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09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Gefühl, schon tot zu sein; tot und verwesend.
     
    Von knurrenden Urbösen in kleinen Schwärmen begleitet kamen die Riesinnen nacheinander durch das Portal. Obwohl die Urbösen laut kläfften, um die Gesellschaft dazu zu bewegen, das Wagnis sofort zu überqueren, blieben Kaltgischt und Gutwind bei Graubrand und Linden stehen. Die Gedemütigten wachten weiter über Covenant. Als Steinmangold nach Böen-Ende auf die Felsterrasse kam, fragte sie, warum ihre Gefährtinnen haltgemacht hatten; sie bekam jedoch keine Antwort. Die anderen Riesinnen waren wie Linden von der Bösartigkeit des Ungeheuers gelähmt.
    Mit einem Blick in die Tiefe meinte Stave leidenschaftslos: »Vielleicht hat der Zweifler deshalb von Diasssomer Mininderain gesprochen. Vielleicht wollte er uns unsere Gefahr begreiflich machen.«
    Trotz der großen Entfernung musste der Eifrige ihn gehört haben. Aus der Höhe über dem Scheitelpunkt der Brücke rief der Buntgekleidete: »Sie ist auch die Auriferenz! Unter denen, die uns vernichten werden, leidet auch eine Insequente! Um ihr Los nicht teilen zu müssen, haben viele aus unserem Volk das Land gemieden.«
    Esmer fügte streng hinzu: »Sie, die nicht genannt werden darf, enthält auch Kastenessens sterbliche Geliebte. Sie war Emereau Vrai, eine Tochter von Königen; sie hat es gewagt, diesen alten Bann zu nutzen, um die Tänzerinnen der See zu erschaffen. Deshalb ist sie verschlungen worden.«
    Linden glaubte zu wissen, das Ungeheuer sei Diassomer Mininderain, die Covenant ihr geschildert hatte: die machtvolle Gefährtin … Dann waren seine - ihre - Fähigkeiten unermesslich. Statt sich gewaltsam einen Weg aus der Tiefe zu bahnen, um die Erde zu verwüsten, war sie wahnsinnig geworden und in unruhigen Schlummer verfallen, weil sie mehr als nur einfache Vernichtung begehrte. Stattdessen hungerte sie nach lebenden Menschen, die lieben und selbst geliebt werden konnten.
    Und sie war zu nahe. Sie war doch bestimmt zu nahe? Linden und ihre Freunde würden das Wagnis nicht mehr rechtzeitig überqueren können.
    Sie musste Esmer überreden oder vertreiben. Jetzt oder nie.
    Die meisten Urbösen waren schon auf die Brücke gelaufen. Die Zurückgebliebenen schlossen sich zum Schutz vor dem Stab zu einem Keil zusammen. Alle gestikulierten aufgeregt knurrend und bellend, um der Gesellschaft zu bedeuten, sie solle das Wagnis überqueren.
    »Linden!«, rief Liand bittend. »Wir müssen weiter!«
    Linden wandte sich grimmig an Esmer. Aus der Erinnerung an das bedrückende Vermächtnis ihrer Eltern stellte sie die kränkendste Frage, die sie sich ausdenken konnte.
    »Stört es dich nicht, dass Cail sich seines Sohnes schämen würde?«
    Esmers Miene verfinsterte sich schlagartig. Seine Augen blitzten. »Und stört es dich nicht, Weißgoldträgerin«, entgegnete er scharf, »dass du über ein Mittel verfügst, meine Gleichgültigkeit zu beenden, und es nicht gebrauchst?«
    Sie starrte ihn verständnislos an.
    »Ich meine den Krill des Hoch-Lords«, sagte Esmer stöhnend. »Er kann mir das Leben nehmen.«
    Trotz der Gefahr, in der sie schwebten, wechselten die Schwertmainnir erstaunte Blicke. Liands Verzweiflung konnte Linden fast körperlich spüren. Der Schock der Ramen zerrte an ihren Nerven.
    »Begehrst du nicht, die Tat selbst auszuführen«, fuhr Esmer fort, »kannst du einen der Haruchai damit beauftragen. Mit meinem Tod endet die Wirkung meiner Anwesenheit. Der Insequente besitzt wieder alle seine Fähigkeiten. Der Verstand des Zeitenherrn kehrt in die Gegenwart zurück. Die Riesinnen erhalten wieder die Gabe, in Zungen zu reden. Das weiße Gold ist in deinen Händen wieder so machtvoll wie zuvor.
    Töte mich, Weißgoldträgerin. Mach meinen Qualen ein Ende. Findest du dein Leben lebenswert, musst du meines beenden.«
    »Du bist…« Linden setzte die Verzweiflung ihrer Gefährten so sehr zu, dass sie sich verhaspelte. »Das ist…« Aber dann fing sie sich. »Klar doch! Ich soll dich umbringen. Mit dem Krill. Wunderbar. Nur kommt dabei der Croyel frei.« In Freiheit war das Scheusal vielleicht stark genug, um sie und sogar die Riesinnen in den Abgrund zu stoßen. »Und ich verliere meinen Sohn.«
    Esmer zuckte mit den Schultern. »Wie du meinst.« Sein Blick blieb unnachgiebig. »Jede Tat hat ihren Preis, keine ist ohne Gefahr. Aber du musst jetzt handeln. Habe ich nicht gesagt, dass ich mein Ende herbeisehne? Und deine Chancen verschlechtern sich mit jedem Augenblick. Mein Tod wird Sie, die nicht genannt

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