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09 - Vor dem Tod sind alle gleich

09 - Vor dem Tod sind alle gleich

Titel: 09 - Vor dem Tod sind alle gleich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Fall Eadulf. Weiß Forbassach von deinem wirklichen Verhältnis zu Noé?«
    »Er weiß es«, flüsterte die Äbtissin.
    »Für den Brehon dieses Königreichs scheint der Bischof ein reichliches Maß an Rechtsbeugung hinzunehmen.«
    »Mir ist nicht bekannt, daß Bischof Forbassach das Recht bricht oder beugt«, protestierte die Äbtissin.
    »Ich meine, das weißt du sehr gut! Forbassach ist ebenfalls dein Geliebter, ist das nicht so?«
    Die Äbtissin schwieg unsicher, dann verteidigte sie sich: »Ich glaubte Noé zu lieben, bis ich hierherkam und Forbassach kennenlernte. Das Zölibat ist ja auch nicht von der Kirche vorgeschrieben.«
    »Das stimmt, abgesehen von der Regel, die du befolgst. Eure merkwürdige Dreierbeziehung müßt ihr mit eurem eigenen Gewissen abmachen und mit Forbassachs Ehefrau. Ich weiß, daß er verheiratet ist. Sie muß sich überlegen, ob dieses Verhältnis ein Scheidungsgrund ist oder ob sie sich stillschweigend mit der Situation abfinden will. Weiß Noé von Forbassach?«
    »Nein!« Äbtissin Fainder war puterrot vor Beschämung. »Ich habe versucht, mit ihm zu brechen, aber…«
    »Das ist schwierig, nachdem er dich zur Äbtissin gemacht hat?« ergänzte Fidelma spöttisch.
    »Ich liebe Forbassach.« Das klang fast trotzig.
    »Aber es wird einen hübschen Skandal geben, besonders bei denen, die die Sache Roms und der Bußgesetze verfechten. Nur des Interesses halber, warum hast du dich geweigert, Daig als deinen Schwager und Deog als deine Schwester anzuerkennen? Ich kann nicht glauben, daß es zum Schutz deiner sozialen Stellung geschah.«
    »Ich habe Deog regelmäßig besucht«, widersprach Fainder.
    »Gewiß, aber heimlich und weil ihre Hütte ein abgelegener Ort ist, an dem du dich mit Forbassach treffen kannst.«
    »Du hast deine Frage bereits selbst beantwortet. Du verstehst das nicht, weil du schon immer einen hohen sozialen Rang hattest. Wenn man den nicht hat und ihn endlich erlangt, dann tut man alles – wirklich alles –, um sich das zu erhalten, was man erreicht hat.« Fidelma spürte die Heftigkeit in ihrer Stimme.
    »Alles?« überlegte sie. »Mir fällt ein, daß Daigs Tod dir zum Schutz deiner Stellung recht gelegen kam.«
    »Es war ein Unfall. Er ertrank.«
    »Ich nehme an, du weißt, daß er allein auf Gabráns Wort hin gegen Bruder Ibar ausgesagt hat? Je länger er über den Fall nachdachte, desto weniger glaubte er an Ibars Schuld.«
    Dieser plötzliche Themenwechsel Fidelmas verwirrte Äbtissin Fainder.
    »Das stimmt nicht. Es war Daig, der Bruder Ibar festnahm.«
    »Aber erst, nachdem Gabrán gegenüber Daig behauptet hatte, daß Ibar schuldig sei. Hat Gabrán Daig wirklich die Wahrheit gesagt? Und warum kam Daig, nachdem er seine Aussage gemacht hatte, so plötzlich zu Tode?«
    Fainders Gesicht verzog sich jetzt vor Zorn.
    »Es war ein Unfall. Er ertrank – das habe ich dir doch schon erklärt. Außerdem hat das alles nichts mit mir zu tun.«
    »Vielleicht hätte Daig mehr Licht in die Sache bringen können. Wir wissen es nicht. Und nun ist wieder jemand tot, der uns mehr darüber hätte sagen können.« Sie wies auf Gabráns Kajüte.
    Äbtissin Fainder stand auf und trat Fidelma gegenüber. Anscheinend versuchte sie etwas von ihrem früheren Hochmut zurückzugewinnen.
    »Ich weiß nicht, was du damit meinst oder andeuten willst«, sagte sie kühl. »Ich weiß nur, daß du versuchst, deinen angelsächsischen Freund zu entlasten. Du willst mich beschuldigen und Bischof Forbassach mit hineinziehen, weil wir uns lieben.«
    »Mir scheint«, unterbrach sie Fidelma gelassen, »daß bei allem, was in Fearna passiert, Leute die Gewohnheit haben, getötet zu werden oder zu verschwinden. Darüber würde ich an deiner Stelle mal nachdenken, wenn du so unschuldig bist, wie du behauptest.«
    Äbtissin Fainder starrte Fidelma aus großen dunklen Augen an. Sie war blaß geworden. Sie trat einen Schritt vor und öffnete den Mund, doch da gellte ein schriller Schreckensschrei aus dem Wald am Ufer.
    Einen Moment standen die Äbtissin und Fidelma wie erstarrt vor Überraschung. Der Schrei einer hohen weiblichen Stimme wiederholte sich.
    Fidelma wandte sich zum Ufer um und sah eine kleine Gestalt aus dem Wald herausrennen, anscheinend blindlings, denn sie stürmte ans Ufer und hielt plötzlich an, als ihr der Fluß den Weg versperrte. Dann warf sie sich herum wie eine Schnepfe, schlug Haken, duckte sich und lief fort, so schnell sie konnte.
    »Enda! Rasch!« rief Fidelma und rannte zum

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