Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
Vom Netzwerk:
sich um einen Hammer und riss ihn hoch.
    Ghost fletschte zur Antwort die Zähne, doch Jon packte den Wolf am Nackenfell. »Wir wollen keinen Streit.« Seine Männer könnten den Riesen niederstrecken, das wusste er, aber nicht ohne Verluste. Sobald einmal Blut vergossen war, würden sich die anderen Wildlinge in den Kampf werfen. Fast alle würden dann sterben, und darunter auch der eine oder andere seiner Brüder. »Dies ist ein heiliger Ort. Ergebt euch, und wir …«
    Wieder brüllte der Riese, so gewaltig, dass das Laub in den Bäumen zitterte, und er stieß mit dem Hammer auf den Boden. Der Schaft bestand aus fast zwei Meter knorriger Eiche, den Kopf bildete ein Stein von der Größe eines Brotlaibs. Die Wucht des Schlags ließ den Boden erzittern. Einige der anderen Wildlinge suchten nach ihren Waffen.
    Jon Snow wollte gerade Longclaw heben, als Leder von der anderen Seite des Kreises her sprach. Seine Worte klangen grob und kehlig, doch Jon hörte die Melodie heraus und erkannte die Alte Sprache. Leder redete eine ganze Weile. Als er fertig war, antwortete der Riese. Es klang wie ein Knurren, durchsetzt mit Grunzen, und Jon verstand kein einziges Wort. Aber Leder zeigte auf die Bäume und sagte erneut etwas, und der Riese zeigte auf die Bäume, knirschte mit den Zähnen und ließ den Hammer sinken.
    »Erledigt«, sagte Leder. »Sie wollen nicht kämpfen.«
    »Gut gemacht. Was hast du ihm gesagt?«
    »Dass sie auch unsere Götter sind. Dass wir zum Beten gekommen sind.«
    »Ja, beten werden wir. Steckt den Stahl ein, Männer. Heute Nacht wird hier kein Blut vergossen.«
    Neun, hatte Tom Tuffleberry gesagt, und tatsächlich hatte er richtig gezählt, doch zwei waren tot und einer so schwach, dass er bis zum Morgen gestorben sein würde. Die sechs anderen, darunter eine Mutter mit Kind, zwei alte Männer, ein verwundeter Thenn in verbeulter Bronze und einer vom Hornfußvolk, dessen nackten Füßen der Frost so übel mitgespielt hatte, dass er wohl nie wieder gehen würde, wie Jon auf den ersten Blick sah. Die meisten waren einander fremd gewesen, als sie in den Hain gekommen waren, erfuhr er nach und nach. Als Stannis das Heer von Mance Rayder zerschmettert hatte, waren sie in den Wald geflohen, um dem Gemetzel zu entgehen, waren eine Zeit lang umhergewandert, hatten ihre Freunde und Verwandten an Kälte und Hunger verloren und waren schließlich hier gestrandet, zu schwach und zu erschöpft, um den Weg fortzusetzen. »Hier sind die Götter«, sagte einer der alten Männer. »Dieser Ort ist zum Sterben genauso gut wie jeder andere.«
    »Die Mauer liegt nur ein paar Stunden südlich von hier«, sagte Jon. »Warum sucht ihr nicht dort Schutz? Andere haben sich ergeben. Sogar Mance.«
    Die Wildlinge wechselten Blicke. Dann sagte einer: »Wir haben Geschichten gehört. Die Krähen haben alle verbrannt, die sich ergeben haben.«
    »Sogar Mance selbst«, fügte die Frau hinzu.
    Melisandre, dachte Jon, Ihr und Euer roter Gott müsst Euch für viel und noch viel mehr verantworten. » Alle, die wollen, können gern mit uns zurückkehren. In der Schwarzen Festung gibt es Essen und ein Dach über dem Kopf, und die Mauer schützt euch vor den Wesen, die diese Wälder heimsuchen. Darauf habt ihr mein Wort. Niemand wird verbrannt.«
    »Das Wort einer Krähe«, sagte die Frau und drückte ihr Kind an sich, »aber wer sagt, dass du es halten kannst? Wer bist du überhaupt?«
    »Der Lord Kommandant der Nachtwache und ein Sohn von Eddard Stark von Winterfell.« Jon wandte sich an Tom Tuffleberry. »Hol Rory und Pate mit den Pferden. Ich möchte hier nicht länger bleiben als unbedingt notwendig.«
    »Wie Ihr sagt, M’lord.«
    Eins hatten sie allerdings noch zu erledigen, ehe sie aufbrechen konnten: nämlich die Sache, wegen der sie gekommen waren. Der Eiserne Emmett rief seine Schützlinge zu sich, und der Rest der Truppe stand in respektvollem Abstand da und schaute zu, wie die Rekruten vor den Wehrholzbäumen knieten. Das letzte Tageslicht war inzwischen vergangen, nur die Sterne spendeten noch Helligkeit, außerdem der schwache rote Schein des sterbenden Feuers in der Mitte der Lichtung.
    Mit ihren schwarzen Kapuzen und dicken schwarzen Kutten hätten sie aus Schatten geschnitzt sein können. Sie erhoben die Stimmen gemeinsam, kleine Gestalten in der riesigen Weite der Nacht. »Die Nacht sinkt herab, und meine Wacht beginnt«, sprachen sie die Worte, die schon Tausende vor ihnen gesprochen hatten. Satins Stimme war süß wie

Weitere Kostenlose Bücher