09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)
Lieblingspferd zu lahmen. Insgesamt gesehen war es kein guter Tag.
Ein Jahr später hatte das gleiche Mädel die Unverschämtheit, mit einem schreienden, rotgesichtigen Ungeheuer auf Dreadfort zu erscheinen, von dem sie behauptete, es stamme von mir. Ich hätte die Mutter auspeitschen und das Kind in einen Brunnen werfen sollen … aber der Säugling hatte meine Augen. Sie erzählte mir, als der Bruder ihres toten Mannes die Augen gesehen habe, habe er sie blutig geprügelt und aus der Mühle fortgejagt. Das ärgerte mich, also gab ich ihr die Mühle und ließ dem Bruder die Zunge herausschneiden, um sicherzustellen, dass er nicht nach Winterfell lief und dort Geschichten erzählte, die Lord Rickard aufschrecken könnten. Jedes Jahr schickte ich der Frau ein paar Ferkel und Hühner und einen Beutel Sterne, in der Übereinkunft, dass sie dem Jungen niemals verriet, wer sein Junge war. Ein friedliches Land, ein ruhiges Volk, das war stets mein Leitsatz.«
»Eine guter Leitsatz, M’lord.«
»Die Frau hat sich allerdings nicht daran gehalten. Ihr seht ja, was Ramsay ist. Sie hat ihn zu dem gemacht, was er ist, sie und Stinker, sie haben ihm immer eingeflüstert, er habe Rechte. Er hätte damit zufrieden sein sollen, Korn zu mahlen. Glaubt er tatsächlich, er könne jemals den Norden regieren?«
»Er kämpft für Euch«, platzte es aus Stinker heraus. »Er ist stark.«
»Bullen sind stark. Bären. Ich habe gesehen, wie mein Bastard kämpft. Man kann ihm selbst nicht die ganze Schuld geben. Stinker war sein Lehrer, der erste Stinker, und Stinker hat nie eine Ausbildung an den Waffen erhalten. Ramsay ist grausam, das will ich einräumen, aber er schwingt das Schwert wie ein Metzger, der Fleisch zerhackt.«
»Er hat vor niemandem Angst, M’lord.«
»Er sollte aber Angst haben. Furcht ist es, was einen Mann in dieser Welt des Verrats und des Betrugs am Leben erhält. Sogar hier in Barrowton kreisen die Krähen über uns, und warten darauf, sich an unserem Fleisch gütlich zu tun. Auf die Cerwyns und die Tallhearts kann man sich nicht verlassen, mein fetter Freund Lord Wyman plant Verrat und Hurentod … Die Umbers mögen schlichten Verstandes sein, aber es mangelt ihnen nicht an einer gewissen Verschlagenheit. Ramsay sollte sie alle fürchten, so wie ich. Nächstes Mal, wenn Ihr ihn seht, sagt ihm das.«
»Ich soll ihm sagen … ich soll ihm sagen, er solle sich fürchten?« Allein bei dem Gedanken wurde Stinker übel. »M’lord, ich … wenn ich das tue, wird er …«
»Ich weiß.« Lord Bolton seufzte. »Sein Blut ist schlecht. Er braucht die Blutegel. Die Egel saugen das schlechte Blut heraus, alle Wut und allen Schmerz. So zornerfüllt kann kein Mann klar denken. Ramsay allerdings … Sein verdorbenes Blut würde selbst die Egel vergiften, fürchte ich.«
»Er ist Euer einziger Sohn.«
»Im Augenblick. Ich hatte einen anderen, einst. Domeric. Ein stiller Junge, aber sehr fähig. Er hat Lady Staublin vier Jahre als Page gedient und war drei Jahre im Grünen Tal, als Knappe von Lord Redfort. Er konnte die hohe Harfe spielen, hat Geschichten gelesen und ritt wie der Wind. Pferde … Der Junge war verrückt nach Pferden, davon kann Lady Staublin ein Lied singen. Nicht einmal Lord Rickards Tochter war schneller als er, und sie war selbst ein halbes Pferd. Redfort sagte, er hatte das Zeug dazu, ein großer Mann auf dem Turnierplatz zu werden. Ehe man gut tjostieren kann, muss man ein guter Reiter werden.«
»Ja. M’lord. Domeric. Ich … ich habe seinen Namen schon gehört …«
»Ramsay hat ihn getötet. Eine Darmkrankheit, hat Maester Uthor behauptet, aber ich sage, es war Gift. Im Grünen Tal durfte sich Domeric der Gesellschaft von Lord Redforts Söhnen erfreuen. Deshalb wollte er seinen Bruder an seiner Seite haben, also ritt er das Tränenwasser hinauf und besuchte meinen Bastard. Ich habe es ihm verboten, doch Domeric war ein erwachsener Mann und hielt sich für klüger als sein Vater. Jetzt liegen seine Gebeine unter Dreadfort neben den Gebeinen seiner Brüder, die noch in der Wiege starben; und mir bleibt nur noch Ramsay. Sagt mir, Mylord: Wenn der Sippenmörder verflucht ist, was soll dann ein Vater tun, dessen einer Sohn den anderen umbringt?«
Die Frage machte ihm Angst. Einmal hatte er gehört, wie der Häuter sagte, der Bastard habe seinen ehelichen Bruder getötet, aber er hatte nicht gewagt, das zu glauben. Er könnte sich irren. Manchmal sterben Brüder, und wenn sie es tun, heißt das nicht
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