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09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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rief sie den Riesinnen zu. »Ich darf nicht weiter. Ich muss auf Jeremiah warten!«
    Zirrus Nordwind hatte Covenant bereits in den Thronsaal gebracht. Böen-Ende, Rahnock und Grobfaust waren dicht hinter ihr. Aber Jeremiah blieb außerhalb von Lindens Wahrnehmungsbereich.
    »Lady, wir haben es eilig!« Die Worte schäumten förmlich über die Lippen des Eifrigen. »Bleibt uns noch eine kleine Hoffnung, liegt sie jenseits des Wagnisses. In der Verlorenen Tiefe können wir nach Belieben gejagt und verschlungen werden. Wir müssen uns beeilen, über den Abgrund zu kommen!«
    Urböse und Wegwahrer erhoben ihre Stimmen wie Hunde oder Krähen; aber Linden wusste nichts damit anzufangen.
    »Und was ist, wenn sie sich zwischen uns erhebt?«, fragte Linden scharf. »Wenn wir auf einer Seite der Kluft sind - und Jeremiah auf der anderen? Das lasse ich nicht zu! Wir müssen zusammenbleiben. Was wir schon getan haben, ist vergebens, wenn wir nicht zusammenbleiben.«
    Noch ehe der Eifrige protestieren konnte, warf Mahrtür ein: »Ich halte zu der Ring-Than, Riesinnen, wie ich es von Anfang an getan habe. Außerdem müssen wir annehmen, dass es vielleicht keine Erlösung für das Land geben wird, wenn wir ihren Sohn nicht retten.«
    »Hast du Angst davor, bei uns zu bleiben, Insequenter«, fügte Stave ausdruckslos hinzu, »kannst du gehen. Auch ich halte zu der Auserwählten. Und ich glaube, dass die Schwertmainnir niemals Gefährten preisgeben würden.«
    »Aye«, keuchte Frostherz Graubrand. »Wir sind Riesinnen, nicht wahr? Haben wir uns Gefährten erwählt, stehen wir ihnen bei oder gehen mit ihnen unter. Außerdem«, fügte sie an, »sind uns Kinder kostbar. Wir können und wollen Linden Riesenfreundin unsere Unterstützung nicht versagen.«
    Die anderen Schwertmainnir nickten, aber Clyme stellte nüchtern fest: »Wir stimmen dem Eifrigen zu. Hier zu verweilen, beschwört nur Unheil herauf. Kann das Land erlöst werden, liegt sein Heil bei dem Zweifler, nicht bei Linden Averys Jungen.
    Außerdem …« Sein Tonfall wurde schärfer. »… fragen wir uns, ob Esmers Gegenwart ausreicht, um wilde Magie zu unterdrücken, wenn Weißgold sich in der Hand seines rechtmäßigen Trägers befindet. Linden Avery«, befahl er, »übergib den Ring dem Ur-Lord. Lass uns feststellen, ob er so machtlos ist, wie dieser Nachkömmling von Meerjungfrauen uns glauben machen möchte.«
    O Gott. Dieser Befehl traf Linden mitten ins Herz. Vielleicht hatte Clyme recht. Der Ring … Auch in falschen Händen ist er noch ziemlich stark. Aber er erwacht erst zu richtigem Leben, wenn sein rechtmäßiger Besitzer ihn bewusst einsetzt. Vielleicht reichte Esmers Macht wirklich nicht aus, um den wahren Weißgoldträger zu blockieren.
    Auf Graubrands Arm sitzend wandte Linden sich Covenant zu. Ohne Rogers Verstellungskunst entdeckt zu haben, hatte sie sich einst geweigert, den Ring zu übergeben. In Andelain hatte sie ihn nach langem innerem Kampf dem Egger überlassen. Diesmal zögerte sie keine Sekunde lang. Sie streifte sich die Halskette mit einer Hand über den Kopf und hielt dann Covenant seinen Ehering hin.
    »Hier«, sagte sie fordernd; bittend. »Nimm ihn. Für mich ist er zu gefährlich. Auch wenn Esmer nicht hier wäre, könnte ich uns nicht retten.«
    Nicht vor Ihr, die nicht genannt werden darf.
    Bis zu diesem Augenblick war Covenant anscheinend zu sehr mit seinen Schmerzen beschäftigt gewesen, hatte wegen seiner Verletzungen nicht reagieren können. Ihren Appell hörte er jedoch. Jetzt erwiderte er Lindens Blick so schmerzlich betroffen und entmutigt, als hätte sie ihn aufgefordert, sie zu verraten - oder sich selbst. Sein Haar glich einer silbernen Lohe, als stünden seine Gedanken vor Verzweiflung in Flammen.
    Trotzdem verweigerte Covenant sich ihr nicht. Vielleicht fühlte er sich für ihre Notlage verantwortlich; und er war kein Mann, der Verantwortung scheute. Seine verbrannten Hände zitterten, als er sie ausstreckte.
    Er würde seinen Ring nicht ergreifen, ihn aber zwischen den Handflächen halten können. Branl oder Clyme konnten ihm die Halskette über den Kopf streifen.
    Vor Wut schäumend sagte Esmer mit gepresster Stimme: »Ihr nehmt meinen Verrat zu leicht.« Er war so rasch bei Covenant, dass Linden diese Bewegung kaum wahrnahm.
    Branl und Clyme griffen nach Esmer; auch Stave versuchte ihn aufzuhalten. Sie kamen zu spät. Cails Sohn konnte ungehindert mit einem Finger auf die Narbe mitten auf Covenants Stirn tippen. Dann ließ er

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