09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)
klopfte Marsch auf die Schulter. »Ich verspreche Euch, wir kehren zurück.«
»Ja, Mylord«, sagte der Lord Verwalter, »aber als Lebende oder als Köpfe auf Speeren mit ausgestochenen Augen? Ihr werdet mitten in der finstersten Nacht zurückkommen. An manchen Stellen sind die Schneewehen hüfthoch. Natürlich nehmt Ihr auch erfahrene Männer mit, wie ich sehe, das ist gut, doch der Schwarze Hans Bulwer kannte diese Wälder ebenso gut. Sogar Benjen Stark, Euer eigener Onkel, er …«
»Ich habe etwas, was sie nicht hatten.« Jon wandte den Kopf um und pfiff. » Ghost. Zu mir.« Der Schattenwolf schüttelte den Schnee vom Rücken und trottete an Jons Seite. Die Grenzer machten Platz, um ihn durchzulassen, dabei wieherte eine Stute und scheute, bis Rory kräftig an den Zügeln zog. »Die Mauer gehört Euch, Lord Bowen.« Er nahm sein Pferd am Zügel und führte es zum Tor und dem Tunnel aus Eis, der sich unter der Mauer hindurchschlängelte.
Jenseits des Eises standen hohe, stumme Bäume, die in dicke weiße Mäntel gehüllt waren. Ghost lief neben Jons Pferd her, während die Grenzer und Rekruten eine Kolonne bildeten. Der Wolf blieb plötzlich stehen und schnüffelte, wobei sein Atem in der Luft gefror. »Was ist denn?«, fragte Jon. »Ist da etwas?« Soweit er sehen konnte, war der Wald verlassen, aber er konnte nicht weit sehen.
Ghost rannte in großen Sätzen auf die Bäume zu und verschwand zwischen zwei in Weiß gehüllten Kiefern in einer Wolke aus Schnee. Er will jagen, aber was? Jon machte sich weniger Sorgen um den Schattenwolf als um irgendwelche Wildlinge, denen er begegnen könnte. Ein weißer Wolf in einem weißem Wald, still wie ein Schatten. Sie werden ihn überhaupt nicht bemerken. Er wusste, es hatte keinen Zweck ihn zu verfolgen. Ghost würde zurückkommen, wenn er wollte, und keinen Augenblick vorher. Jon trieb sein Pferd voran. Seine Männer scharten sich um ihn, und die Hufe der kleinen Pferde brachen durch die Eiskruste in den weicheren Schnee darunter. In stetem Schritt ging es in den Wald hinein, und hinter ihnen blieb die Mauer zurück.
Die Soldatenkiefern und Wachbäume trugen dicke weiße Mäntel, und Eiszapfen schmückten die kahlen braunen Äste der Laubbäume. Jon schickte Tom Tuffleberry als Kundschafter voraus, obwohl ihm der Weg durch den weißen Wald bekannt war. Der Große Liddle und Luk aus Langstadt schlugen sich nach Osten und Westen ins Unterholz. Sie flankierten die Kolonne an den Seiten, um vor möglichen Begegnungen zu warnen. Alle waren erfahrene Grenzer, die mit Obsidian und Stahl bewaffnet waren und Kriegshörner an den Sätteln hängen hatten, falls sie Hilfe rufen mussten.
Auch die anderen waren gute Männer. Zumindest gut im Kampf und ihren Brüdern treu ergeben. Jon konnte nicht sagen, was sie gewesen waren, ehe sie an die Mauer gekommen waren, doch zweifelte er nicht daran, dass die Vergangenheit der meisten so schwarz war wie ihre Mäntel. Hier oben war das allerdings genau die Sorte Männer, die er hinter sich wissen wollte. Ihre Kapuzen hatten sie wegen des schneidenden Windes hochgezogen, und manche hatten sich auch Schals um den Kopf gewickelt, die ihre Gesichter verhüllten. Jon erkannte sie trotzdem. Jeder Name war ihm ins Herz graviert. Sie waren seine Männer, seine Brüder.
Sechs weitere ritten mit ihnen, jüngere und ältere, große und kleine, erfahrene und grüne. Sechs, die das Gelübde ablegen. Pferd war in Mole’s Town geboren und aufgewachsen, Arron und Emrick kamen von der Schönen Insel, Satin stammte aus den Bordellen von Oldtown am anderen Ende von Westeros. Alles waren noch Jungen. Leder und Jax waren ältere Männer, deutlich über vierzig, Söhne des Verfluchten Waldes, die schon eigene Söhne und Enkel hatten. Sie gehörten zu den dreiundsechzig Wildlingen, die Jon Snow zur Mauer zurück gefolgt waren; und bislang waren sie die beiden Einzigen, die sich für den schwarzen Mantel entschieden hatten. Der Eiserne Emmett hatte gesagt, sie seien so weit, jedenfalls so weit, wie sie jemals sein würden. Er und Jon und Bowen Marsh hatten jeden Mann geprüft und ihn einer Gruppe zugeteilt, Leder, Jax und Emrick den Grenzern, Pferd den Baumeistern, Arron und Satin zu den Burschen. Die Zeit war reif für ihr Gelübde.
Der Eiserne Emmett ritt an der Spitze der Kolonne, auf dem hässlichsten Pferd, das Jon je gesehen hatte, einem zotteligen Tier, das nur aus Haar und Hufen zu bestehen schien. »Es heißt, gestern Nacht habe es Schwierigkeiten im
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