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09 - Vor dem Tod sind alle gleich

09 - Vor dem Tod sind alle gleich

Titel: 09 - Vor dem Tod sind alle gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Ufer. Sie hatte gesehen, daß es ein schmächtiges, zerlumptes, barfüßiges Mädchen war.
    Enda hatte nicht weit von der Stelle gestanden, an der das Mädchen aus den Büschen herausgekommen war; er sauste los und holte es mühelos ein. Er packte es an einem seiner dünnen Arme und drehte es herum. Es schluchzte, weinte und schlug kraftlos mit der freien Hand auf ihn ein.
    Fidelma war schon auf den Holzkai gesprungen und kam Enda zu Hilfe.
    Als sie neben ihm stand, hörte sie, wie Pferde durch die Bäume und Büsche auf den Uferweg stürmten. Sie drehte sich um und schaute in die überraschten Gesichter von Bischof Forbassach und Krieger Mel, die ihre schnaubenden Rösser parierten.
    Sie blickte wieder zu der zerlumpten Gestalt vor ihr.
    »Sie sind hinter mir her! Laßt sie mich nicht umbringen! Ach, bitte, laßt sie mich nicht umbringen!« kreischte das Mädchen. Es war kaum mehr als dreizehn Jahre alt.
    »Dann schlag nicht um dich«, versuchte Fidelma es zu beruhigen. »Wir tun dir nichts.«
    »Sie bringen mich um!« schluchzte das Mädchen.
    »Sie wollen mich umbringen!«
    Fidelma merkte, daß Äbtissin Fainder herbeigekommen war und hinter ihr stand.
    Entsetzt stammelte die Äbtissin: »Das ist ja Schwester Fial. Wir haben dich schon gesucht, Schwester.«
    Fidelma fiel das zerzauste Aussehen des Mädchens auf.
    »Dein Kleid ist ganz naß«, meinte sie. »Bist du im Fluß geschwommen?«
    *
    Eadulf und seine beiden Schützlinge hatten lange Zeit gebraucht, bis sie die Berge überquert hatten, obgleich die Bezeichnung Berge etwas übertrieben war, denn sie erhoben sich kaum über vierhundert Meter. Die Schwierigkeit lag nicht in der Höhe, sondern in dem kahlen, felsigen Boden und darin, daß die Mädchen von ihren Strapazen erschöpft waren. Auch Eadulf selbst war nach wochenlanger Haft in der Zelle und trotz seiner Versuche, sich fit zu halten, nicht in bester körperlicher Verfassung. Beim Anstieg mußten sie häufig eine Ruhepause einlegen.
    Sie hatten sich nach Norden gewandt, zum nordöstlichen Ende der Bergkette, und danach den Weg nach Südwesten eingeschlagen. In der Ferne konnte Eadulf den hohen Schatten des Gelben Berges erkennen, und das bestärkte ihn in der Ansicht, ihre größte Hoffnung, die Nacht einigermaßen geborgen und ohne Gefahr der Unterkühlung zuzubringen, bestünde darin, Dalbachs Rat zu folgen und in der kleinen Ordensniederlassung der heiligen Brigitta von Kildare am Südhang Schutz zu suchen. Doch der Nachmittag verging schnell. Es war noch ein weiter Weg, den sie bis zum Einbruch der Nacht zurückzulegen hatten.

Kapitel 18
    Wenige Minuten nach dem überraschenden Auftauchen Fials und ihrer Verfolger erschien Dego beim Schiff in Begleitung von Coba und mehreren seiner Krieger. Coba schlug vor, sie alle sollten die Behaglichkeit seiner Burg in Cam Eolaing nutzen und dort die Ereignisse besprechen. Fidelma war es noch nicht gelungen, der nach wie vor vollkommen verwirrten Fial irgend etwas Sinnvolles zu entlocken, und von Bischof Forbassach und Mel hatte sie ebensowenig erfahren. Beide schienen plötzlich nicht geneigt, sich irgendwie zu erklären. Die Äbtissin war auch still geworden. Fidelma war noch unentschlossen, als Dego sie darauf hinwies, daß der Tag fortgeschritten war und es bald dunkel würde. Damit war ihr die Entscheidung abgenommen.
    Einige von Cobas Männern kannten den Fluß gut, und sie erboten sich, Gabráns Schiff zum Kai unterhalb der Burg von Cam Eolaing zu bringen. Zwei andere Männer und Enda übernahmen die Pferde und ritten mit ihnen zurück, während Fidelma mit den anderen das Schiff bestieg.
    »Wenn wir deine Burg erreichen, Coba«, erklärte Fidelma dem Fürsten, »werde ich diese Leute verhören und versuchen herauszubekommen, was geschehen ist. Da du Friedensrichter dieses Gebiets bist, meine ich, du solltest als örtlicher Vertreter neben mir sitzen.«
    Bischof Forbassach erhob sofort Einspruch.
    »Coba hat nicht mehr die Berechtigung, als Friedensrichter zu fungieren«, beschwerte er sich scharf.
    »Dadurch, daß er deinem angelsächsischen Freund zur Flucht verhalf, hat er seine Vollmacht verloren. Du warst im Gasthaus dabei, als ich ihm das klargemacht habe.«
    »Die Aberkennung eines Ranges muß vom König ausgesprochen und bestätigt werden«, wies ihn Fidelma zurecht. »Hat Fianamail Coba formell seines Ranges als bó-aire enthoben?«
    Bischof Forbassach schien gereizt.
    »Der König war mit Abt Noé auf der Jagd in den Bergen des Nordens, als ich

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