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09 - Old Surehand III

09 - Old Surehand III

Titel: 09 - Old Surehand III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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vermoderten Schädel aus der Erde hebt, ist dieser Ort wahrscheinlich der Schauplatz eines heimtückischen Überfalles oder eines verzweifelten Kampfes gewesen, bei welchem, wie überall hier im blutgetränkten Westen, die erbarmungslose Gewalt das Recht vernichtete. –
    Wir waren über eine Stunde, und zwar nicht langsam, geritten und hatten doch das Ende des Kui-erant-yuaw noch nicht erreicht; da hielt Winnetou sein Pferd endlich an und sagte:
    „Nun nur noch zwei Minuten, so kommen wir an eine Stelle, an welcher Winnetou einen niedergeschlagenen Büffel fand. Er war von einem Grizzly geworfen worden, denn der Sieger hatte nur wenig Fleisch gefressen, sondern die Markknochen zerbrochen und ausgesaugt; das tut nur der graue Bär. Seine Spur führte nach dem Rand des Tales und ein Stück den Berg hinauf.“
    „Hat Winnetou sein Lager dort entdeckt?“ erkundigte sich Old Surehand.
    „Nein. Ich wollte nur seine Fährte ausmachen, ihn aber nicht aufstöbern, damit meine Brüder auch sagen können, daß sie einen Grizzly erlegt haben. Ich denke, daß ich da richtig gehandelt habe!“
    „Ja, das ist recht! Wenn ich die Felle vorzeige, will ich mir sagen dürfen, daß ich wenigstens eins davon erbeutet habe.“
    „Wünscht Old Surehand vielleicht, daß wir ihm diesen Grizzly überlassen?“
    „Ja; ich bitte darum!“
    „Soll er ihn haben! Will er sich dazu den Bärentöter Old Shatterhands leihen?“
    „Nein; ich kann mich auf mein Gewehr verlassen.“
    „Und was tue ich dabei?“ fragte der Häuptling der Osagen. „Soll man von Schahko Matto erzählen, daß in seiner Gegenwart vier Bären erlegt worden seien, ohne daß er eine Hand dazu gerührt habe?“
    „Mein roter Bruder wird, wenn er das will, wohl auch zu tun bekommen; in welcher Weise, das wird sich zeigen, wenn wir den Grizzly finden. Wir halten in der Nähe an und – – – uff, uff!“
    Wir waren während des letzten Teiles dieses Gespräches weiter geritten; jetzt parierte Winnetou sein Pferd wieder und streckte den Arm aus, um vorwärts zu deuten. Da sahen wir vielleicht tausend Schritte von uns einen Grizzly an der linken Seite des Tales unter den Bäumen hervorkommen und in gerader Richtung quer über den offenen Plan trollen. Er hielt den Kopf tief an den Boden gesenkt und sah weder rechts noch links. Wenn er ihn nur ein wenig nach unserer Seite gerichtet hätte, wären wir unbedingt von ihm bemerkt worden. Winden konnte er uns freilich nicht, weil die Luft talabwärts wehte.
    „Jetzt, am hellen Tag!“ sagte Old Surehand. „Der Kerl muß Hunger haben!“
    „Ja“, nickte Winnetou. „Daß er jetzt sein Lager verläßt, ist ein Zeichen davon, daß er Appetit bekommen hat, oder auch davon, daß diese Gegend seit langer Zeit von keinem Jäger besucht worden ist.“
    „Wo liegt der Büffel?“ erkundigte ich mich.
    „Mein Bruder kann ihn von hier aus nicht sehen, weil das kleine Gebüsch da vorn dazwischen liegt“, antwortete der Apache.
    „Daß der Bär ganz gegen seine sonstige Gewohnheit jetzt kommt, erspart uns Zeit. Wir brauchen ihn nicht zu suchen. Steigen wir hier ab und hobbeln wir die Pferde an! Das Gebüsch, von welchem Winnetou sprach, erlaubt uns die Annäherung, ohne daß er es bemerkt.“
    „Meine Brüder mögen noch einen Augenblick warten; ich habe ihnen einen Vorschlag zu machen“, sagte der Osage, indem wir abstiegen.
    „Welchen?“ fragte Old Surehand.
    „Ich habe nichts dagegen, daß mein Bruder Surehand diesen Grizzly erlegt; aber es mag mir erlaubt sein, mich dabei zu beteiligen!“
    „In welcher Weise?“
    „In der Weise, wie Old Shatterhand und Winnetou den ihrigen getötet haben.“
    „Das ist zu gewagt!“
    „Nein.“
    „Oh, doch! Ich bin nicht sicher, ihn mit dem Messer gleich so zu treffen, daß er fallen muß. Ist Schahko Matto vielleicht sicher?“
    „Auch ich habe noch keinen grauen Bären nur mit dem Messer erlegt. Ich meine auch nicht, daß wir die Messer nehmen, was allerdings gefährlich sein würde. Aber kann Old Surehand sich auf sein Gewehr verlassen?“
    „Ja.“
    „So wird es leicht sein, ihn zu töten. Mein Bruder versteckt sich mit seinem Gewehr, und ich bringe ihm den Bären grad so, wie Old Shatterhand es vorhin mit dem seinigen getan hat.“
    „Wenn Schahko Matto das wagen will, habe ich nichts dagegen.“
    „Es ist kein Wagnis, wenn nur die Kugel dahin trifft, wo sie zu sitzen hat.“
    „Pshaw! Ich werde doch keinen Fehlschuß tun!“
    „Sind Winnetou und Old Shatterhand

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