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09 - Old Surehand III

09 - Old Surehand III

Titel: 09 - Old Surehand III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nicht, das geht mich gar nichts an. Wenn Old Shatterhand dir die Freiheit wiedergegeben hat, so ist damit noch nicht gesagt, daß du auch deine Waffen wiederbekommen mußt.“
    „Behalte es, und sei verdammt, dicker Mops! Ich werde bei den Osagen ein anderes bekommen!“
    Er ging zu seinem Pferd, nahm das Gewehr vom Sattel, hing es sich über und wollte aufsteigen. Da stand Winnetou auf, streckte die Hand gegen ihn aus und befahl:
    „Halt! Das Gewehr wieder hin!“
    Es lag in der Haltung und dem Gesicht des Apachen etwas so Unwiderstehliches, daß Old Wabble, seinem sonstigen Wesen ganz entgegen, gehorchte. Er hing die Rifle wieder an den Sattel, wendete sich dann aber zu mir um und protestierte:
    „Was soll das heißen? Pferd und Gewehr gehören doch mir!“
    „Nein“, entgegnete Winnetou. „Indem mein Bruder Shatterhand dir die Freiheit wiedergab, hat er dir nur den Ekel zeigen wollen, den jeder Mensch vor dir empfinden muß. Wir stimmen ihm alle bei, denn es graut uns, dich mit der Hand, dem Messer oder einer Kugel zu berühren. Wir überlassen dich nicht unserer Rache, sondern der Gerechtigkeit des großen Manitou. Du würdest auch dein Pferd und deine Waffen erhalten, aber da du gedroht hast, uns zur Ader lassen zu wollen, so bekommst du nichts als nur die Freiheit wieder. Du wirst jetzt augenblicklich gehen; bist du aber nach zehn Minuten noch hier in der Nähe zu sehen, so wird ein Riemen dir um den Hals und dann um den Ast eines dieser Bäume gelegt. Ich habe gesprochen. Howgh! Nun augenblicklich fort!“
    Old Wabble lachte laut auf, verbeugte sich tief und antwortete:
    „Ganz wie ein König gesprochen; nur schade, daß es in meinen Ohren wie Hundebellen klingt! Ich gehe; wir sehen uns aber wieder!“
    Er drehte sich um, stieg den an dieser Stelle eingefallenen Rand der Senkung hinauf und verschwand. Als ich ihm der Vorsicht wegen in kurzer Zeit hinauffolgte, sah ich ihn in seiner schlotternden, wabbelnden Weise langsam über die Ebene schreiten. Ich hatte diesen Mann früher nicht nur wegen seines hohen Alters geachtet, sondern ihn dem Ruf gemäß, in dem er damals stand, auch für einen sehr tüchtigen Westmann gehalten; jetzt aber war meine Ansicht über ihn in beiden Beziehungen eine ganz andere geworden. Er wäre, selbst wenn man ihn für einen bessern Menschen hätte halten müssen, als ‚man of the west‘ doch für uns unbrauchbar gewesen. Daß ich ihn auch diesmal wieder straflos hatte gehen lassen, war weniger die Folge eines Überlegungsaktes als vielmehr einer augenblicklichen Regung oder Empfindung, eines Ekels gewesen, der es mir unmöglich gemacht hatte, noch ein Wort an ihn zu richten.
    Winnetou hatte sich einverstanden mit diesem meinem Verhalten erklärt. Hammerdull und Holbers waren es nicht, das wußte ich; sie wagten nur nicht, mir Vorwürfe darüber zu machen. Treskow aber, dessen juristisches oder polizeiliches Fühlen durch meine wiederholte Milde beleidigt worden war, sagte, als ich wieder zu ihnen hinabgestiegen war, zu mir:
    „Nehmt es mir nicht übel, Mr. Shatterhand, daß ich Euch unbedingt tadeln muß. Vom christlichen Standpunkt aus will ich gar nicht sprechen, obgleich Ihr auch da nicht korrekt gehandelt habt, denn auch das Christentum lehrt, daß jeder bösen Tat die Strafe zu folgen habe; aber versetzt Euch doch einmal an die Stelle eines Kriminalisten, eines Vertreters der weltlichen Gerechtigkeit! Was würde ein solcher sagen, daß Ihr einen Halunken von der Verdorbenheit und Unverbesserlichkeit dieses Fred Cutter immer und immer wieder entkommen laßt? Dieser Mensch hat in seinem Leben schon mehr als hundertmal den Tod verdient, auch selbst dann, wenn nur seine Taten als ‚Indianertöter‘ in Betracht gezogen werden. Und wenn Ihr sagt, daß dies uns nichts angehe, so ist doch erwiesen, daß er Euch und uns wiederholt nach dem Leben getrachtet und auch jetzt wieder mit dem Tode bedroht hat. Was soll nun ein Jurist dazu sagen, daß Ihr Euch förmlich Mühe gebt, ihn der verdienten Strafe zu entziehen? Es ist mir ganz unmöglich, mich in die Gründe Eures Verhaltens hineinzudenken; ich kann Euch einfach nicht begreifen!“
    „Bin ich Jurist, Mr. Treskow?“ antwortete ich.
    „Ich glaube nicht.“
    „Oder gar Kriminalist?“
    „Wahrscheinlich nicht.“
    „Also! Es ist trotzdem gar nicht meine Absicht, ihn der wohlverdienten Strafe zu entziehen, nur will ich weder der Richter noch gar der Henker sein. Ich bin fest überzeugt, daß schon längst der

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