Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
Vom Netzwerk:
Sommer gewesen sein. Sein Fell war grau, Shaggydog dagegen ist schwarz. Er fragte sich, ob ein Teil seiner toten Brüder in ihren Wölfen weiterlebte.
    Er füllte sein Becken aus dem Krug mit Wasser neben dem Bett, wusch sich Gesicht und Hände, legte ein frisches Gewand aus schwarzer Wolle an, zog ein schwarzes Lederwams darüber und stieg in seine abgetragenen Stiefel. Mormonts Rabe beobachtete ihn aus klugen schwarzen Augen, dann flatterte er zum Fenster. »Hältst du mich für deinen Leibeigenen?« Als Jon das Fenster mit den dicken, rautenförmigen Scheiben aus gelbem Glas öffnete, schlug ihm die Morgenkälte ins Gesicht. Er holte tief Luft, um die Spinnweben der Nacht zu vertreiben, während der Rabe davonflog. Dieser Vogel ist einfach zu schlau. Viele, viele Jahre lang war er der Gefährte des Alten Bären gewesen, aber das hatte ihn nicht daran gehindert, sich an Mormonts Gesicht gütlich zu tun, nachdem er gestorben war.
    Vor dem Schlafzimmer führte eine Treppe hinunter zu einem größeren Raum, in dem ein Dutzend Stühle aus Eiche und Leder um einen zerkratzten Kieferntisch standen. Da Stannis in den King’s Tower gezogen war und der Turm des Lord Kommandanten ausgebrannt war, hatte sich Jon in Donal Noyes bescheidenen Gemächern hinter der Waffenkammer eingerichtet. Bald würde er ohne Zweifel eine größere Unterkunft brauchen, doch im Augenblick, während er sich noch daran gewöhnte, Befehle zu erteilen, würden sie genügen.
    Die Urkunde, die ihm der König zur Unterschrift vorgelegt hatte, fand er auf dem Tisch unter einem silbernen Trinkbecher, der Donal Noye gehört hatte. Der einarmige Schmied hatte wenig persönliche Besitztümer hinterlassen: den Becher, sechs Heller und einen Kupferstern, eine Blachmal-Brosche mit abgebrochener Nadel, ein muffiges Brokatwams mit dem Hirsch von Storm’s End. Seine Schätze waren seine Werkzeuge, und die Schwerter und Messer, die er geschmiedet hat. Die Schmiede war sein Leben. Jon schob den Becher zur Seite und las das Pergament erneut. Wenn ich mein Siegel unter dieses Schreiben setze, wird man mich für alle Zeiten als den Lord Kommandanten in Erinnerung behalten, der die Mauer abgetreten hat, dachte er, aber wenn ich mich weigere …
    Stannis Baratheon erwies sich als verzwickter Gast, und ein rastloser dazu. Er war auf dem Kingsroad fast bis nach Königinkron hinuntergeritten, er streifte durch die leeren Bruchbuden von Mole’s Town, er begutachtete die Ruinen der Festungen von Königintor und Oakenshield. Jede Nacht ging er mit Lady Melisandre auf die Mauer, und tagsüber besuchte er die Pferche, wo er Gefangene aussuchte, die von der Roten Frau verhört werden sollten. Er lässt sich nicht gern zurückweisen . Das wird kein besonders angenehmer Morgen , befürchtete Jon.
    Aus der Waffenkammer hörte er das Klappern von Schilden und Schwertern, als sich der neueste Haufen Jungen und frischen Rekruten ihre Waffen holten. Er hörte, wie der Eiserne Emmet sie zur Eile anhielt. Cotter Pyke war nicht erfreut gewesen, ihn zu verlieren, aber der junge Grenzer hatte eine Begabung dafür, Männer auszubilden. Er liebt es zu kämpfen, und das wird er seinen Jungen ebenfalls beibringen . Jedenfalls hoffte er das.
    Jons Mantel hing an einem Nagel an der Tür, sein Schwertgurt an einem anderen. Er legte beides an und machte sich auf den Weg zur Waffenkammer. Der Teppich, auf dem Ghost schlief, war leer. Zwei Wachen mit schwarzen Mänteln und eisernen Halbhelmen standen in der Tür, die Speere in den Händen. »Wünscht Mylord eine Eskorte?«, fragte Garse.
    »Ich denke, den King’s Tower finde ich allein.« Jon konnte es nicht leiden, wenn ihm überallhin ein Gefolge nachlief. Dann fühlte er sich wie eine Entenmutter, die ihre Küken spazieren führte.
    Die Jungen des Eisernen Emmetts waren schon heftig bei der Sache, ihre stumpfen Schwerter krachten auf Schilde oder trafen klirrend aufeinander. Jon blieb stehen und schaute einen Augenblick lang zu, wie Pferd Hop-Robin bis zum Brunnen zurückdrängte. Pferd hatte das Zeug zu einem guten Kämpfer, fand er. Er war stark und wurde jeden Tag stärker und verfügte über gute Instinkte. Das konnte man von Hop-Robin nicht sagen. Der Klumpfuß war schon schlimm genug, aber dazu hatte er Angst, getroffen zu werden. Vielleicht kann ich einen Burschen aus ihm machen. Der Kampf nahm ein abruptes Ende, als Hop-Robin zu Boden ging.
    »Gut gekämpft«, sagte Jon zu Pferd, »aber du hältst deinen Schild zu tief, wenn du

Weitere Kostenlose Bücher