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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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Aber wenn ich das tue, werden sie dann auch wieder zurückkommen?
    Der Tunnel durch die Mauer war schmal und verschlungen, und viele Wildlinge waren alt oder krank oder verwundet, daher ging es schmerzhaft langsam voran, und als die Letzten das Knie gebeugt hatten, war bereits die Nacht angebrochen. Die Feuergrube war so gut wie ausgebrannt, und der Schatten des Königs an der Mauer war zu einem Viertel seiner früheren Höhe geschrumpft. Jon Snow konnte seinen Atem in der Luft sehen. Kalt, dachte er, und es wird immer kälter. Dieser Mummenschanz dauert schon zu lange.
    Drei Dutzend Gefangene waren im Pferch geblieben. Darunter befanden sich auch vier Riesen, massige haarige Geschöpfe mit hängenden Schultern, deren Beine so dick wie Baumstämme waren, und die enorme Spreizfüße hatten. Trotz ihrer Größe hätten sie noch durch die Mauer gepasst, aber der eine wollte sein Mammut nicht zurücklassen, und die anderen wollten sich nicht von ihm trennen. Der Rest der zurückgebliebenen hatte menschliche Gestalt. Einige waren tot, andere lagen im Sterben; die meisten jedoch waren deren Verwandte oder gute Freunde, die sie selbst für eine Schüssel Zwiebelsuppe nicht im Stich lassen wollten.
    Manche zitterten, andere waren zu erschöpft, um noch zu zittern, also hörten sie nur zu, wie die Stimme des Königs von der Mauer dröhnte: »Ihr seid frei, ihr dürft gehen«, erklärte Stannis ihnen. »Berichtet eurem Volk, was ihr gesehen habt. Sagt ihnen, dass ihr den wahren König gesehen habt und dass er sie in seinem Reich willkommen heißen wird, solange sie seinen Frieden anerkennen. Wenn nicht, dann sollen sie lieber fliehen oder sich verstecken. Ich werde keine weiteren Überfälle auf meine Mauer dulden.«
    » Ein Reich, ein Gott, ein König!«, rief Lady Melisandre.
    Die Männer der Königin griffen den Ruf auf, und schlugen mit den Schäften ihrer Speere gegen die Schilde. » Ein Reich, ein Gott, ein König! Stannis! Stannis! Ein Reich, ein Gott, ein König! «
    Val beteiligte sich nicht an dem Gebrüll. Und auch nicht die Brüder der Nachtwache. Während der Tumult andauerte, verschwanden die letzten Wildlinge zwischen den Bäumen. Die Riesen brachen als Letzte auf, zwei ritten auf dem Mammut, die beiden anderen gingen zu Fuß. Nur die Toten blieben zurück. Jon beobachtete, wie Stannis vom Podest stieg, Melisandre an seiner Seite. Sein roter Schatten. Sie weicht ihm nie lange von der Seite . Die Ehrengarde des Königs postierte sich um sie herum; Ser Godry, Ser Klayton und ein Dutzend anderer Ritter, allesamt Männer der Königin. Mondlicht glitzerte auf ihren Rüstungen, und der Wind ließ ihre Mäntel flattern. »Lord Verwalter«, sagte Jon zu Marsch, »Brecht den Pferch ab und nutzt das Holz fürs Feuer. Werft die Leichen in die Flammen.«
    »Wie Ihr befehlt, Mylord.« Marsch brüllte Befehle, und ein Schwarm seiner Burschen löste sich aus den Reihen, um sich auf die Holzpalisade zu stürzen. Der Lord Verwalter schaute ihnen zu und runzelte die Stirn. »Diese Wildlinge … Glaubt Ihr, sie werden Stannis die Treue halten, Mylord?«
    »Manche ja, aber nicht alle. Bei uns gibt es Feiglinge und Schurken, Schwächlinge und Narren, und bei ihnen ist es nicht anders.«
    »Unser Gelübde … wir haben geschworen, das Reich zu beschützen …«
    »Sobald sich das Freie Volk in der Schenkung niedergelassen hat, wird es Teil des Reiches werden«, meinte Jon. »Wir leben in verzweifelten Zeiten, und die Verzweiflung wird noch zunehmen. Wir haben unserem wahren Feind ins Gesicht geschaut, in ein totes weißes Gesicht mit hellblauen Augen. Das Freie Volk hat dieses Gesicht ebenfalls gesehen. In dieser Hinsicht irrt Stannis nicht. Wir müssen gemeinsame Sache mit den Wildlingen machen.«
    »Gemeinsame Sache gegen einen gemeinsamen Feind, dem würde ich zustimmen«, sagte Bowen Marsh, »aber das bedeutet nicht, dass wir Zehntausenden halb verhungerter Wilder Durchgang durch die Mauer gewähren sollten. Mögen sie in ihre Dörfer zurückkehren und dort gegen die Anderen kämpfen, während wir die Tore versiegeln. Es ist nicht schwierig, meint Othell. Wir müssen nur die Tunnel mit Steinbrocken füllen und Wasser durch die Gusslöcher leiten. Die Mauer erledigt den Rest. Die Kälte, das Gewicht … Nach einem Mond wird es sein, als hätte es nie ein Tor gegeben. Jeder Feind müsste sich dann hindurchhacken.«
    »Oder darüberklettern.«
    »Unwahrscheinlich«, erwiderte Bowen Marsh. »Das sind keine Räuber, die kommen, um

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