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09 - Vor dem Tod sind alle gleich

09 - Vor dem Tod sind alle gleich

Titel: 09 - Vor dem Tod sind alle gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Arme.
    »Deshalb mußte ich mir also die Hinrichtung dieses armen jungen Mannes ansehen? Nun, Bischof Forbassach, ich habe bereits meinen Frieden mit Gott gemacht. Du verlangst das Schuldgeständnis von mir nur, weil du dich selbst von deiner Schuld eines falschen Urteilsspruchs reinigen willst. Ich bin unschuldig und werde das ebenso erklären, wie der arme junge Mann das getan hat. Möge Gott den jungen Bruder Ibar in der anderen Welt freundlich aufnehmen.«
    Bischof Forbassach erhob sich. Das Lächeln stand nach wie vor auf seinem spitzen Gesicht, aber es war noch gezwungener und falscher geworden. Eadulf spürte die kochende Wut der Enttäuschung in dem Mann.
    »Es war töricht von Bruder Ibar, an seiner angeblichen Unschuld festzuhalten, und ebenso töricht ist es von dir.« Er trat ans Fenster der Zelle und starrte einen Moment in den Hof hinunter. Der Leichnam des jungen Mannes pendelte noch am Galgen und zuckte ab und zu als grausiges Zeichen, daß der Tod sich Zeit ließ mit seinem unglücklichen Opfer. Mit Ausnahme des geduldigen Henkers waren alle verschwunden.
    »Interessant… was er zuletzt gerufen hat«, überlegte Eadulf laut. »Hat denn jemand nach den Handschellen gefragt?«
    Bischof Forbassach gab keine Antwort. Er ging zur Tür. Mit der Hand am Griff zögerte er noch einen Moment, wandte sich um und schaute Eadulf mit kaltem, zornigem Blick an.
    »Du hast Zeit bis morgen mittag, Angelsachse, um dich zu entscheiden, ob du mit einer Lüge auf den Lippen sterben oder deine Seele von der Schuld an diesem üblen Verbrechen reinigen willst.«
    »Anscheinend«, erwiderte Bruder Eadulf leise, während Forbassach an die Tür klopfte, um den Wächter herbeizurufen, »liegt dir sehr viel daran, daß ich etwas gestehe, woran ich unschuldig bin. Ich frage mich, weshalb?«
    Einen Augenblick ließ Bischof Forbassach die Maske fallen, und wenn Blicke töten könnten, dachte Eadulf, wäre er in diesem Moment gestorben.
    »Nach morgen mittag, Angelsachse, genießt du nicht mehr den Luxus, dich das fragen zu können.« Die Zellentür öffnete sich, und Bischof Forbassach ging hinaus. Eadulf erhob sich, schritt rasch zu der Tür, als sie sich hinter ihm schloß, und rief ihm durch die kleine vergitterte Öffnung nach: »Dann kann ich noch bis morgen mittag über deine Motive nachdenken. Vielleicht bekomme ich bis dahin heraus, was für üble Dinge hier vorgehen, Forbassach! Was ist mit den Handschellen?«
    Er erhielt keine Antwort. Eadulf lauschte einen Moment den sich entfernenden Schritten im Gang nach und hörte dann, wie eine ferne Tür zuschlug und eiserne Riegel vorgeschoben wurden.
    Eadulf trat zurück. Wieder allein, spürte er, wie sich tiefe Verzweiflung über ihn senkte. Bei allem Bemühen, seine Gefühle vor Forbassach zu verbergen, konnte er sie doch nicht vor sich selbst verleugnen. Er ging zum Fenster und starrte auf den Galgen hinunter. Der Leichnam Bruder Ibars hing nun still, und seine Glieder zuckten nicht mehr. Das Leben war aus ihm gewichen. Eadulf versuchte sich ein Gebet abzuringen, doch es wollten keine Worte kommen. Der Mund war trocken, die Zunge geschwollen. Morgen mittag würde er dort unten an dem Galgen pendeln. Nichts konnte das mehr verhindern.
    *
    Fearna, der große Ort der Erlen, war die Hauptsiedlung der Uí Cheinnselaigh, der Herrscherdynastie des Königreichs Laigin. Die Stadt lag an der Seite eines Berges an einer Stelle, wo zwei von breiten Flüssen durchzogene Täler wie die Arme eines großen Y zusammenkamen und ein einziges weites Tal bildeten, in dem die Flüsse, nun vereinigt, erst südwärts und dann ostwärts dem Meer zustrebten.
    Fidelma und ihre Gefährten hatten die Nacht in Morcas Gasthaus verbracht, dann die Furt durch den breiten Slaney benutzt und waren nun auf dem Weg zwischen dem Slaney und dem Fluß Bann, an dessen Ufern die Hauptstadt der Könige von Laigin lag. Ihre Ankunft zwischen den ausgedehnten Gebäuden aus Holz und Stein erregte keine Aufmerksamkeit, denn viele Reisende, Kaufleute, Händler und Gesandte aus anderen Königreichen, kamen und gingen regelmäßig. Fremde waren in der Stadt so häufig, daß sie nicht auffielen.
    Fearna wurde überragt von zwei Gebäudekomplexen. Auf einem kleinen Vorsprung des Berges am Fluß erhob sich die Festung der Könige von Laigin. Sie war groß, unterschied sich aber nicht von anderen runden Zitadellen, denen man in den fünf Königreichen von Éireann häufig begegnete. Eigenartigerweise war es die Abtei Máedóc,

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