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09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Ranyhyn. Während die Riesinnen sie erstaunt und fasziniert zugleich beobachteten, sprach der ehemalige Meister förmlich von Landreitern und Stolz-Trägern, Sonnenfleisch und Himmelsmähnen. Gleichzeitig warf der Mähnenhüter sich mit ausgestreckten Armen vor ihnen zu Boden und drückte die Stirn auf eine Art, die ehrfürchtig und jubelnd zugleich war, in den Sand.
    Die Pferde hatten offenbar keine weite Strecke zurücklegen oder Entbehrungen ertragen müssen. Sie mussten die Hügel sehr rechtzeitig verlassen und einen ziemlich direkten Abstieg aus dem Oberland hierher gekannt haben.
    Mit majestätisch erhobenem Haupt kam Hynyn stampfend vor Stave zum Stehen und wieherte triumphierend trotzig. Hyn tänzelte anmutig, als sie an den Riesinnen vorbei auf Linden zukam. Wem die Zuneigung der Stute gehörte, war klar, als sie ihre weichen Nüstern an Lindens Schultern drückte und getätschelt werden wollte. Das tat Linden bereitwillig, ohne jedoch Hyns Gefährten aus den Augen zu lassen.
    Narunal machte vor Mahrtiirs ausgestreckten Armen halt, wieherte eine leise Aufforderung. Mahrtiirs Ehrerbietung schien den Hengst ungeduldig zu machen: Er wollte, dass der Mähnenhüter aufstand. Das vierte Pferd blieb einige Schritte hinter den anderen stehen. Der jüngere Rotbraune fixierte Jeremiah, aber Linden konnte den Ausdruck in seinem Blick nicht deuten. War das Stolz? Vorfreude? Oder etwa Angst?
    Als Hynyn nochmals wieherte, kam Mahrtiir wieder auf die Beine. Er klopfte Narunal auf den Hals und schien intuitiv mit dem Ranyhyn zu kommunizieren. Dann wandte er sich Linden zu.
    »Ring-Than«, sagte er förmlich, »dies ist Khelen, einer der jungen Hengste der Herde. Jugend zu Jugend … er ist gekommen, um deinen Sohn zu tragen, wenn du einverstanden bist. Er braucht deine Einwilligung. Er besitzt noch nicht den Stolz seines Vaters, aber er weiß, dass er sich erbietet, eine Aufgabe zu übernehmen, die gefahrvoll und erhaben zugleich ist. Willst du ihm gestatten, sich deines Sohns anzunehmen? Er ist bereit, mit seinem Leben für ihn zu bürgen.«
    Linden konnte sich nicht vorstellen, woher der Mähnenhüter solche Dinge wusste. Doch sie glaubte ihm. Knapp, aber höflich antwortete sie: »Bitte sage Khelen meinen Dank. Mein Einverständnis hat er.«
    Mahrtiir antwortete mit einer Verbeugung nach Art der Ramen, ohne jedoch etwas zu sagen. Er konnte zweifellos darauf vertrauen, dass die Ranyhyn Linden verstanden. Statt weiterzugeben, was sie gesagt hatte, warf er sich herum und sprang mit einem Satz auf Narunals Rücken. Tatsächlich schien er auf seinen Sitz zu schweben, als hätte er sein Leben lang geritten; als wären die Seilträger und er nicht die ersten Ramen, die jemals auf einem Ranyhyn gesessen hatten.
    Khelen bewegte sich zögernd einige Schritte auf Jeremiah zu.
    »Ebenfalls mit deinem Einverständnis, Linden Riesenfreundin«, sagte Sturmvorbei Böen-Ende lebhaft. Sie wartete Lindens Antwort jedoch nicht ab, sondern hob Jeremiah hoch und setzte ihn auf Khelens Rücken.
    Linden hielt den Atem an.
    Der junge Hengst stand einige Sekunden lang bewegungslos da. Falls der Gestank von Jeremiahs Schlafanzug ihn störte, ließ er sich nichts davon anmerken. Aber Khelen schien auf eine Reaktion des Jungen zu warten, auf ein ängstliches Zusammenzucken oder eine Andeutung von Entspannung. Doch Jeremiah ließ keine bewusste Reaktion erkennen. Sein Verstand war zu tief vergraben. Er saß so da, wie er zuvor gestanden hatte: mit schlaffen Lippen und trübem Blick, ohne zu merken, dass sich in seinen Mundwinkeln Speichel sammelte.
    Nun ja, sagte Linden seufzend. Vielleicht, wenn Khelen zu traben beginnt… oder zu galoppieren …
    Khelen warf den Kopf hoch und wieherte fragend. Hynyn antwortete mit einem Schnauben, das befehlend klang. Der jüngere Rotbraune begann, sich von dem Bach zu entfernen, und trug den Jungen wie einen kostbaren Schatz.
    Als Linden jetzt zu Stave hinübersah, kam er, um ihr auf Hyns Rücken zu helfen.
    Obwohl Linden seit vielen Tagen nicht mehr geritten war, übertrug sich Hyns vertraute Fähigkeit, Lockerheit und Stabilität, zu kommunizieren, fast augenblicklich auf sie. Während Stave sich auf Hynyn schwang, nickte Linden Raureif Kaltgischt zu, deren breites Grinsen an Pechnase erinnerte.
    »So gehen wir nun auf einen neuen Kurs«, verkündete die Eisenhand, »törichterweise und froh darüber. Zahlreich waren die Wechselfälle unserer Reise und extrem ihre Heimsuchungen. Jeder neue Kurs war

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