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09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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blieb auf den Eifrigen konzentriert. Aber Covenant zwang sich dazu, zu dem Alten hinüberzusehen.
    Wie konnte er das nur vergessen haben? War dies nicht der Zweck, zu dem er wiedererweckt worden war? Damit er sich erinnerte … und die anderen warnte?
    Die Flecken auf Lindens Jeans hätten ihn daran erinnern müssen …
    Als Pahni Covenants Blick folgte, holte sie geräuschvoll Luft. Liand, der bei seinem Versuch, sich auf den Sonnenstein zu konzentrieren, gestört wurde, wirkte kurzzeitig verwirrt, dann erstaunt; und auch Mahrtür wandte sich Lindens erstem Gefährten blindlings zu.
    »Ist er besessen?«, fragte Sturmvorbei Böen-Ende hörbar in Sorge um den Alten, der ihr anvertraut worden war. »Oder ist das eine neue Form seiner Verrücktheit? Stein und Meer! Mich ärgert es, dass ich nicht richtig sehen kann!«
    Linden wandte sich mit einem leisen Aufschrei von dem Eifrigen ab.
    Anele lag wie freiwillig ergeben mit ausgestreckten Armen und Beinen auf dem unebenen Obsidian auf dem Bauch. Unter seinem hageren Körper schlängelten sich grüne Adern radial nach außen, als verkörperten sie Sonnenstrahlen. Irgendwie erweckte der Malachit dabei den Eindruck, als pulsierte er im Rhythmus von Aneles Herzschlag. Die Adern glichen den Flecken auf Covenants Kleidung, als er einst durch den Wald von Morinmoss gezogen war.
    In Covenants Augen wirkte Anele nur schwach und gebrechlich, als wäre er gefällt worden. Aber Liand murmelte verwundert: »Siehst du das, Linden?«
    Was?, hätte Covenant am liebsten gefragt. Aber im nächsten Augenblick flüsterte Linden: »Das ist keine Besessenheit. Das ist Erdkraft. Er steht davon in Flammen. Sein Geburtsrecht … Ich habe es noch nie so stark erlebt. Oder so dicht unter der Oberfläche.«
    Mit respektvoller, fast ehrfürchtiger Miene wich der Eifrige vor Anele zurück, und mit einer Stimme, als würden Felsen und Sorge und Kummer zusammengepresst, sagte der Alte laut und deutlich: »Es ist hier.«
    Diese Worte - oder der Klang von Aneles Stimme - erweckten Erinnerungen in Covenant…
    Suche gewachsenen Fels.
    … Erinnerungen, die so frisch und deutlich waren, dass er sie nie hätte vergessen dürfen.
    Der Egger hatte Linden und ihre Gefährten in so tiefe Gesteinsschichten geführt, dass kein Mensch, der sie zu deuten imstande war, sie jemals berührt hatte.
    Im Salva Gildenbourne hatte Anele versucht, Linden etwas zu erklären. Wer hatte ihn sonst noch gehört? Wer außer Covenant vor seiner Wiedererweckung? Stave? Liand?
    »Hier, Anele?«, fragte Linden. »Was ist hier? Was erzählt dir der Fels?«
    Was hatte die ererbte Kraft des Alten geweckt?
    »Das Holz der Welt hat vergessen.« Aneles Stimme klang so hart wie der Stein. »Es kann sich nicht regenerieren. Es braucht Hilfe. Aber dieser Stein erinnert sich.«
    Covenant erinnerte sich stattdessen an andere Dinge. An eine andere Zeit. An einen fernen Ort.
    Aber Holz ist zu kurzlebig. Alle einstige Größe ist vergessen.
    Linden erwartete eigentlich, dass Aneles Körper sich verkrampfen würde, während seine Finger versuchten, sich in den Obsidian zu krallen, aber sein gesamter Körper wirkte schlaff, als verschmölze er allmählich mit dem Stein unter ihm. Nur seine Stimme blieb kräftig; hellwach: »Es muss ein Verbot geben.«
    Ohne Verbot reicht die Zeit nicht aus.
    Die Riesinnen hatten sich um Linden und Stave, Liand und den Alten versammelt. Sie bildeten instinktiv einen schützenden Kordon, obwohl es im Augenblick nichts gab, was sie für Anele hätten tun können. Liand hielt den Orkrest hoch. Sein Licht warf die grotesken Schatten der Schwertmainnir auf die zerklüfteten Tunnelwände. Ihre Atemdampfwolken breiteten sich aus und verschwanden, als saugte die Dunkelheit sie auf.
    Die Gedemütigten blieben dicht bei Covenant. Er vermutete, dass sie ihn aufhalten würden, wenn er versuchte, zu Anele zu gelangen. Sie hatten dem Erbe des Alten - überhaupt jedem Gebrauch von Erdkraft - nie recht getraut.
    »Anele«, flüsterte Linden. »Erzähl mir mehr.«
    »Sogar hier wird es gespürt«, sagte der Alte, als antwortete er ihr. »Geschrieben. Beklagt.« Aber seine Worte waren keine Antwort: Aneles Aufmerksamkeit galt allein den Malachitadern im Obsidian. Er reagierte auf die ältesten Geheimnisse der Welt, nicht auf Linden. »Die Erweckung der Schlange. Sie verschlingt die Magie der Erde. Alles Leben. Aber ihr Hunger ist allzu groß. Ist alle geringere Nahrung erschöpft, muss sie in das Land kommen.«
    Geringere Nahrung?

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