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09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Abgründen unter ihm lauerte. Trotzdem und aus Gründen, die er nicht kannte, war sein Bedürfnis, Jeremiah zu retten, ebenso stark wie das Lindens. Und trotzdem empfand er instinktiv Angst vor der Verlorenen Tiefe. Dort wimmelte es von Erinnerungen an Ereignisse und Mächte, die so fremdartig und alt waren, dass sie ihn Dutzende von Jahrtausenden weit von der Gegenwart und jeder Möglichkeit, Linden zu helfen, wegzerren konnten. Er war nicht zuversichtlich, dass er imstande sein würde, sich gegen seine Erinnerungen zu behaupten, solange die Konsequenzen seiner Wiedererweckung ihn bei jedem Schritt zu verraten drohten.
    Vielleicht wusste der Egger bereits, wie sich das Portal öffnen ließ, ohne eine Katastrophe auszulösen.
    Wütend auf sich selbst drängte er seine Beschützer, den Schwertmainnir zu folgen.
    Zirrus Gutwind war die letzte Riesin; sie folgte Grobfaust, die Bhapa trug, langsam von der Felsbrücke. Covenant, der sich bemühte, trotz weicher Knie auf den Beinen zu bleiben, sah angestrengt geradeaus und fixierte über Gutwinds Schultern hinweg den zerklüfteten Fels der Höhlenwand. Der Abgrund zog ihn weiter magisch an, aber er weigerte sich, zur Seite zu sehen.
    Noch ein Schritt, dann würde Sturmvorbei Böen-Ende die Brücke verlassen. Dann würde sie um das Gewicht von fünf Riesinnen entlastet sein; Linden, Mahrtür, Liand und Anele würden in Sicherheit sein. Und Graubrand und Steinmangold hatten ihre Last schon abgesetzt. Nun standen sie mit Kaltgischt am Rand des Abgrunds und hielten sich bereit, jeden aufzufangen, der vielleicht würde springen müssen.
    Im Gegenlicht bildete ihr Atem unheimlich wirkende große Dampfwolken, und hinter ihnen schlängelte sich ein primitiver Tunnel in die mitternächtlichen Tiefen des Donnerbergs davon. Im Licht des Sonnensteins sah Covenant, dass der Tunnel kaum hoch genug war, dass die Riesinnen darin hätten stehen können; noch ehe er hinter der ersten Biegung außer Sicht kam, verengte er sich stark. Wo er jedoch in die Höhle austrat, öffnete er sich wie ein Fächer aus verhältnismäßig ebenem Obsidian, der Adern aus Malachit aufwies.
    Böen-Ende und Spätgeborene erreichten den Tünneleingang. Die Gedemütigten, die Covenant weiterhin wie einen Gefangenen oder Invaliden zwischen sich führten, passten ihr Tempo dem Gutwinds an, die vor ihnen die Brücke hinunterging.
    Covenant, der nun glauben konnte, dass die Brücke halten würde, gewann allmählich seinen Gleichgewichtssinn zurück. Mit jedem Schritt konnte er dem Drang, sich in den Abgrund zu stürzen, besser widerstehen.
    Vermutlich um zu verhindern, dass Anele dem Abgrund zu nahe kam, setzte Böen-Ende den Alten am Tunneleingang in der Nähe der Stelle ab, wo der Obsidian allmählich auslief. Dann machte sie kehrt, um Spätgeborene zu begrüßen.
    Aus Gründen, die er nicht greifen konnte, empfand Covenant plötzlich etwas Sorge um Anele. Wie der Egger konnte auch er Verderben bewirken. … denk daran, dass er die Hoffnung des Landes ist. Das hatte irgendjemand gesagt: jemand, dem Covenant vertraute. Wenn deine Taten ins Verderben führen … Seine Erinnerungen wirkten zufällig, unfreiwillig; unmöglich zu kontrollieren. Risse und Spalten behinderten ihn auf allen Seiten, schnitten ihn von gewöhnlichen Menschen ab. … wie es unvermeidlich ist. Trotzdem hing Lindens Blick an ihm - mit der Verzweiflung einer Frau, die glaubte, er halte ihr Schicksal in seinen gefühllosen Händen.
    Hölle und Blut, sie fror bestimmt entsetzlich … Vermutlich zitterte er selbst; das wusste er nicht bestimmt. Aber die kleinen Risse in ihrer Bluse standen ihm so deutlich vor Augen wie das Einschussloch über ihrem Herzen. Die Kälte würde wie Wasser durch den roten Flanell eindringen. Bei jedem Ausatmen stieß ihre Lunge eine flüchtige Atemdampfwolke aus.
    Sie hatte so viel aufgegeben und noch mehr verloren. Viel zu viel.
    Während Covenant ihrem Blick begegnete, wurde er um ihretwillen stärker. Jede Sekunde, die er in der Gegenwart verweilte, kostete ihn wertvolle Erinnerungen; sie raubte ihm unwiderruflich das unbeschreibliche Wissen, das ihm die Möglichkeit eröffnet hatte, aus dem Bogen der Zeit zu Linden zu sprechen. Sein Bewusstsein dafür, was er tun musste - und weshalb -, war bereits in unbestimmte, undefinierbare Fragmente zerfallen. Aber Linden brauchte ihn. Auf irgendeine Art, die er nicht mehr definieren konnte, brauchten die Erde und das Land und Jeremiah ihn ebenso, wie er Linden brauchte. Jetzt

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