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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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um seine Leiche herumgehen, bis Ser Corliss sie ins Feuer werfen ließ. Danach entschieden sich mehr vom Freien Volk für den Wald, ungefähr einer von zehn.
    Doch die meisten entschieden sich dagegen. Hinter ihnen gab es nur Kälte und Tod. Vor ihnen lag Hoffnung. Sie kamen, umklammerten ihr Stück Holz, bis sie an der Reihe waren, es in die Flammen zu werfen. R’hllor war eine eifersüchtige Gottheit, und stets hungrig. Und so verschlang der neue Gott die Leichen der alten, und in seinem Licht warfen Stannis und Melisandre riesige Schatten auf die Mauer, die sich schwarz vom rötlichen Schein auf dem Eis abhoben.
    Sigorn kniete als Erster vor dem König. Der neue Magnar von Thenn war eine jüngere, kleinere Ausgabe seines Vaters; er war schlank und kahlköpfig und trug Beinschienen aus Bronze und ein Lederhemd, auf das Bronzeschuppen genäht waren. Der Nächste war Rasselhemd in seiner klappernden Rüstung aus Knochen und gehärtetem Leder und mit einem Riesenschädel als Helm. Unter den Knochen steckte ein zerrüttetes Wesen mit zerschmetterten braunen Zähnen, bei dem das Weiße in den Augen eher gelblich wirkte. Ein kleiner, boshafter und verräterischer Mann, so dumm wie grausam. Jon glaubte nicht einen Moment lang, dass er die Treue halten würde. Er fragte sich, was Val fühlen mochte, als sie ihn knien sah und beobachten musste, wie ihm vergeben wurde.
    Es folgten weniger wichtige Anführer. Zwei Stammeshäuptlinge der Hornfußmänner, die schwarze, harte Füße hatten. Eine alte weise Frau, die von den Menschen am Milkwater verehrt wurde. Ein magerer Junge mit dunklen Augen, erst zwölf Jahre alt, der Sohn von Alfyn Krähentöter. Halleck, der Bruder von Harma Hundekopf, mit ihren Schweinen. Sie alle beugten das Knie vor dem König.
    Es ist zu kalt für diesen Mummenschanz, dachte Jon. »Das Freie Volk verabscheut Kniende«, hatte er Stannis gewarnt. »Lasst ihnen ihren Stolz, und sie werden Euch mehr Liebe entgegenbringen.« Seine Gnaden wollte nicht hören. Er sagte: »Ich brauche ihre Schwerter, nicht ihre Küsse.«
    Nachdem sie gekniet hatten, schlichen die Wildlinge an den Reihen der Schwarzen Brüder vorbei zum Tor. Jon hatte Pferd und Satin sowie ein halbes Dutzend anderer abgestellt, um sie mit Fackeln durch die Mauer zu führen. Auf der anderen Seite erwartete sie heiße Zwiebelsuppe, dazu gab es schwarzes Brot und Wurst. Außerdem bekamen sie Kleidung: Mäntel, Hosen, Stiefel, Hemden, gute Lederhandschuhe. Sie würden auf sauberem Stroh schlafen, und ein Feuer würde die schlimmste Kälte der Nacht vertreiben. Wenn dieser König sich etwas vorgenommen hatte, so erledigte er es mit System. Früher oder später allerdings würde Tormund Riesentod wieder die Mauer angreifen, und Jon fragte sich, welche Seite Stannis’ neue Untertanen dann wohl wählen würden. Ihr könnt ihnen Land geben und sie begnadigen, aber das Freie Volk wählt sich seine eigenen Könige, und sie haben Mance gewählt, nicht Euch.
    Bowen Marsh lenkte sein Pferd neben Jons. »Diesen Tag zu erleben, hatte ich mir nicht träumen lassen.« Der Lord Verwalter war deutlich abgemagert, seit er an der Schädelbrücke eine Kopfwunde erlitten hatte. Außerdem hatte er ein Stück von einem Ohr eingebüßt. Er erinnert überhaupt nicht mehr an einen Granatapfel, dachte Jon. Marsch sagte: »Wir haben viel Blut gelassen, um diese Wildlinge am Schlund aufzuhalten. Gute Männer sind dort gefallen, Freunde und Brüder. Und wofür?«
    »Das Reich wird uns dafür verfluchen«, prophezeite Ser Alliser Thorne in giftigem Ton. »Jeder Ehrenmann in Westeros wird den Kopf abwenden und ausspeien, wenn jemand die Nachtwache erwähnt.«
    Was wisst Ihr schon von Ehrenmännern? »Ruhe in den Rängen.« Ser Alliser war vorsichtiger geworden, seit Lord Janos den Kopf verloren hatte, doch die Bosheit steckte noch in ihm. Jon hatte mit dem Gedanken gespielt, ihm das Kommando zu übergeben, das Slynt verweigert hatte, aber er wollte den Mann in seiner Nähe wissen. Er ist stets der Gefährlichere gewesen. Stattdessen hatte er einen grauhaarigen Burschen aus dem Shadow Tower entsandt, um in Greyguard den Befehl zu führen.
    Hoffentlich würden die zwei neu besetzten Festen etwas bewirken. Die Wache kann das Freie Volk bluten lassen, doch letztendlich können wir es kaum aufhalten. Mance Rayders Flammentod änderte daran auch nichts. Wir sind immer noch zu wenige, und sie sind zu viele, und ohne Grenzer sind wir so gut wie blind. Ich muss Männer ausschicken.

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