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09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Damit musste der Alte die Elohim meinen. Aber Covenant war sich seiner Sache nicht ganz sicher. Seine eigenen Erinnerungen waren zu frisch.
    Es gibt zu viel. Macht und Gefahr. Bösartigkeit. Verderben. Und zu wenig Zeit. Die letzten Tage des Landes sind gezählt.
    Auf irgendeiner Ebene wusste er jedoch, dass Anele recht hatte. Die Schlange war dabei, die Magie der Welt aufzufressen.
    Aber sie brauchte mehr, als irgendein Elohim, als alle Elohim ihr geben konnten. Durch ihr ureigenstes Wesen würde die Schlange Lord Foul geben, was der Verächter schon immer begehrt hatte. Covenant wusste nicht, wie Linden es schaffen würde, diese Verantwortung zu tragen.
    »Hört ihn wohl«, riet ihnen der Eifrige mit gedämpfter Stimme. »Dies ist vorausgesagt worden. Es ist verborgenes Wissen, das seit dem ersten Tagesanbruch unter dem Bogen der Zeit nur den Elohim bekannt war. Ihr müsst auf ihn hören.«
    »Wir hören ihn sehr gut«, knurrte Raureif Kaltgischt. Sie wollte den Insequenten offenbar zum Schweigen bringen.
    »Die Schlange wird kommen.« Aneles Stimme nahm allmählich einen rituellen, fast liturgischen Klang an, als rezitierte er eine heilige Wahrheit. »Sie muss kommen. Sie wird kommen und so die letzte Krise der Erde herbeiführen. Hier wird sie ihre endgültige Nahrung entdecken.«
    Du musst wie Bäume, wie Baumwurzeln werden. Gewachsenen Fels suchen.
    Liands erhobener Arm zitterte vor Kälte und Anstrengung. Der Sonnenstein bebte mit und erzeugte Schatten wie aufgewirbeltes Herbstlaub. Staves einzelnes Auge spiegelte seinen Glanz in einer Serie von Lichtblitzen wider, als blickte er ins feurige Innere der Apokalypse.
    »Hier?«, fragte Linden noch immer flüsternd. Beraubt oder verlassen? Covenant konnte keinen Unterschied erkennen. »In der Verlorenen Tiefe? In diesem Abgrund? Welche Nahrung?«
    Sie musste doch wissen, dass Anele sie nicht hörte?
    … das notwendige Verbot des Bösen.
    Gab es keine Hoffnung für die Erde, gab es auch keine für Jeremiah - oder für irgendeine Liebe.
    »Wird es nicht verboten, erhält sie Erdkraft«, sagte Anele hörbar besorgt und erschüttert. »Wird sie nicht mit den vergessenen Wahrheiten von Stein und Holz - von Orkrest und Verweigerung - bekämpft, erlangt sie Leben. Das wahre Lebensblut aus dem Innersten des Herzens der Erde. Trinkt die Schlange des Weltendes das Blut der Erde, gewinnt sie solche Macht, dass sie den Bogen der Zeit zerstören kann.«
    »Anele!«, rief Linden. »Welche vergessenen Wahrheiten?«
    Aber der Alte konnte sie nicht hören und schwieg. Vielleicht war er von seiner Prophezeiung erschöpft eingeschlafen.
    Zum Melenkurion Himmelswehr, dachte Covenant benommen. Natürlich. Nicht hier. Nicht in der Verlorenen Tiefe, auch nicht sonst wo unter dem Donnerberg. In diesen Tiefen hatte der Verwüster zu viel Böses verborgen. Die Schlange brauchte konzentrierte reine Erdkraft, das Lebensblut der Erde.
    So rein wie der Orkrest. So rein wie der Zorn der Forsthüter, in deren Macht es gestanden hatte, zu verweigern, was sie nicht…
    »Geschafft!«, verkündete der Eifrige sichtlich befriedigt. »Alles ist wie vorhergesehen eingetreten. Und als einziger Insequenter bin ich Zeuge gewesen. Der Egger selbst hat kein einziges Wort davon gehört. Er macht sich nichts aus den Freuden solcher Erscheinungen.«
    Einige der Riesinnen ballten die Fäuste und funkelten den Insequenten unwillig an, doch die meisten ignorierten ihn. Die Gedemütigten beobachteten gleichmütig, wie Linden sich über Anele beugte. In Liands unstetem Licht schienen die Ramen zu schrumpfen, als würden sie durch den Verlust des weiten Himmels und der Ebenen, von Sonnenschein und der Ranyhyn kleiner.
    … das notwendige Verbot des Bösen. Wie hatte er das nur vergessen können?

7
    Das Wagnis überqueren
    L inden Avery hatte das Gefühl, gleichzeitig in verschiedene Richtungen gezogen zu werden. Ihr blieb keine Zeit, zu verstehen, was sie hörte oder spürte oder brauchte. Während sie im unsteten Licht von Liands Orkrest an Aneles Seite kniete, merkte sie, dass Covenants Verstand den Bezug zur Gegenwart verlor; fühlte ihn erneut abstürzen. Aber dagegen konnte sie nichts tun, gar nichts. Sein Dilemma überstieg ihre Fähigkeiten bei weitem. Ohne ihren Stab und seinen Ring kannte sie nur noch ein einziges Ziel: Jeremiah.
    Auch das konnte jetzt unmöglich geworden sein. Ihre Gefährten und sie waren auf der falschen Seite einer bodenlosen Kluft versammelt. Dort unten lauert eine schreckliche

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