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09 - Old Surehand III

09 - Old Surehand III

Titel: 09 - Old Surehand III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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überzeugt, daß Tibo taka und Tibo wete nicht Mann und Frau sind. Und sollten sie es dennoch sein, so möchte ich wenigstens behaupten, daß Apanatschka nicht der Sohn der beiden ist, wenigstens nicht der Sohn des Taschenspielers, von dem er auch nie als Sohn behandelt worden ist.“
    Der, welcher jetzt genannt worden war, hatte unsern Folgerungen die größte Aufmerksamkeit geschenkt. Es verstand sich ganz von selbst, daß ihm jedes Wort vom höchsten Interesse war. In seinem Gesicht wechselten die Ausdrücke der widerstrebenden Gefühle. Daß der Medizinmann nicht sein Vater, ja, daß dieser ein Verbrecher sein sollte, berührte ihn jedenfalls weniger, als daß ich ihm auch die Mutter rauben wollte; ich sah, daß es ihn drängte, mir da zu widersprechen, gab ihm aber einen wohlgemeinten Wink, zu schweigen, und wendete mich wieder an Schahko Matto:
    „Wir haben den Häuptling der Osagen in seiner Erzählung unterbrochen und bitten ihn, jetzt fortzufahren. Der Weiße, welcher sich Raller nannte, hat den Vertrag, den er mit euch abschloß, natürlich nicht gehalten?“
    „Nein, denn er war ein Betrüger wie alle Bleichgesichter, Old Shatterhand und nur noch einige ausgenommen. Die Krieger der Osagen aber hielten ihm ihr Wort. Sie suchten die Jagdgruben auf, in denen sie ihr Felle und Pelze aufbewahrt hatten, und brachten sie ihm in das Lager“, antwortete Schahko Matto.
    „Wo befand es sich zu jener Zeit?“
    „Am Fluß, den die Weißen den Arkansas nennen.“
    „Ah! Und am Arkansas ist Thibaut zuletzt gesehen worden. Das stimmt auffällig. Waren es viele Häute?“
    „Viele, sehr viele Pakete! Ein ganzer großer Kahn wurde voll.“
    „Was? Raller hat einen Kahn, ein Boot gehabt?“
    „Ein sehr großes sogar. Wir haben es ihm aus Holzstangen und Fellen gebaut. Nur an Dickschwanzhäuten (Dickschwanz-Biber) waren es weit über zehnmal zehn Bündel, das Bündel zu zehn Dollars gerechnet, die andern Felle, welche zusammen noch viel mehr kosteten, gar nicht mitgezählt.“
    „So eine Menge? Er hat sie doch unmöglich weit transportieren können, sondern bald verkaufen müssen. Wohin wollte er sie schaffen?“
    „Nach Fort Mann.“
    „Ah! Das lag am Arkansas, wo ihn die große und sehr belebte Cimarronstraße kreuzte. Da gab es reichen Verkehr, und es waren stets Pelzhändler mit bedeutenden Kapitalien da, welche solche Summen zu jeder Zeit bezahlen konnten. Aber es gab da auch eine zahlreiche Garnison. Daß er sich überhaupt und nun gar mit der Ausführung eines solchen Betruges dorthin wagte, war eine Frechheit, welche gradezu ihresgleichen sucht. Es war eine große Unvorsichtigkeit von euch, ihm diese Waren anzuvertrauen. Ich vermute, daß ihr ihn nicht fortgelassen habt, ohne ihm Begleitung mitzugeben?“
    „Old Shatterhand hat es erraten. Da er ein Abgesandter des großen, weißen Vaters war, glaubten wir, nicht unvorsichtig zu sein, wenn wir ihm Vertrauen schenkten. Wir mußten ihm auch schon deshalb glauben und vertrauen, weil er uns selbst aufforderte, ihn nach Fort Mann zu begleiten, wo wir die Bezahlung in Waren ausgeliefert bekommen sollten.“
    „Wieviel Osagen bekam er mit?“
    „Sechs Mann; ich war selbst dabei.“
    „Hatten soviel Personen in dem Boot Platz? Wohl schwerlich!“
    „Er nahm zwei Mann zu Hilfe bei den Rudern mit in den Kahn. Die andern vier mußten zu Pferd dem Fluß folgen. Um gleichen Schritt mit dem schnellschwimmenden Fahrzeug halten zu können, war es notwendig, die besten Pferde auszusuchen.“
    „Wie gut, wie pfiffig ausgedacht! Ich bin nämlich überzeugt, daß er es auch auf diese eure Pferde abgesehen hatte.“
    „Old Shatterhand hat auch hier das Richtige getroffen. Es war zur Zeit, in welcher der Fluß viel Wasser und gute Strömung hat; darum erreichte der Kahn das Fort einen Tag früher als wir mit den Pferden. Wir kamen abends so spät an, daß wir kurz vor Torschluß das Fort betraten, nachdem wir zwei Männer bei den Pferden vor demselben gelassen hatten. Dann war das Tor zu, und wir durften nicht mehr heraus. Raller gab uns zu essen und dazu so viel Feuerwasser, wie wir haben wollten. Wir tranken, bis wir einschliefen. Als wir erwachten, war es schon Abend des nächsten Tages. Raller war fort; der andere Weiße mit seiner Squaw und dem Kind war fort; unsere Pferde waren auch fort und mit ihnen die beiden Krieger, welche sie hatten bewachen sollen. Als wir uns erkundigten, hörten wir, daß Raller die Felle schon vor unserer Ankunft verkauft und bezahlt

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