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09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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»Die Urbösen wachen über den Haruchai und deinen Sohn - auch über die Riesin. Der Croyel kann den Krill nicht abschütteln.«
    »Überlass das ihnen«, forderte Covenant Linden auf. »Wir sind alle sicherer, sobald wir hier heraus sind. Du brauchst dich nicht so anzustrengen, um uns zusammenzuhalten.«
    Linden hatte gesagt, sie vertraue den Urbösen… Diese Geschöpfe wussten doch bestimmt, wie man den Theurgien der Schöpfer ihrer Erzeuger begegnete? Sie hatten sich doch bestimmt genug von diesem unwägbaren Lehrenwissen bewahrt? Sie biss sich auf die Unterlippe, dann zwang sie sich dazu, Jeremiahs Schicksal in den Händen der Dämondim-Abkömmlinge zu lassen.
    Graubrand und Gutwind rannten hinter dem Eifrigen, Spätgeborener und Steinmangold her, als verfolgten sie noch immer Langzorn.
    Sie schienen den mit Teppichen ausgelegten Marmorboden in einem undifferenzierten Wirbel aus Aspekten und Bildern zu überqueren. Lichter und Schmucksteine kreiselten wie eine Sternenkatastrophe vorbei. Der Palast war Linden riesig erschienen, als sie ihn zuvor staunend durchwandert hatte; aber das Tempo der Schwertmainnir ließ ihn flüchtig wie eine Fata Morgana erscheinen. Spätgeborene und Onyx Steinmangold verschwanden, halb durch das Gewand des Eifrigen verdeckt, auf dem sich anschließenden Korridor. Grobfaust polterte im Takt zu dem hungrigen Puls des Übels die letzten Stufen hinunter. Linden verlor allmählich jeglichen Kontakt zu Jeremiah. Auch die Urbösen, die zurückgehastet waren, um ihn zu beschützen, konnte sie nicht mehr wahrnehmen.
    Dann trug Graubrand sie in den nächsten Korridor hinaus. Marmor und Mosaiken verschwanden so schlagartig und gründlich, als wären sie mit einem Messer aus der Realität herausgeschnitten worden.
    Ein Sturm aufkommender Hysterie stellte Lindens Selbstbeherrschung, ihre Konzentration auf Erdkraft auf eine harte Probe. Ich lasse meinen Sohn im Stich … Sie hatte zu nichts und niemandem genug Vertrauen, um nicht instinktiv alarmiert zu sein.
    Vor ihr saß der Mähnenhüter ruhig und hellwach auf Spätgeborenes Arm, als die Schwertmain den Wegwahrern folgte. Liand, den die Energie des Stabes mit neuer Vitalität erfüllte, wurde sichtlich stärker und schüttelte die Nachwirkungen seiner Verletzungen ab, während Steinmangold mit ihm rannte. Der Eifrige setzte seine Bänder in einem tollen Wirbel ein, der das Jagen seines furchtsamen Herzens widerzuspiegeln schien. Covenant schien dagegen schwächer zu werden. Die Schmerzen, die seine Brandwunden verursachten, nagten immer mehr an seiner Selbstbeherrschung. Trotzdem klammerte er sich grimmig an die Gegenwart.
    Wie Stave machten Clyme und Branl den Eindruck, als könnte sie kein drohendes Verderben erschrecken. Neben Linden war Esmer von einer Aura aus gegensätzlichen Leidenschaften umgeben: Wut und Verachtung, Erwartung und Abscheu - und ein Kummer, der unheilbar wie seine Wunden war.
    Hinter ihnen bewegte Anele seinen Kopf ruckartig von einer Seite zur anderen. Sein gesamter Körper bebte von wirren Ängsten. Aber er tat nichts, um Böen-Endes Schritte zu behindern.
    Pahnis Aura kündete von großer Angst um Liand, aber die anerzogene Disziplin der Ramen ließ sie schweigen. Und Bhapa hatte die Entschlossenheit zurückgewonnen, es für Linden - und für Mahrtür - mit jeglicher Gefahr aufzunehmen. Trotz seiner nackten Angst hockte er leicht nach vorn gebeugt auf Grobfausts Unterarm, als wäre er bereit, sich in den Abgrund, in den Rachen der Bestie zu stürzen.
    An Linden rauschte dieser Korridor wie der vorige vorbei: ein Strom aus Perlmutt und Panik und Erdkraft; Flüchen und Ängsten. Mit zwei sehr einfachen Mitteln - Beeilung und lange Schritte - verkürzten die Riesinnen alle Entfernungen.
    Graubrand trug Linden in den nächsten Saal, bevor Linden mitbekam, dass Spätgeborene, Steinmangold und der Eifrige schon den makellosen Saal erreicht hatten, in dessen Mitte ein Felsen wie ein missgestalteter Thronsessel aus dem Boden ragte.
    Dieses zerklüftete Gestein glich einem der Saaldecke zugewandten aufgerissenen Rachen. Noch jetzt wirkte der verkrüppelte Sessel unbeschreiblich scheußlich, als hätten die Gräuelinger hier ein Abbild oder eine Nachahmung von etwas weit Abscheulicherem geschaffen.
    Linden war an der Grenze ihres Durchhaltevermögens angelangt: Sie konnte die Trennung von ihrem Sohn nicht länger ertragen; sie konnte ihre innerste Überzeugung, dass sie ihn im Stich ließ, nicht länger ignorieren. »Halt!«,

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