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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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vor, der den Vorschlag machte, den Kopf der großen Bronzeharpyie auf dem Platz der Läuterung durch ein Bildnis von ihr zu ersetzen. Sie lehnte so höflich ab, wie sie konnte. Im Skahazadhan war ein Hecht von nie gekannter Größe gefangen worden, und die Fischer wollten ihn der Königin schenken. Sie bewunderte den Fang überschwänglich, belohnte die Fischer mit einem Beutel Silber und schickte den Hecht in die Küche. Ein Kupferschmied hatte ihr ein Kettenhemd angefertigt, das sie in der Schlacht tragen konnte. Sie nahm es mit großem Dank entgegen, das polierte Stück war wundervoll anzuschauen, und all das Kupfer blitzte hübsch in der Sonne, doch in einer richtigen Schlacht würde sie Stahl als Panzer bevorzugen. Selbst ein junges Mädchen, das nichts vom Krieg verstand, wusste das.
    Die Pantoffeln, die ihr der Metzgerkönig geschenkt hatte, wurden zu unbequem. Dany streifte sie ab, zog einen Fuß unter sich und ließ den anderen wippen. Das war keine besonders königliche Haltung, aber sie war es leid, sich königlich zu benehmen. Die Krone bereitete ihr Kopfschmerzen, und ihr Hintern war eingeschlafen. »Ser Barristan«, rief sie, »ich weiß, was ein König am dringendsten braucht.«
    »Mut, Euer Gnaden?«
    »Pobacken aus Eisen«, sagte sie scherzhaft. »Ich sitze den ganzen Tag.«
    »Euer Gnaden mutet sich zu viel zu. Ihr solltet Euren Ratgebern erlauben, Euch einige Eurer Bürden abzunehmen.«
    »Ich habe zu viele Ratgeber und zu wenige Kissen.« Dany wandte sich an Reznak. »Wie viele noch?«
    »Dreiundzwanzig, wenn es Euch gefällt, Euer Herrlichkeit. Und ebenso viele Forderungen.« Der Seneschall sah auf seine Liste. »Ein Kalb und drei Ziegen. Beim Rest geht es vermutlich um Schafe oder Lämmer.«
    »Dreiundzwanzig.« Dany seufzte. »Meine Drachen haben einen erstaunlichen Appetit auf Hammelfleisch entwickelt, seit wir die Hirten für ihre Verluste entschädigen. Gibt es Beweise für die Ansprüche?«
    »Manche der Männer haben verbrannte Knochen mitgebracht.«
    »Männer machen Feuer. Männer kochen Hammel. Verbrannte Knochen beweisen gar nichts. Der Braune Ben sagt, in den Hügeln vor der Stadt gebe es rote Wölfe, Schakale und wilde Hunde. Müssen wir gutes Silber zahlen für jedes Lamm, das zwischen Yunkai und dem Skahazadhan verloren geht?«
    »Nein, Euer Herrlichkeit.« Reznak verneigte sich. »Soll ich diese Halunken fortschicken, oder sollen sie ausgepeitscht werden?«
    Daenerys rutschte auf der Bank herum. »Niemand soll jemals Angst haben, vor mich zu treten.« Manche Ansprüche waren ohne Zweifel falsch, die meisten allerdings berechtigt. Ihre Drachen waren zu groß geworden, um sich mit Ratten und Katzen und Hunden zufriedenzugeben. Je mehr sie fressen, desto größer werden sie, hatte Ser Barristan sie gewarnt, und je größer sie werden, desto mehr fressen sie. Vor allem Drogon streifte weit durch das Land und konnte leicht jeden Tag ein Schaf verschlingen. »Bezahlt ihnen den Wert ihrer Tiere«, trug sie Reznak auf, »aber von nun an müssen alle Kläger zuvor in den Tempel der Grazien gehen und dort einen heiligen Eid vor den Göttern von Ghis ablegen.«
    »So wird es geschehen.« Reznak wandte sich an die Bittsteller. »Ihre Herrlichkeit die Königin hat entschieden, euch für den Verlust eurer Tiere zu entschädigen«, verkündete er in der Sprache der Ghiscari. »Kommt morgen früh zu meinen Zahlmeistern, und ihr werdet in Münzen oder in Naturalien ausbezahlt, was immer ihr bevorzugt.«
    Die Ankündigung wurde in mürrischem Schweigen entgegengenommen. Man sollte doch meinen, sie wären glücklicher, dachte Dany. Sie haben bekommen, was sie wollen. Kann man diese Menschen denn nie zufriedenstellen?
    Ein Mann blieb zurück, während die anderen hinausgingen; ein breiter Kerl mit wettergegerbtem Gesicht und schäbiger Kleidung. Sein drahtiges Haar trug er wie eine rotschwarze Mütze, die über den Ohren abgeschnitten war, und in einer Hand hielt er einen traurigen Stoffsack. Er hatte den Kopf gesenkt und starrte auf den Marmorboden, als habe er ganz vergessen, wo er sich befand. Und was will der von mir?, fragte sich Dany.
    » Alle knien vor Daenerys Stormborn, der Unverbrannten, Königin von Meereen, Königin der Andalen und der Rhoynar und der Ersten Menschen, Khaleesi des Großen Grasmeers, Sprengerin der Ketten und Mutter der Drachen«, rief Missandei in ihrer hohen, süßen Stimme.
    Als Dany aufstand, verrutschte ihre Tokar . Sie fing sie auf und zupfte sie zurecht. »Du, mit

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