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09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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geht es weiter.«
    Als der Korridor sich noch stärker neigte, ging Raureif Kaltgischt plötzlich in die Hocke, lehnte sich mit dem Rücken an die untere Wand. Indem sie Jeremiah und den Croyel mit einem Arm an sich presste und den Krill in der freien Hand hielt, gebrauchte sie ihre Beine, um sich mit dem Kopf voran weiterzuschieben. Der Fels schien viel zu rau zu sein, um diese Art Fortbewegung zu gestatten, aber ihr starker Brustpanzer bot ihr guten Schutz. So konnte sie weiter in Bewegung bleiben.
    Vor der Eisenhand gebrauchte Gutwind eine Schulter und ihren verstümmelten Arm, um sich voranzuschieben, während sie weiter Covenant trug. Auf Graubrands Aufforderung drehte Linden sich so zur Seite, dass sie den Brustpanzer der Riesin mit beiden Händen umfassen und ihr Handgelenk mit den Beinen umklammern konnte. Ihren Stab hielt sie mit dem Oberkörper an die Schwertmain gedrückt, während die Riesin ihre Hände gegen die untere Wand stemmte und sich geschickt auf allen vieren fortbewegte.
    Immer wenn Linden Graubrands Körper berührte, wurden die Maden zu noch größerer Qual.
    Dicht hinter ihnen folgte Böen-Ende Graubrands Beispiel. Aneles Augen glitzerten im Licht des Orkrests und des Krill mehrmals kurz auf, aber er schien zu verstehen, was Böen-Ende vorhatte. Der sich verengende Korridor verhinderte, dass Linden an der Beschützerin des Alten vorbeisehen konnte.
    Dann erlosch Liands Licht so plötzlich, als seien Steinmangold und er in einen Abgrund gestürzt. Die Gewissheit, dass sie gescheitert waren, presste Linden die Brust zusammen. Schwärme ekliger Wesen hatten sich so tief in sie hineingefressen, dass sie fürchtete, nie mehr atmen zu können.
    Irgendwie fand sie die Kraft, sich weiter an Frostherz Graubrand zu klammern.
    »Hier!«, rief Gutwind laut. »Der Gang wird breiter! Halten der Eifrige und die Urbösen durch, erreichen sie einen Teil, der leichter zu verteidigen ist.«
    Trotz Bissen und einem Gewimmel, das keine greifbare Form hatte, schien Linden einen Gedanken Covenants aufzunehmen, als leckten Fragmente ihrer Vergangenheit aus seinen chaotischen Erinnerungen. Als sie erstmals gemeinsam in das Land gekommen waren - als sie damals in Steinhausen Mithil eingesperrt gewesen waren -, hatte Sunder auf Covenants Drängen die Stirn Covenants mit dem Sonnenstein der Steinmeister berührt. Damit hatte Sunder Covenants Ring zum Leben erweckt, wilde Magie durch den Orkrest ausgelöst.
    Linden konnte vielleicht etwas Ähnliches versuchen - wenn es ihr gelang, nahe genug an Liand heranzukommen. Jede Andeutung von Gesundheitssinn würde ihre Verzweiflung, ihren bevorstehenden Zusammenbruch vertreiben. Statt Aas würde sie dann vielleicht Erdkraft und das Gesetz wählen können. Und sie würde die Flamme ihres Stabes dazu benutzen können, ihr Fleisch zu reinigen.
    Wenn sie nur hätte atmen können …
    »Bring mich zu Liand, so schnell du kannst«, keuchte sie mit letzter Anstrengung. »Ich brauche seinen Orkrest.«
    Graubrand nickte wortlos. Sie bekam nicht genug Luft, um sprechen zu können.
    Jetzt verschwanden auch Gutwind und Covenant. Rauhreif Kaltgischt, die Jeremiah und den Croyel fest an sich gedrückt hielt, rutschte weiter vorwärts. Das Ungeheuer grinste Linden an. Das Grinsen ließ seine Reißzähne sehen.
    Kaltgischt machte halt. Als sie sich mitsamt ihrer Last aufrichtete, prallte sie nicht etwa an die Decke des Spalts. Stattdessen verschwand sie mit Jeremiah und dem Croyel in einer Ausbuchtung im Fels.
    Ein halbes Dutzend Herzschläge später kam Graubrand dort mit Linden an, und Linden atmete die etwas bessere Luft in der Umgebung des Sonnensteins ein. Als Graubrand der unteren Wand den Rücken zukehrte, hob Linden das Gesicht. An den Riesinnen vor ihr vorbeiströmend gelangte für einen Augenblick schwindelerregende reine Luft zu ihr.
    Hier kreuzte ein breiterer Riss sich mit dem Felsspalt. Der neue Gang verlief anfangs eben, um dann steil ins abgekapselte Dunkel aufzusteigen. Im Lichtschein des Orkrests war zu sehen, dass die Wegwahrer bereits die Steigung nahmen. Unter ihren Händen und Füßen lösten sich uralte Erdbrocken, als flitzte dort ein Mäuseheer davon. Steinmangold und Liand hatten schon fast den Fuß des Anstiegs erreicht. Aber hinter ihr, hinter Gutwind mit Covenant, hatte Kaltgischt haltgemacht, um kurz zu rasten. Dabei hielt sie Jeremiah so, dass das Gesicht des Croyel von Linden abgewandt war. Die Hand, mit der sie den Krill umklammert hielt, war unbeirrbar

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