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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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ich das Schiff bestieg, das mich zur Mauer brachte. Es braucht einen Mann, um zu herrschen. Einen Aegon, keinen Ei. Töte den Jungen und lass zu, dass der Mann geboren wird. « Der alte Mann tastete Jons Gesicht ab. »Ihr seid nur halb so alt wie Ei war, und Ihr tragt eine grausamere Bürde als er, fürchte ich. Ihr werdet wenig Freunde an Eurem Posten als Lord Kommandant haben, aber ich denke, Euch wohnt die Kraft inne, alles zu tun, was nötig ist. Tötet den Jungen, Jon Snow. Der Winter hat uns fast erreicht. Tötet den Jungen und bringt den Mann zur Welt.«
    Jon zog seinen Mantel über und ging hinaus. Er machte jeden Tag eine Runde durch Castle Black, besuchte die Männer, die auf Wachdienst waren, und hörte sich ihre Berichte aus erster Hand an. Er beobachtete Ulmer und seine Schutzbefohlenen beim Bogenschießen, sprach mit den Männern des Königs und denen der Königin und ging ein Stück über die Mauer, um sich den Wald anzuschauen. Ghost trottete hinter ihm her wie ein weißer Schatten.
    Kedge Whiteeye hatte Aufsicht auf der Mauer, als Jon hinaufstieg. Kedge hatte bereits über vierzig Namenstage gefeiert, dreißig davon auf der Mauer. Sein linkes Auge war blind, das rechte Auge schlecht. In der Wildnis, allein mit Axt und Pferd, war er ein so guter Grenzer wie jeder Mann der Wache, doch er kam nicht besonders gut mit den anderen aus. »Ein ruhiger Tag«, sagte er zu Jon, »nichts zu berichten außer den Grenzern auf dem falschen Weg.«
    »Grenzer auf dem falschen Weg?«, fragte Jon.
    Kedge grinste. »Zwei Ritter. Sind vor einer Stunde losgeritten, den Kingsroad Richtung Süden hinunter. Als Dywen sie gesehen hat, wie sie sich davongestohlen haben, hat er gesagt, die Narren aus dem Süden wären in die falsche Richtung unterwegs.«
    »Aha«, sagte Jon.
    Mehr erfuhr er von Dywen selbst, während der alte Grenzer in der Unterkunft eine Schüssel Gerstenbrühe schlürfte. »Ja, Mylord, ich habe sie gesehen. Horpe und Massie waren es. Sie haben behauptet, Stannis habe sie losgeschickt, wollten jedoch nicht sagen, wohin oder wozu oder wann sie zurückkommen.«
    Ser Richard Horpe und Ser Justin Massie waren beide Männer der Königin und hatten hohe Posten in den Räten des Königs inne. Zwei gemeine Freie Reiter hätten als Späher genügt, wenn Stannis nur die Lage auskundschaften wollte, überlegte Jon, aber Ritter sind besser als Boten oder Gesandte geeignet. Cotter Pyke hatte von Eastwatch eine Nachricht geschickt, dass der Zwiebellord mit Salladhor Saan in See gestochen war, um in White Harbor mit Lord Manderly zu verhandeln. Es war durchaus nicht abwegig, dass Stannis weitere Botschafter aussandte. Seine Gnaden war kein geduldiger Mann.
    Ob die Grenzer auf dem falschen Weg zurückkehren würden, blieb allerdings dahingestellt. Mochten sie auch Ritter sein, so kannten sie den Norden nicht. Auf dem Kingsroad gibt es überall Augen, und nicht alle werden sie mit freundlichen Blicken ansehen. Doch das sollte nicht Jons Sorge sein. Mag Stannis seine Geheimnisse hegen. Die Götter wissen, ich habe meine eigenen.
    In dieser Nacht schlief Ghost am Fußende seines Bettes, und dieses eine Mal träumte Jon nicht, dass er ein Wolf war. Trotzdem schlief er unruhig und warf sich stundenlang hin und her, ehe er in einen Albtraum driftete. Goldy kam darin vor, weinte und flehte ihn an, ihren Kleinen kein Leid anzutun, aber er riss ihr die Kinder aus den Armen und hackte ihnen den Kopf ab, vertauschte sie und befahl ihr, sie wieder anzunähen.
    Als er erwachte, stand der Schwermütige Edd vor ihm in der Dunkelheit. »Mylord? Es ist Zeit. Die Stunde des Wolfes. Ihr habt angeordnet, geweckt zu werden.«
    »Bring mir etwas Warmes.« Jon warf die Decken zurück.
    Edd kam zurück, als sich Jon angezogen hatte, und trug einen dampfenden Becher in den Händen. Jon hatte heißen gewürzten Wein erwartet, roch zu seiner Überraschung jedoch Suppe, eine dünne Brühe, die nach Lauch und Karotten roch, in der es jedoch anscheinend keinen Lauch und keine Karotten gab. Die Gerüche sind in meinen Wolfsträumen stärker, überlegte er, und auch das Essen schmeckt kräftiger. In Ghost steckt mehr Leben als in mir. Er ließ den leeren Becher auf der Schmiede stehen.
    Kegs war an diesem Morgen an seiner Tür. »Ich möchte mit Bedwyck und Janos Slynt sprechen«, sagte Jon zu ihm. »Sie sollen sich beide bei Sonnenaufgang hier einfinden.«
    Draußen war die Welt schwarz und still. Kalt, aber nicht gefährlich kalt. Noch nicht. Es wird

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