09-Die Pfade des Schicksals
nie zurückbekommen. Aber sie tat, was sie konnte. Für kurze Zeit wurde sie wieder eine Ärztin, ohne sich Sorgen wegen des Preises zu machen, den sie vielleicht dafür würde zahlen müssen.
Aber als sie Liand ihren Namen wiederholen hörte, gewann der Teil ihres Ichs, der Jeremiah nicht vergessen hatte, wieder die Oberhand.
Von lautem Kläffen der Urbösen und Wegwahrer begleitet kamen Raureif Kaltgischt und Galt von den Gedemütigten mit Jeremiah und dem Croyel in den Thronsaal gestürmt.
Galt schien sich nur darauf zu konzentrieren, seinen Gefangenen unter Kontrolle zu behalten. Aber die Eisenhand musterte einen aus der Gesellschaft nach dem anderen, und ihre Miene schien zu fragen, warum sie haltgemacht hatten. Dann bemerkte sie Covenant, und ihre Schultern sanken entmutigt herab.
»Der Zeitenherr ist wieder nicht ansprechbar.«
Zirrus Gutwind erklärte ihr verbittert: »Daran ist der Meer-Sohn schuld. Er behauptet jetzt, seine Untaten seien abgeschlossen. Ich höre keine Falschheit in seiner Stimme. Trotzdem glaube ich ihm nie wieder etwas.«
Esmer zuckte zusammen, als hätte Gutwind ihn stärker getroffen als mit einem Schlag ins Gesicht. Seine Augen wurden glanzlos wie Nieselregen. Aber er protestierte nicht.
Der Lärm der Dämondim-Abkömmlinge schwoll an, ohne dabei verständlicher zu werden. Dann sank er zu einem halblauten Murmeln herab.
Linden musterte Jeremiah; suchte nach Anzeichen dafür, dass er während ihrer Trennung zu leiden gehabt hatte. Aber er wirkte bis auf die Tatsache unverändert, dass der Krill ihn vor den Zähnen des Croyel bewahrte. Wenigstens diese kleine Erholung war ihm gewährt worden. Das Ungeheuer trank nicht länger sein Blut. Trotzdem blieben seine Krallen ins Fleisch des Jungen gebohrt, den es weiter in seiner Gewalt hatte.
Als sie den Croyel betrachtete, drehte er den Kopf zur Seite, um den missgebildeten Thron mit bösartigem Entzücken anzustarren. Ein Grinsen ließ seine Reißzähne sehen.
Als zwänge die Haltung des Ungeheuers sie dazu, fragte Linden unwillkürlich: »Was ist mit diesem Ding?« Ihre Stimme bebte. »Mit diesem Thron? Hat jemand ihn schon einmal gesehen? Wisst ihr, was er verkörpert?«
Sie erwartete keine Antwort von Esmer, obwohl sie sich sicher war, dass er oder die Dämondim-Abkömmlinge ihr hätten antworten können. Aber vielleicht wusste der Eifrige …
Der Insequente schüttelte mit so elender Miene den Kopf, als spürte er schlimmere Gefahren als den Rachen eines Ungeheuers auf sich zukommen. Branl sagte nüchtern: »Die Haruchai haben nichts gehört oder gesehen, mit dem er sich erklären ließe. Das gilt auch für sonstige Geheimnisse, die in der Verlorenen Tiefe verborgen sein könnten.«
Plötzlich hob Jeremiah den Kopf. Wie der Croyel grinsend sagte er: »Dies ist eine Kopie von a-Jeroths Thron im Ridjeck Thome, Lord Fouls Hort. Eine genaue Kopie. Vielleicht hat Lord Foul hier gesessen, als er noch glaubte, sich alles Gewünschte durch Heere und Kriege verschaffen zu können. Die Gräuelinger haben ihn erbaut, ehe sie aufgehört haben, sich selbst zu vergöttern, und versucht haben, mit ihrer Macht etwas Vernünftiges zu tun.
Dies ist eine Huldigung.«
Das Grinsen des Croyel war so grausam wie sein Durst nach Jeremiahs Blut.
Linden scheute instinktiv vor dem Thron zurück. Sein Anblick verstörte sie mehr als Covenants fragmentierte Geistesverfassung.
Huldigung?, dachte sie verbittert. Nein! Der Croyel log wieder - oder verdrehte die Wahrheit. Die Dämondim waren von Lord Foul getäuscht und ausgenutzt worden. Die Urbösen hatten ihm über Jahrtausende hinweg gedient. Die Gräuelinger kannte Linden jedoch aus eigener Anschauung, und sie glaubte nicht, dass sie sich jemals dazu herabgelassen hätten, dem Verächter zu dienen.
Oberhalb des Glimmermere hatte Esmer sie damals in dieser Ansicht bestätigt.
»Linden Riesenfreundin«, sagte die Eisenhand drängend. »Die Besorgnis des Eifrigen bedeutet nichts Gutes für uns, fürchte ich. Wir müssen versuchen, das Wagnis zu überqueren, bevor Sie, die nicht genannt werden darf, aus dem Abgrund heraufsteigt.
Und …« Dabei wandte sie sich an Galt. »… der Junge darf uns nicht länger aufhalten. Meister, ich erkenne deine Aufgabe an. Ich respektiere sie. Aber sie behindert uns. Wenn du gestattest, werde ich an deiner Stelle den Krill halten, während ich zugleich Linden Riesenfreundins Sohn trage. Bestimmt ist jeder Kontakt mit dem Croyel schädlich, aber ich bin dagegen
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