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09 - Old Surehand III

09 - Old Surehand III

Titel: 09 - Old Surehand III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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uns liegen zu sehen, das war entsetzlich!
    Um zwanzig Menschen so schnell und sicher überwältigen zu können, hatte jeder Rote vorher genau wissen müssen, auf welchen Weißen er sich werfen müsse. Fünfzig Indianer auf zwanzig Weiße. Die Toten waren steif. Man hatte sie also nicht erst heut früh, sondern schon gestern abend erstochen. Warum aber waren die Indianer dann hiergeblieben? Warum hatten sie sogar ihre Pferde holen lassen? Es mußte irgend etwas gegeben haben, was auf heut früh verschoben worden war und bis Mittag gedauert hatte. Was konnte das sein? Mir fiel Old Wabble ein. Dessen Leiche fehlte. Jedenfalls hatte der ‚General‘ ihn mitgenommen, um eine ganz besondere Rache an ihm auszuüben.
    Hatten wir in den ersten Augenblicken wortlos vor den Leichen gestanden, so waren dann der Interjektionen desto mehr zu hören. Hätten wir jetzt die Roten hier vor unsern Gewehren gehabt, ich glaube, sie wären alle erschossen worden; auch ich hätte nichts dagegen gehabt! Aber wie das größte Unheil doch nicht ohne ein kleines Lächeln ist, das zeigte sich auch hier. Hammerdull deutete auf eine der Leichen und sagte zu Holbers:
    „Pitt, das ist Hosea, der uns an das Leben wollte!“
    „Yes! Und das Joel, der nicht auf unser Geld hereinfallen wollte!“ antwortete der Lange, indem er auf einen andern Toten zeigte.
    „Sie sind dennoch deine Vettern. Meinst du nicht auch, altes Coon?“
    „Ja, sie sind es.“
    „Willst du sie so hier liegen lassen?“
    „Das möchte ich ihrer Mutter denn doch nicht antun, obgleich sie mir so manchen gefühlvollen Augenblick bereitet hat.“
    „Das ist brav von dir, alter Pitt! Was schlägst du also vor?“
    „Daß wir sie begraben. Meinst du nicht auch, lieber Dick?“
    „Ob wir sie begraben oder nicht, das bleibt sich gleich; aber wir werden ihnen, wenn wir Zeit dazu bekommen, einen kleinen Gottesacker herrichten und es ihnen darin so bequem machen wie die Umstände es erlauben. Das ist Christenpflicht, zumal es deine Cousins und Vettern sind. Ist's so richtig, altes Coon?“
    „Hm! Wenn du denkst, daß du das an mir und meinen Verwandten tun willst, so bist du ein braver Kerl, lieber Dick!“
    Sie reichten sich die Hände, und ich muß gestehen, daß nichts den Anblick dieser grausigen Szene so hätte mildern können wie grad die eigenartige Weise dieser beiden guten Menschen. Wir hatten keine Zeit übrig, wir mußten den Utahs nach und den ‚General‘ fassen, welcher gewiß die Schuld an dem Tod der zwanzig Tramps trug; aber wenn die Brüder begraben werden sollten, so durften wir auch die andern nicht so liegen lassen, und darum entfernte ich mich, um nach einer passenden Stelle zu suchen. Ich traf dabei auf eine breite Fährte, welcher ich folgte; sie führte nach einer Fichte, welche etwas freier stand als die Bäume ihrer Umgebung, und als ich sie – – –
    Hier sträubt sich die Feder, fortzufahren! Was ich sah, war so gräßlich, daß ich einen Schrei ausstieß, wie ich wohl noch nie geschrien habe. Die Kameraden kamen infolgedessen alle spornstreichs herbeigerannt und waren bei dem Anblick, welcher sich ihnen bot, nicht weniger entsetzt als ich.
    Man hatte die Fichte, welche die Stärke eines achtjährigen Kindes besaß, in Schulterhöhe gespalten. Das waren die Tomahawkhiebe gewesen, welche Winnetou gehört hatte. Durch in den Riß getriebene Holzkeile war nachgeholfen worden, weil die Tomahawks zu schwach gewesen waren, einen durchgehenden Spalt fertig zu bringen. Durch das Nachtreiben immer größerer und stärkerer Keile, auch mehrere nebeneinander, hatte man den Riß so erweitert, daß er mehr als den Durchmesser eines Männerleibes bekam, und dann den gefesselten alten Wabble hineingeschoben. Hierauf waren die stärkeren Keile wieder herausgeschlagen worden; sie lagen unten am Boden; und nun steckte der unglückliche Alte in horizontaler Lage und mit entsetzlich zusammengepreßtem Unterleib, hüben die Beine und drüben der Oberleib hervorragend, in dem Spalt. Hätte man ihn mit der Brust hineingelegt, so wäre sie ihm eingedrückt worden und er folglich gestorben; so aber hatte man ihn in teuflisch raffinierter Weise nur mit dem Unterleib hineingeschoben. Er lebte noch; sein gesunder Arm und die Beine bewegten sich, doch konnte er trotz der unbeschreiblichen Schmerzen, welche er auszustehen hatte, nicht schreien, weil man ihm einen Knebel in den Mund gesteckt und den letzteren noch extra zugebunden hatte. Die Augen waren zu; aus der Nase rann

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