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09 - Vor dem Tod sind alle gleich

09 - Vor dem Tod sind alle gleich

Titel: 09 - Vor dem Tod sind alle gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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strömte schnell an dieser Stelle und war über zehn Meter breit.
    »Wer das versuchen wollte, müßte schon ein guter Schwimmer sein. Kein vernünftiger Mensch würde diesen Weg einschlagen, wenn er nichts weiter zu tun brauchte, als auf der anderen Seite des Schiffes ans Ufer zu steigen.«
    Fidelma kam plötzlich ein Gedanke.
    »Wie konnte Gabrán überhaupt das Schiff gegen eine solch starke Strömung hier heraufbringen?«
    »Das ist ganz leicht«, erklärte Enda. »Als ich mich auf dem Schiff umsah, entdeckte ich die Befestigungen für die Zugleinen. Es ist üblich, Lady, Flußschiffe von ein paar Eseln flußaufwärts ziehen zu lassen, wo die Strömung zu stark ist. Sonst wird gestakt. So macht man das immer.«
    Fidelma stand auf und schaute sich um. Enda hatte offensichtlich recht, aber trotzdem stimmte etwas nicht.
    »Und wo sind die Zugtiere jetzt? Wer hat sie hergebracht und dann weggeführt? Wo ist überhaupt Gabráns Mannschaft?«
    Sie setzte sich wieder auf den Lukendeckel und schloß kurz die Augen zum Nachdenken. Sie hatte das Gefühl, etwas Wichtiges übersehen zu haben. Sie fragte sich, warum die Mannschaft Gabrán allein gelassen und die Tiere fortgeschafft hatte, die das Schiff hierhergezogen hatten. Äbtissin Fainders Geschichte, wonach sie zufällig aufs Schiff gekommen und dann Gabrán just im Moment seiner Ermordung angetroffen hatte, schien so weit hergeholt; ebensoweit hergeholt wie die Vorstellung, der Mörder sei entkommen, indem er in den schnell strömenden Fluß sprang. Es war Unsinn.
    Andererseits hörte sich Eadulfs Geschichte vielleicht ebenso unsinnig an angesichts der Aussage dieses Mädchens Fial, das behauptete, den Tod seiner Freundin mit angesehen zu haben. Fidelma atmete tief aus.
    »Nun, hier können wir im Augenblick nicht viel tun«, sagte sie und stand auf. »Dego, du reitest zurück nach Cam Eolaing und suchst Coba auf, wenn er da ist. Er sagte, er wolle zurück zu seiner Burg, und er ist der bó-aire dieses Gebiets. Er muß von dieser Sache unterrichtet werden. Wenn du ihn nicht in Cam Eolaing antriffst, reite weiter nach Fearna, und hole Bischof Forbassach her.«
    Äbtissin Fainder war in Sorge.
    »Was hast du vor?« Sie versuchte forsch zu wirken, aber ihre Stimme zitterte.
    »Ich habe vor, das Gesetz zu befolgen«, erwiderte Fidelma mit grimmigem Humor. »Es wird wohl an dem Brehon dieses Landes sein, darüber zu entscheiden, ob es das Bußgesetz sein soll, das du so magst, oder ob du nach unserem einheimischen Gesetz für schuldig befunden und bestraft wirst.«
    Äbtissin Fainders Augen weiteten sich vor Entsetzen. »Aber ich habe es doch nicht getan.«
    »Das sagst du, Mutter Äbtissin«, entgegnete Fidelma mit berechtigter Bosheit. »Genauso, wie Bruder Eadulf sagte, er habe das nicht getan, was man ihm vorwarf!«
    *
    Eadulf nahm dem Mädchen, das er zum Eingang der Höhle getragen hatte, den Knebel ab. Die Kleine starrte ihn immer noch mit großen, runden dunklen Augen an, in denen sich ihre Furcht spiegelte. Trotz der eng angezogenen Fesseln zitterte sie spürbar.
    »Wer bist du?« fragte Eadulf.
    »Tu mir nicht weh!« wimmerte sie als Antwort.
    »Bitte tu mir nichts.«
    Eadulf bemühte sich, ermunternd zu lächeln. »Ich habe nicht die Absicht, dir etwas zu tun. Wer hat dich hier in diesem Zustand zurückgelassen?«
    Es dauerte einige Zeit, bis sie ihre Furcht überwunden hatte.
    »Bist du einer von ihnen?« flüsterte sie.
    »Ich weiß nicht, wer ›sie‹ sind«, antwortete Eadulf, und dann fiel ihm die zweite gefesselte Gestalt in der Höhle ein, und er holte sie ebenfalls heraus. Auch sie war knapp dreizehn, ein halb verhungertes, ungepflegtes kleines Mädchen. Er nahm ihr den Knebel ab, und sie holte mit gierigen Atemzügen Luft.
    »Du bist ein Angelsachse, also mußt du auch einer von ihnen sein«, rief das erste Mädchen angstvoll.
    »Bitte tu uns nichts.«
    Eadulf hockte sich vor ihnen hin und schüttelte den Kopf. Er blieb ebenfalls vorsichtig, denn er hatte es sich zur Regel gemacht, niemandem die Fesseln abzunehmen, ehe er nicht wußte, weshalb man denjenigen gebunden hatte. Er hatte erlebt, wie ein junger Bruder von einer wahnsinnigen Frau getötet wurde, als er ihre Fesseln löste in der Annahme, er befreie sie von einem Peiniger.
    »Ich habe keineswegs die Absicht, euch etwas zu tun. Aber sagt mir zuerst, wer ihr seid, warum ihr gefesselt seid und wer euch gefesselt hat.«
    Die beiden Mädchen wechselten unsichere Blicke.
    »Das mußt du doch wissen,

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