Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
ich mir nicht vorstellen.« Gegen Sie, die nicht genannt werden darf, konnte man nicht mit bunten Bändern bestehen. »Trotzdem ist er hinter uns zurückgeblieben.«
    »Kannst du sehen, was er tut?«, fragte Linden.
    »Das kann ich nicht. Das Übel blockiert meine Sinne.«
    »Er übertrifft alle Erwartungen«, stellte Stave fest. Der Orkrest oder seine angeborene Widerstandskraft gegen Kevins Schmutz erhielt dem ehemaligen Meister seine Wahrnehmungsgabe. »Dass er Angst hat, ist unverkennbar. Trotzdem unterstützt er mit seinen Fähigkeiten die Anstrengungen der Urbösen. Sein Gewand kann dem Übel nichts anhaben. Das können auch die Urbösen nicht. Aber wenn es weiter vordringen will, wehren das Gewand des Insequenten und ihr Lehrenwissen seine Theurgie ab. Gemeinsam sorgen sie dafür, dass das Übel nur langsam vorankommt.«
    Linden wusste, was Angst war. Was der Eifrige jetzt tat, hätte sie nicht geschafft. Sie war mit nagenden, giftigen Insekten bedeckt, von hungrigem Ruin bedroht. Schloss sie die Augen, sah sie ungeahnte Schrecken unter sich; beobachtete, wie grausige Macht den Egger vernichtete; fühlte sich ins Bodenlose stürzen…
    Sie hatte ihre eigene Mutter umgebracht. Sie verdiente, was immer ihr bevorstand.
    Wild um sich starrend versuchte sie, ihre Aufmerksamkeit auf die zerklüfteten Wände des engen Korridors zu konzentrieren. Sie wollte glauben, dass sie halten würden. Dass die Welt zusammenhalten würde. Aber das konnte sie nicht. Bald würde ein Ungeheuer, das Qualen und Verzweiflung genoss, die Wurzeln des Berges verschlingen. Sie schlug sich auf ihre zerfressene Haut, aber auch das brachte keine Linderung.
    Außerhalb des Bereichs von Liands Licht war die unterirdische Finsternis absolut. Unermessliche Meilen von Granit und Schiefer waren wie das langsam strömende Erdblut unter dem Gravin Threndor mit Quarz und Obsidian und fremdartigen Erzen durchsetzt. Vor langer Zeit hatte Linden geglaubt, die Schrathöhlen lägen tief, die Höhle des Erdbluts noch tiefer. Aber bis zu diesem Augenblick war ihr die wahre Bedeutung von »tief« entgangen. Eigentlich hätte sie hier nicht atmen können dürfen. Die seit Äonen hier unten eingeschlossene Luft musste zu abgestanden sein, um noch Leben erhalten zu können. Kein Wunder, dass Frostherz Graubrand keuchend nach Atem rang.
    Offenbar verbesserte Liand die Luft mit Erdkraft. Aber er konnte nicht genug tun. Lindens Gefühl, an Atemnot zu leiden, schien mit jeder Minute stärker zu werden. Das Gestein selbst glich vergegenständlichter Atemnot. Ihre Lunge quälte sich in ihrer Brust, als würde sie von Panik und Granit zusammengepresst.
    Vor langer, langer Zeit hatte Liand ihr in Schwelgenstein gezeigt, wie sie ihrem Stab Erdkraft und Gesetz entlocken konnte, selbst wenn sie durch Kevins Schmutz völlig blind war. Damals hatte Kastenessens schlimmer Nebel jedoch hoch über Linden gehangen, und sie war durch starke Barrieren aus gewachsenem Fels geschützt ungefähr zweihundert Meilen von seinem Ursprung entfernt gewesen. Jetzt war Sie, die nicht genannt werden darf, ganz nahe … Erschöpft und verängstigt konnte Linden nicht glauben, dass sie jemals imstande sein würde, die finstere Magie des Übels zu überwinden.
    Und ohne das wohltuende Feuer ihres Stabes konnte sie das Gefühl, an ihrer Haut, ihren Nerven fräßen Insekten, nicht loswerden. So musste sie über kurz oder lang den Verstand verlieren.
    Sie brauchte Hilfe, aber niemand konnte ihr helfen; nicht im Augenblick. Die Flucht der Riesinnen war zu anstrengend, als dass sie ihr hätten beistehen können. Und die wenigen Blicke, die ihr den Weg nach vorn zeigten, legten die Vermutung nahe, der Korridor werde bald unpassierbar werden. Er begann sich zur Seite zu neigen, wurde enger und schlängelte sich einem unterirdischen Riss folgend durch Kalkstein und lockeren Schiefer. Vor Liands Orkrest schien sein Boden gefährlich schief zu werden.
    Linden vertraute den Wegwahrern. Sie bemühte sich, ihnen zu vertrauen. Aber sie schienen die Gesellschaft auf einen Weg zu führen, dem nur sie folgen konnten. Vielleicht würden Linden, die Haruchai und die Ramen es schaffen, hinter den kleineren Geschöpfen her weiterzukriechen, wenn der Gang fast in die Waagrechte kippte. Aber die Schwertmainnir würden festsitzen. Und wenn Kaltgischt den Croyel freiließ …
    »Ha!« Liands Schrei hallte von den Felswänden wider: ein Schrei der Erleichterung. »Die Wegwahrer haben uns nicht in die Irre geführt! Hier

Weitere Kostenlose Bücher