, bellte und umkreiste ihn, die Hunde sprangen an ihm hoch, leckten an seinem Gesicht und schnappten nach seinen Beinen. Helicent erwischte seine linke Hand mit den Zähnen und packte so fest zu, dass Stinker schon fürchtete, er würde zwei weitere Finger verlieren. Die Rote Jeyne stieß ihn vor die Brust und warf ihn um. Sie hatte schlanke harte Muskeln, wo bei Stinker nur graue Haut schlackerte und die Knochen brüchig waren. Er war ein weißhaariger Kümmerling.
    Die Reiter waren abgestiegen, als er die Rote Jeyne von sich geschoben

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