09-Die Pfade des Schicksals
nicht wissen. Wie also soll ich dir jetzt vertrauen können?«
Der Egger funkelte sie mit seinem nachtdunklen Blick an. »Lady, ich wiederhole, dass die Insequenten keine Unwahrheit sprechen. Die Erweckung der Schlange war für meine Wünsche nicht notwendig. Zum einen wäre sie mit dem Wissen, das ich besitze, und der Macht, die ich bald besitzen werde, ebenso leicht schlafend wie wachend einzufangen gewesen. Tatsächlich wollte ich ursprünglich den Elohim für immer jeglichen Zweck und Wert rauben und die Welt vor dem Untergang bewahren, indem ich dafür sorgte, dass die Schlange nie mehr geweckt werden konnte.
Das ist nun nicht mehr möglich. Daher habe ich meine Absichten der Extravaganz deiner Narretei angepasst.«
»Meinetwegen.« Linden wollte nicht zeitraubend diskutieren. »Weiter!«, wiederholte sie scharf. »Komm zum Ende!«
Der Egger seufzte, weigerte sich aber nicht: »Die Gerissenheit des Croyel und seine schaurige Magie sind für die Erreichung meines Zieles unerlässlich. Das wirst du nicht zulassen, solange du imstande bist, es zu verhindern. Deshalb ist es zur Rettung der Erde unerlässlich, dass an deiner Stelle ich deinen Stab und den Weißgoldring besitze.«
Linden wandte sich an den Eifrigen. »Und wenn ich unsere Übereinkunft nicht so verstanden habe? Was dann?«
Farbige Bänder umwehten seine füllige Gestalt, signalisierten Gewissheit, tarnten Besorgnis. »Dann behält dein Wille die Oberhand, Lady. Der Egger muss auf seine Absichten mit deinem Sohn verzichten oder aufhören, nach deinen Werkzeugen der Macht zu streben. Die Insequenten als Volk werden kein anderes Ergebnis dulden.«
Stave sah kurz zu der Gruppe um Covenant und den Krill hinüber. Dann richtete er seinen Blick auf den Egger.
»Es gibt noch einen weiteren Punkt zu berücksichtigen. Hat Infelizitas vorhin wahr gesprochen, müssen wir akzeptieren, dass es kein Leben ohne den Tod geben kann. Die Schlange des Weltendes ist für den Fortbestand der Erde unerlässlich. Wenn dein Wagnis glückt… muss die Einkerkerung der Schlange dann nicht alles Leben beenden? Wird nicht die gesamte Schöpfung in unfruchtbare Kahlheit verfallen?«
»Wohl gesprochen, Haruchai«, murmelte Mahrtür. »Der Egger ist fleischgewordene Verblendung. Seine Gier wird alle Zerstörung beschleunigen.«
Linden hörte Staves Worte, aber ihre Aufmerksamkeit galt weiterhin dem Egger. Das Herz hämmerte ihr in der Brust, als hätte es die Grenze seiner Belastbarkeit erreicht. Zwang er sie jetzt, Farbe zu bekennen - falls er seine Gier meistern konnte -, war Jeremiah für sie verloren. Er würde allein und unter Folterqualen sterben, während die Welt unterging.
»Ich warte.« Ihre Stimme blieb fest. Der Egger hatte Staves Frage nicht beantwortet. »Was soll es also sein?«
Forderte er sie auf, sie solle doch versuchen, Jeremiah ohne seine Hilfe zu finden, würde sie, so dachte sie, sicherlich zusammenbrechen.
Doch statt Linden zu antworten, wandte der Egger sich an den Eiferer. »Du verlangst viel«, knurrte er einem gereizten Raubtier gleich. »Von der Lady wollte ich drei Dinge. Auf eines habe ich bereits verzichtet. Es ist mir durch die unverzeihliche Einmischung der Mahdoubt genommen worden. Träumst du wirklich davon, ich könnte auf weitere meiner Wünsche verzichten?«
Dann wandte er sich an Linden, und sein Tonfall war scharf wie Säure: »Der vereinte Wille der Insequenten ist mir Befehl genug. Lady, ich bin bereit, mich deiner Auslegung meines Schwurs zu unterwerfen. Meine Absichten in Bezug auf deinen Sohn setze ich aus - zumindest vorläufig.
Dennoch wird dein Triumph leer sein. Du durchkreuzt meine Absichten vergeblich. Haben wir deinen Sohn befreit, bleiben die einzigen Werkzeuge, die der Erde Hoffnung geben, in meinem Besitz. Du kannst dich nach Kräften bemühen, deinen Sohn von dem Croyel zu befreien. Zu diesem Bemühen habe ich dir keine Hilfe geschworen. Und wenn du scheiterst, wie es unvermeidlich ist - wenn du machtlos vor dem Weltuntergang stehst -, werde ich dich fragen, ob du zufällig die Bedingungen für deine ›Zufriedenheit‹ überdacht hast.«
Im nächsten Augenblick fügte er ruhiger hinzu: »Die Untergangsprophezeiungen der Elohim verdienen nicht, dass man ihnen Glauben schenkt. Ihre Sorge gilt nur dem eigenen Überleben. Wird die Schlange eingekerkert, hören sie vielleicht wirklich auf zu existieren. Aber die Erde und alles andere Leben haben überdauert, während die Schlange geschlafen hat. Wird sie
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