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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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wärmer, wenn die Sonne herauskommt. Wenn es die Götter gut mit uns meinen, könnte die Mauer sogar weinen. Als sie den Totenhof erreichten, hatte sich die Kolonne schon aufgestellt. Jon hatte dem Schwarzen Hans Bulwer den Befehl über die Eskorte gegeben, die aus einem Dutzend berittener Grenzer und zwei Karren bestand. Einer war hoch mit Truhen und Kisten und Säcken bepackt, dem Proviant für die Reise. Der andere hatte als Windschutz ein steifes Dach aus gehärtetem Leder. Maester Aemon saß hinten, eingehüllt in ein Bärenfell, und sah aus wie ein kleines Kind. Sam und Goldy standen in der Nähe. Die Augen des Mädchens waren rot und aufgequollen, aber sie hielt den Jungen in den Armen, fest eingewickelt. Ob es nun ihr eigener Sohn oder Dallas Junge war, konnte er nicht sicher sagen. Er hatte die zwei nur wenige Male zusammen gesehen. Goldys Junge war älter, Dallas kräftiger, aber weil sie ungefähr im gleichen Alter und fast gleich groß waren, konnte man sie kaum voneinander unterscheiden, wenn man sie nicht genau kannte.
    »Lord Snow«, rief Maester Aemon. »Ich habe ein Buch für Euch in meinen Gemächern zurückgelassen. Das Jadekompendium. Es wurde von einem Abenteurer aus Volantis geschrieben, Colloquo Votar, der den Osten bereist und alle Länder an der Jadesee besucht hat. Ein Passus daraus wird vielleicht von Interesse für Euch sein. Ich habe Clydas gesagt, er soll ihn anstreichen.«
    »Ich werde es ganz bestimmt lesen.«
    Maester Aemon wischte sich die Nase ab. »Wissen ist eine Waffe, Jon. Wappnet Euch gut, ehe Ihr in die Schlacht zieht.«
    »Das werde ich tun.« Jon spürte etwas Kaltes, Nasses auf dem Gesicht. Als er den Blick hob, sah er, dass es schneite. Ein schlechtes Omen. Er wandte sich an den Schwarzen Hans Bulwer. »Beeilt euch nach Möglichkeit, aber geht keine unnötigen Risiken ein. Ihr habt einen alten Mann und einen Säugling bei euch. Sorgt dafür, dass sie es warm haben und genug zu essen bekommen.«
    »Das gilt auch für Euch, M’lord.« Goldy schien es nicht eilig zu haben, in den Wagen zu steigen. »Sorgt für den anderen. Findet eine Amme, wie Ihr gesagt habt. Ihr habt es mir versprochen. Der Junge … Dallas Junge … der kleine Prinz, ich meine… Findet eine gute Frau für ihn, damit er groß und stark wird.«
    »Mein Wort darauf.«
    »Gebt ihm keinen Namen. Nicht, ehe er älter als zwei Jahre ist. Es bringt Unglück, wenn man ihnen einen Namen gibt, solange sie noch an der Brust hängen. Ihr Krähen wisst das vielleicht nicht, aber es ist wahr.«
    »Wie Ihr befehlt, Mylady.«
    »Nennt mich nicht so. Ich bin eine Mutter, keine Lady. Ich bin Crasters Weib und Crasters Tochter und eine Mutter .« Sie reichte den Säugling an den Schwermütigen Edd weiter, während sie in den Karren stieg und sich mit Fellen zudeckte. Als Edd ihr das Kind zurückgab, legte ihn Goldy sich an die Brust. Sam wandte sich mit rotem Gesicht ab und stieg schwerfällig auf seine Stute. » Also dann!«, befahl der Schwarze Hans Bulwer und ließ seine Peitsche knallen. Die Wagen rollten vorwärts.
    Sam verweilte noch einen Augenblick. »Also«, sagte er, »lebt wohl.«
    »Du auch, Sam«, sagte der Schwermütige Edd. »Das Boot wird schon nicht untergehen, ganz bestimmt nicht. Boote gehen nur unter, wenn ich an Bord bin.«
    Jon erinnerte sich. »Als ich Goldy das erste Mal gesehen habe, saß sie in Crasters Bergfried, dieses magere Mädchen mit dem dunklen Haar und seinem dicken Bauch, und drückte sich aus Angst vor Ghost mit dem Rücken an die Wand. Er war zwischen ihre Kaninchen geraten, und ich glaube, sie hatte Angst, er würde ihr den Leib aufreißen und den Säugling verschlingen … aber sie hätte sich vor dem Wolf nicht fürchten müssen, nicht wahr?«
    »Sie hat mehr Mut, als sie ahnt«, sagte Sam.
    »Das gilt auch für dich, Sam. Ich wünsche dir eine schnelle, sichere Reise, und pass gut auf sie und Aemon und das Kind auf.« Die kalten Rinnsale auf seinem Gesicht erinnerten Jon ein wenig an den Tag, an dem er sich in Winterfell von Robb verabschiedet hatte, ohne zu wissen, dass sie sich nie wiedersehen würden. »Und setz deine Kapuze auf. Die Schneeflocken schmelzen in deinem Haar.«
    Nachdem die kleine Kolonne in der Ferne verschwunden war, hatte der schwarze Himmel im Osten eine graue Färbung angenommen, und heftiger Schneefall hatte eingesetzt. »Riese wird schon darauf warten, mit der Gegenwart des Lords Kommandanten beehrt zu werden«, erinnerte der Schwermütige Edd ihn. »Janos

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