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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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diesmal geweigert hatte, König Stannis zu huldigen. Als Karhold sich für ihn erklärte, hat er die Nachricht ziemlich schnell verbreiten lassen. »Wie geht’s mit dir und deinem Langbogen voran?«
    »Ich habe ein gutes Buch übers Bogenschießen gefunden.« Sam runzelte die Stirn. »Das Schießen selbst ist allerdings schwieriger, als darüber zu lesen. Ich habe Blasen an den Fingern.«
    »Einfach dranbleiben. Vielleicht brauchen wir deinen Bogen auf der Mauer, wenn die Anderen in einer finsteren Nacht auftauchen.«
    »Oh, hoffentlich nicht.«
    Vor dem Solar des Königs standen weitere Wachen. »In Gegenwart Seiner Gnaden sind keine Waffen erlaubt, Mylord«, sagte der Feldwebel. »Ich muss Euch das Schwert abnehmen. Und Eure Messer ebenso.« Widerspruch würde nichts nützen, wie Jon wusste. Er gab seine Waffen ab.
    Im Solar war es warm. Lady Melisandre saß am Feuer, ihr Rubin leuchtete auf der bleichen Haut unter ihrem Kinn. Ygritte war vom Feuer geküsst gewesen; die Rote Priesterin dagegen war aus Feuer, und ihr Haar war Blut und Flammen. Stannis stand hinter einem schlichten Tisch, an dem der Alte Bär früher gesessen und seine Mahlzeiten eingenommen hatte. Auf dem Tisch lag eine große Karte des Nordens, die auf ein großes ausgefranstes Stück Rohhaut gemalt war. Am einen Ende war sie mit einer Talgkerze beschwert, mit einem Stahlhandschuh am anderen.
    Der König trug eine Hose aus Schafwolle und ein gestepptes Wams, dennoch bewegte er sich so steif, als würde er in Kettenhemd und Rüstung stecken. Seine Haut wirkte wie blasses Leder, sein Bart war so kurz geschoren, dass er aussah wie aufgemalt. Nur an den Schläfen war noch etwas von seinem schwarzen Haar geblieben. In der Hand hielt er ein Pergament, dessen grünes Wachssiegel aufgebrochen war.
    Jon ging auf ein Knie nieder. Der König sah ihn stirnrunzelnd an und knisterte ärgerlich mit dem Pergament. »Erhebt Euch. Sagt mir, wer ist Lyanna Mormont ?«
    »Eine der Töchter von Lady Maegen, Herr. Die jüngste. Sie wurde nach der Schwester meines Hohen Vaters benannt.«
    »Zweifellos, um sich bei Eurem Hohen Vater einzuschmeicheln. Ich kenne dieses Spiel. Wie alt ist denn dieses schreckliche Mädchen?«
    Jon musste kurz nachdenken. »Zehn. Jedenfalls ungefähr. Darf ich erfahren, wie sie Euer Gnaden beleidigt hat?«
    Stannis las aus dem Brief vor. » Die Bear Island anerkennt keinen anderen König außer dem König des Nordens, und dessen Name lautet STARK. Ein zehnjähriges Mädchen, sagt Ihr, und sie wagt es, ihren rechtmäßigen König zurechtzuweisen.« Sein kurzgeschorener Bart zog sich wie ein Schatten über die hohlen Wangen. »Behaltet das für Euch, Lord Snow. Karhold steht zu mir, und mehr müssen die Männer nicht wissen. Ich werde nicht zulassen, dass sich Eure Brüder darüber lustig machen, wie dieses Kind auf mich spuckt.«
    »Wie Ihr befehlt, Majestät.« Maege Mormont war mit Robb nach Süden geritten, das wusste Jon. Ihre älteste Tochter hatte sich ebenfalls dem Heer des Jungen Wolfes angeschlossen. Selbst wenn beide tot sein sollten, so hatte Lady Maegen noch andere Töchter, von denen manche bereits eigene Kinder hatten. Waren auch sie mit Robb gezogen? Mit Sicherheit hatte Lady Maegen eine ihrer älteren Töchter als Kastellan zurückgelassen. Er verstand nicht, warum Lyanna Stannis diesen Brief schrieb, und unwillkürlich fragte er sich, ob die Antwort des Mädchens anders ausgefallen wäre, wenn der Brief mit einem Schattenwolf und nicht mit einem gekrönten Hirschen versiegelt und von Jon Stark, Lord von Winterfell, unterschrieben worden wäre. Für solche Zweifel ist es zu spät. Du hast deine Entscheidung getroffen.
    » Drei Dutzend Raben haben wir verschickt«, beschwerte sich der König, »und doch bekommen wir keine Antworten außer Schweigen und Trotz. Huldigung ist die Pflicht eines jeden treuen Untertanen gegenüber seinem König. Aber die Vasallen Eures Vaters wenden mir alle den Rücken zu, bis auf die Karstarks. Ist Arnolf Karstark der einzige Ehrenmann im Norden?«
    Arnolf Karstark war der Onkel des verstorbenen Lord Rickard. Er war zum Kastellan von Karhold ernannt worden, als sein Neffe und dessen Söhne mit Robb nach Süden gezogen waren, und er hatte die Forderung, König Stannis zu huldigen, als Erster erfüllt, indem er ihm per Raben seine Treue erklärte. Die Karstarks haben keine andere Wahl , hätte Jon antworten können. Rickard Karstark hatte den Schattenwolf verraten und das Blut der Löwen vergossen.

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