Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
Vom Netzwerk:
kannst. Und du wirst. Maester Aemon ist alt und blind. Seine Kräfte verlassen ihn. Wer wird an seine Stelle treten, wenn er stirbt? Maester Mullin im Shadow Tower ist mehr ein Kämpfer als ein Gelehrter, und Maester Harmune von Eastwatch ist öfter betrunken als nüchtern.«
    »Wenn Ihr die Zitadelle um weitere Maester bittet …«
    »Das habe ich vor. Wir brauchen jeden, den wir bekommen können. Aemon Targaryen ist allerdings nicht so leicht zu ersetzen.« Das läuft nicht so glatt, wie ich gehofft hatte . Bei Goldy hatte er damit gerechnet, dass es schwierig werden würde, aber er hatte angenommen, dass Sam die Gefahren der Mauer gern gegen die Wärme von Oldtown eintauschen würde. »Ich war überzeugt, dass dir der Vorschlag gefallen würde«, sagte er verwirrt. »In der Zitadelle gibt es so viele Bücher, dass niemand sich erträumen kann, sie alle zu lesen. Du würdest dich dort gut machen, Sam. Das weiß ich.«
    »Nein. Ich könnte die Bücher lesen, aber … ein M-maester muss ein Heiler sein, und beim Anblick von Blut werde ich ohnmächtig.« Er streckte die zitternde Hand aus, damit Jon sie sehen konnte. »Ich bin Sam der Furchtsame, nicht Sam der Töter.«
    »Furcht? Wovor? Dem Tadel alter Männer? Sam, du hast gesehen, wie die Wiedergänger die Faust hinaufgeströmt sind, eine Flut lebender Toter mit schwarzen Händen und grellblauen Augen. Du hast einen Anderen getötet.«
    »Das war das D-d-d-drachenglas, nicht ich.«
    »Sei still«, fauchte Jon. Nach dem Gespräch mit Goldy hatte er keine Geduld mehr für die Ängste des fetten Jungen. »Du hast gelogen und Ränke geschmiedet und intrigiert, um mich zum Lord Kommandanten zu machen. Jetzt wirst du mir gehorchen . Du gehst zur Zitadelle und schmiedest eine Kette, und wenn du Leichen aufschneiden musst, sei’s drum. Wenigstens werden die Leichen in Oldtown keinen Einspruch erheben.«
    »Mylord, mein V-v-v-vater, Lord Randyll, er, er, er, er, er … Das Leben eines Maesters ist ein Leben in Knechtschaft. Kein Sohn des Hauses Tarly wird jemals eine Kette tragen. Die Männer von Hornberg katzbuckeln nicht vor kleinen Lords. Jon, ich kann meinem Vater gegenüber nicht ungehorsam sein.«
    Töte den Jungen, dachte Jon, den Jungen in dir, und den in ihm. Töte sie beide, du verfluchter Bastard. » Du hast keinen Vater. Nur Brüder. Nur uns. Dein Leben gehört der Nachtwache, also geh und stopf deine Unterwäsche in einen Sack und dazu alles andere, was du nach Oldtown mitnehmen möchtest. Eine Stunde vor Sonnenaufgang brichst du auf. Und gleich noch ein Befehl. Von heute an wirst du dich nicht mehr als Feigling bezeichnen. Du hast im vergangenen Jahr mehr schreckliche Dinge gesehen als die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben. Du kannst dich auch der Zitadelle stellen, und du wirst es tun wie ein Geschworener Bruder der Nachtwache. Ich kann dir nicht befehlen, mutig zu sein, aber ich kann dir sehr wohl befehlen, deine Angst zu verbergen. Du hast die Worte gesprochen, Sam. Schon vergessen?«
    »Ich … ich werde es versuchen.«
    »Du wirst es nicht versuchen. Du wirst gehorchen.«
    » Gehorchen.« Mormonts Rabe flatterte mit den großen schwarzen Flügeln.
    Sam schien in sich zusammenzusacken. »Wie Mylord befiehlt. Weiß … weiß Maester Aemon Bescheid?«
    »Es war ebenso seine Idee wie meine.« Jon öffnete ihm die Tür. »Keine große Verabschiedung. Je weniger es erfahren, desto besser. Eine Stunde vor dem ersten Tageslicht am Totenhof.«
    Sam floh ebenso vor ihm, wie Goldy es getan hatte.
    Jon war müde. Ich muss schlafen. Er hatte die halbe Nacht über Karten gesessen, Briefe geschrieben und mit Maester Aemon Pläne geschmiedet. Selbst nachdem er auf sein schmales Bett gefallen war, hatte sich der Schlaf nicht einstellen wollen. Er wusste, was ihm heute bevorstehen würde, und so hatte er sich hin und her geworfen, während er über den Worten brütete, die Maester Aemon als Letztes zu ihm gesagt hatte. »Gestattet mir, Euch einen letzten Rat mit auf den Weg zu geben, Mylord«, hatte der alte Mann gesagt, »den gleichen Rat, den ich einst meinem Bruder erteilt habe, als wir uns das letzte Mal voneinander verabschiedet haben. Er war dreiunddreißig, als der Große Rat ihn auserkoren hat, den Eisernen Thron zu besteigen, ein erwachsener Mann, der bereits eigene Söhne hatte, und trotzdem in vielerlei Hinsicht noch wie ein Junge. Ei hatte eine gewisse Unschuld an sich, eine Anmut, die wir alle mochten. Töte den Jungen in dir, habe ich zu ihm gesagt, als

Weitere Kostenlose Bücher