09-Die Pfade des Schicksals
unterworfen hatte, wirkte so geistig leer wie früher in Covenants Haus Häven Farm. Seine Schlaffheit ließ an Scheiterhaufen, Feuersbrünste denken.
Sie, die nicht genannt werden darf, kam aus dem Abgrund herauf. Linden fühlte dieses schlimme Übel kommen. Gegen ihren Zorn könnte nur Weißgold etwas ausrichten. Trotzdem konzentrierte ihre Aufmerksamkeit sich weiter auf Covenant. Sie konnte nicht wegsehen.
Da kommt es?
In die betroffene Stille hinein fragte Linden: »Hast du davon gewusst?« Ihre Stimme war kaum mehr als ein heiseres Flüstern. »Warum hast du uns nicht gewarnt?«
Covenant schüttelte den Kopf. »Ich habe es nur vermutet.« In seinem Tonfall klangen die erlittenen Qualen an. Seine Augen suchten die Wände ab, als wären allein sie von seinen Erinnerungen übrig geblieben; als suchte er Erlösung in Erinnerungen, die sich ihm entzogen. »Er hat weiteren Verrat angekündigt. Ich habe angenommen, er halte irgendetwas vor uns verborgen.«
»Wollt ihr vor dem Verderben fliehen«, verkündete Esmer streng, »müsst ihr das Wagnis überqueren und einen nach oben führenden Gang finden. Hier wärt ihr verloren. Aus der Verlorenen Tiefe gibt es keinen Ausweg.
Seht nur!« Seine wegwerfende Handbewegung galt den Urbösen. »Noch in diesem Augenblick flehen sie euch an, ihnen zu folgen.«
»Der Meer-Sohn spricht wahr.« Der Eifrige zitterte von vorweggenommenem Horror. »Ich bin besiegt, von Nützlichkeit und Namen und Leben blockiert. Auch das gehört zur Summe meiner Misserfolge. Wissen und Wollen der Insequenten werden durch die Anwesenheit des Meer-Sohns zunichtegemacht. Ich bin ein leeres Gefäß, das nur mehr auf das unvermeidliche Ende wartet.«
»Linden Riesenfreundin!«, sagte Kaltgischt scharf. Ihre Hände waren kampfbereit zu Fäusten geballt. »Was ist dein Begehr?«
»Auserwählte«, drängte Stave sie, bevor Linden die Sprache wiederfand. »Wir müssen es wenigstens versuchen. Sonst gönnen wir dem Verderber einen Triumph, den er noch nicht errungen hat.«
Mit bewusster Willensanstrengung, die ihr das Herz zu zerreißen schien, zwang Linden sich dazu, nicht mehr Covenant anzusehen. Instinktiv mied sie jedoch Staves ruhigen Blick und Kaltgischts gespannte Erwartung. Stattdessen sah sie zu Mahrtür hinüber, als hielte nur seine Blindheit einen Rat für sie bereit.
Man muss etwas versuchen, auch wenn die Sache aussichtslos erscheint. Das hatte der Mähnenhüter ihr erklärt. Und manchmal geschieht ein Wunder, das uns erlöst.
Er ließ sich selbst durch den Verlust seines Augenlichts nicht unterkriegen.
Allen Hindernissen zum Trotz hatte Linden ihren Sohn aufgespürt. Nun musste sie ihn retten. Irgendwie.
Sie war kurz davor, zu zerbrechen; in Niederlagen zu ertrinken. Das spürte sie. Aber sie wusste auch, dass Mahrtür recht hatte. Vor langer Zeit hatte Covenant dieselbe Überzeugung vertreten.
Sicher auf Frostherz Graubrands Arm entlockte sie ihrem Stab mehr Licht und Gesundheitssinn. Dann zwang sie sich dazu, den Blick der Eisenhand zu erwidern.
»Flucht«, sagte sie mit leiser, klarer Stimme. »Ich vertraue den Urbösen. Sie wollen uns führen. Also los!«
Ihre Gesellschaft musste das Wagnis überwinden, ehe Sie, die nicht genannt werden darf, hoch genug heraufgekommen war, um angreifen zu können - und das Portal der Verlorenen Tiefe war ziemlich weit entfernt.
Raureif Kaltgischt rief, ohne zu zögern: »Schwertmainnir!« Spätgeborene warf sich sofort herum, um Mahrtür in den Gang zu tragen, durch den die Wegwahrer verschwunden waren. Onyx Steinmangold folgte ihr dichtauf mit Liand. Als Nächster kam der von Angst getriebene Eifrige, dessen flatternde Bänder den Korridor ausfüllten, um ihm zu helfen, schneller voranzukommen. Graubrand blieb dicht hinter dem Insequenten, und Stave trabte neben Linden her. Zirrus Gutwind, die Covenant trug, hastete von Clyme und Branl begleitet hinter Graubrand her. Während Linden durch den Gang weggetragen wurde, spürte sie, wie die übrigen Riesinnen ihre Lasten aufnahmen. Als Letzter stieß Galt Jeremiah mit dem Croyel an, damit er sich in Bewegung setzte. Kaltgischt blieb bei ihnen, um dafür zu sorgen, dass sie nicht trödelten - und um sicherzustellen, dass Galt nicht die Kontrolle über das Ungeheuer verlor, das von dem Jungen Besitz ergriffen hatte.
Zwischen allen flitzten die Urbösen mit, die aufmunternd oder warnend kläfften. Esmer hielt ohne erkennbare Anstrengung mit Graubrand und dem Eifrigen mit.
Linden wollte ihren Sohn
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